Düsseldorf Die Leitzinsen sind so niedrig wie nie. Davon sollten vor allem jene profitieren, die einen Kredit von der Bank brauchen: zum Beispiel Haus- und Wohnungskäufer. Tatsächlich könnten die Konditionen für Baudarlehen kaum besser sein. Anders bei Dispokrediten. Dort ist vom Niedrigzinsumfeld weniger merken. Viele Banken verlangen nach wie vor Zinsen in zweistelliger Höhe, wenn Kunden mit ihrem Konto ins Minus rutschen und einen Dispokredit in Anspruch nehmen. Der durchschnittliche Dispozins liegt bei rund zehn Prozent, zeigt eine Auswertung der Stiftung Warentest. Noch teurer wird es, wenn Verbraucher ihren Dispokredit überziehen. Viele Banken dulden das in einem gewissen Rahmen – kassieren bei sogenannten geduldeten Überziehungen noch kräftiger als beim Dispokredit.
Verbraucherschützer kritisieren diese hohen Zinsen schon seit Jahren. Im vergangenen Monat erzielten sie einen Erfolg: Banken dürfen Kontoinhabern künftig für eine geduldete Dispo-Überziehung kein pauschales Mindestentgelt mehr berechnen. Das entschied der Bundesgerichtshof (BGH) im Oktober nach einer Klage von Verbraucherschützern. Bislang konnte es im Extremfall passieren, dass Kunden ihren Dispokredit um wenige Cents überzogen und dafür Zinsen in Höhe von mehreren Euro zahlen mussten. Dieser Praxis hat der BGH einen Riegel vorgeschoben.
Trotz des BGH-Urteils: Dispokredite und geduldete Überziehungen gehören nach wie vor zu den teuersten Varianten, sich kurzfristig Geld von der Bank zu leihen.
Günstiger sind sogenannte Rahmenkredite. Dabei nehmen Bankkunden keine bestimmte Summe als Kredit auf, sondern bekommen einen Verfügungsrahmen eingeräumt. Sie können den gesamten Rahmen ausschöpfen oder auch nur einen Teil davon. Zinsen zahlen sie nur auf die Summe, die sie tatsächlich in Anspruch nehmen. Die Rückzahlungsbedingungen sind bei Rahmenkrediten in der Regel flexibel. Kreditnehmer entscheiden zudem weitgehend selbst, wie sie den Kreditbetrag zurückzahlen. Banken verlangen oft lediglich eine Mindestsumme pro Rate, zum Beispiel mindestens ein Prozent der in Anspruch genommenen Kreditsumme.
Die Zinsen für Rahmenkredite sind im Schnitt deutlich günstiger als jene für Dispokredite. Eine Auswertung der FMH-Finanzberatung für das Handelsblatt zeigt aber: Es lohnt sich, genau hinzuschauen. FMH hat die Konditionen für Rahmenkredite bei zehn Banken, Volksbanken und Sparkassen verglichen. Dank Werbeaktionen einiger Institute können Kreditnehmer regelrechte Schnäppchen machen. Wer bei Vertragsabschluss nicht aufpasst, zahlt allerdings nach einer gewissen Zeit drauf.
Bonitätsabhängige Angebote können teuer werden
Bei der Volkswagen Bank zahlen Neukunden derzeit im Rahmen einer Aktion für einen Kredit von 2.500 bis 8.000 Euro 2,99 Prozent Effektivzins. Nach den ersten zwölf Monaten steigt der Zins allerdings auf 6,65 Prozent und liegt damit im Mittelfeld der untersuchten Kredite. Ein ähnliches Angebot gibt es dauerhaft von der Online-Bank Bank11direkt. Dort bekommen Kunden ebenfalls eine zwölfmonatige Zinsgarantie für einen Rahmenkredit von 2.000 bis 10.000 Euro. Im ersten Jahr zahlen sie hier 4,85 Prozent. Danach klettert der Effektivzins auf 7,99 Prozent. Bei Bank 11direkt gibt es im Rahmen einer Aktion noch ein anderes Angebot: Für einen Kredit bis 2.000 Euro müssen Kunden in den ersten zwölf Monaten derzeit überhaupt keine Zinsen zahlen. Danach werden 4,99 Prozent fällig.
