Immobilienfonds Adlon-Fonds-Initiator erzürnt Investoren

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Blick auf das Hotel Adlon in Quelle: dpa/dpaweb

Das alles ist clever gemacht: Während Jagdfeld-Firmen viele Millionen für Bauarbeiten, Fondsmanagement und Innenausstattung kassiert haben, liegt das Risiko in erster Linie bei den Fondsanlegern als Eigentümern des Hotels. Und obwohl das Kapital hauptsächlich von anderen kommt, hat Jagdfeld fast uneingeschränkte Macht: Da seine Fundus-Gruppe den Fonds aufgelegt hat, ist er auch dessen Geschäftsführer – und verhandelt in dieser Funktion mit Vertretern seiner eigenen Firmen über Miet- oder Bauverträge. Wie hart er dabei im Interesse der Anleger um Konditionen ringt, bleibt im Dunkeln.

Doch die Anzeichen dafür, dass Jagdfeld seine widerstrebenden Interessen nicht immer fair austariert, mehren sich. Als Fondsgeschäftsführer hat er kürzlich der familieneigenen Adlon Holding (AH), die die Restaurants, Bars und den Wellnessbereich betreibt, einen Pachtverzicht gewährt. Der Deal sieht vor, dass die AH für den Zeitraum von Oktober 2008 bis Dezember 2009 keinen Cent Pacht zahlen muss. Insgesamt soll der Fonds auf 3,6 Millionen Euro verzichten.

Anleger argwöhnen, dass Jagdfeld allzu schnell bereit war, der von seinem Sohn Julius geführten AH die Zahlungen zu erlassen. „Der Verdacht liegt nahe, dass Herrn Jagdfeld die Interessen der Adlon Holding mehr am Herzen liegen als die des Fonds“, sagt Anlegervertreter Heinz Weber, Mitglied des dreiköpfigen Fonds-Verwaltungsrats.

„Meckern kann doch Jeder“

Der Gescholtene selbst beteuert auf der Gesellschafterversammlung immer wieder, er habe aus seiner Sicht „alternativlos und richtig“ gehandelt. Die AH habe in den vergangenen Jahren fünf Millionen Euro Verluste angehäuft. Eine Pleite des Pächters wäre für den Fonds „zehnmal schlimmer“ als der Pachtverzicht, so Jagdfeld. „Dann stünden 7000 Quadratmeter leer.“ Und einen alternativen Pächter für die Bars und Restaurants an der schwierigen Südseite des Hotels gebe es nicht. „Aber wenn mir einer einen liefern kann, soll er sich melden“, ruft er den Anlegern zu. „Meckern kann doch jeder.“

Darüber hinaus gebe es gute Gründe für Kulanz gegenüber der AH, argumentiert Jagdfeld weiter. Schließlich hätten langwierige und laute Bauarbeiten auf dem Hotelgelände deren Geschäfte massiv beeinträchtigt. Die Frage eines Anlegers, ob für die Bauverzögerungen nicht die ihm gehörende Baufirma Bredero zur Verantwortung gezogen werden könne, verneint Jagdfeld kurz angebunden.

Unkonzentriert und dünnhäutig

Die scharfe Kritik am schweren Interessenkonflikt lässt ihn kalt. Verflechtungen seien in Deutschland völlig normal und „an sich nichts Unmoralisches“, meint er. In diesem Fall hätten sie sogar positive Folgen für den Fonds und die Anleger. Denn weil die AH seiner Familie gehöre, stehe sie weiter „loyal“ zum Hotel. „Jeder andere Pächter wäre längst ausgezogen,“ sagt Jagdfeld.

Nach diesen Worten geht ein kollektives Raunen durch den Saal. Immer mehr Anleger äußern mit Zwischenrufen ihren Unmut, vereinzelt sind Buhrufe zu hören. Anders als in den Vorjahren gelingt es dem charismatischen Jagdfeld nicht, eine Mehrheit der Zuhörer auf seine Seite zu ziehen. Der 63-Jährige wirkt unkonzentriert, wiederholt müssen ihn Zuhörer bitten, lauter zu sprechen. Auf Kritik reagiert er dünnhäutig: „Lassen Sie mich meinen Vortrag halten, wie ich will“, weist er einen Zwischenrufer zurecht, der ihn aufgefordert hatte, zum Punkt zu kommen.

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