Im Mittelfeld liegen Institute wie ING-Diba, die PSD Bank Hannover, die Allgemeine Beamten Bank sowie die Volkswagen Bank mit ihrem normalen, nicht aktionsgebundenen Produkt. Kunden zahlen bei diesen Geldhäusern zwischen 5,99 und 6,75 Prozent Effektivzins für Rahmenkredite. Ein Blick ins Kleingedruckte lohnt sich: So bekommen Neukunden bei ING-Diba in den ersten zwölf Monaten der Kreditlaufzeit 30 Prozent der gezahlten Zinsen erstattet.
Den Rahmenkredit der PSD Bank Hannover gibt es wiederum nicht deutschlandweit, sondern nur in der Hannoveraner Region. Und die Allgemeine Beamten Bank bietet eine Zinsgarantie für 48 Monate. Solche Garantien gibt es bei den meisten anderen Geldhäusern nicht, abgesehen von zeitlich begrenzten Werbeaktionen. Die Zinsen können also im Laufe der Zeit deutlich steigen. Dann ist ein Rahmenkredit nicht unbedingt günstiger als ein Dispokredit, warnen Verbraucherschützer.
Richtig teuer kann es bei der Deutschen Bank werden – und zwar von Anfang an. Dort hängt die Höhe des Zinssatzes von der Bonität des Kunden ab. Kunden mit schlechter Bonität zahlen bis zu 10,85 Prozent Effektivzins. Bonitätsstarke Kreditnehmer sind dagegen schon ab 3,99 Prozent dabei.
Auch das sogenannte „Verfügungskonto“ der Santander Consumer Bank ist vergleichsweise teuer: Unabhängig von ihrer Bonität zahlen Kreditnehmer 9,81 Prozent Effektivzins. Darüber hinaus müssen sie pro Monat 2,5 Prozent der in Anspruch genommenen Kreditsumme zurückzahlen, mindestens aber 100 Euro. Auch das ist im Vergleich ein hoher Betrag. Im Gegenzug können Kunden je nach Bonität einen Kreditrahmen von bis zu 30.000 Euro ausschöpfen. Viele andere Angebote gehen höchstens bis 25.000 Euro.
Die günstigsten Rahmenkredite im Überblick
Die Frankfurter FMH-Finanzberatung hat Rahmenkreditangebote exklusiv für das Handelsblatt getestet und die zehn günstigsten Angebote herausgefiltert.
Institut | Produktname | Effektivzins | Kredit- | Mindest- | Besonderheiten |
Volkswagen | Comfort Credit | 2,99 % | 2.500 bis | 1,00 % | Neukunden: |
Bank11 | Dispo Direkt | 4,85 % | 2.000 bis | 1 %, | Zinsgarantie |
ING-Diba | Rahmenkredit | 5,99 % | 2.500 bis | flexibel | Neukunden: |
PSD Bank | DC Kreditrahmen | 6,05 % | max. | 2,00 % | nur regional |
Volkswagen | Comfort Credit | 6,65 % | 2.500 bis 25.000 | 1,00 % | |
Allgemeine | Abruf Plus Kredit | 6,75 % | max. | flexibel | Zinsgarantie |
Santander | Verfügungskonto | 9,81 % | 3.000 bis | 2,5 %, | |
Bank 11 | Dispo Direkt 4000 | 0 % / 4,99 % | max. 4.000 | 1 %, | 0 % für bis |
Deutsche Bank | db-Rahmenkredit | 3,99 % - 10,85 % | 2.500 bis | 2 %, | |
Hamburger | KomfortKredit | 5,75 % - 8,97 % | mind. | 2 %, mind. 10 Euro | 1.500 Euro |
Quelle: FMH-Finanzberatung; Stand: Oktober 2016