Indexfonds Anleger profitieren von Preiskampf

Die Vorteile börsengehandelter Indexfonds hat Starinvestor Warren Buffett längst erkannt. Auch immer mehr Privatanleger entdecken die Produkte.

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Warren Buffett hat gewettet: Mit einem ETF auf den S&P 500 tritt er gegen ein Hedgefonds-Portfolio an. Nach sechs Jahren ist klar: Buffett hat die Nase vorn. Quelle: AP

Er gilt als gewiefter Investor, als Meister der Aktienauswahl und erfolgreicher Value-Anleger. Warren Buffetts Investitionen gehen zwar nicht immer auf, aber doch meistens. Immerhin hat er es zu einem Milliardenvermögen gebracht. Oft wird über seine Investitionen in Einzelunternehmen wie Coca-Cola, Procter & Gamble oder Wal Mart berichtet. Weniger bekannt: Er ist bekennender Anhänger börsennotierter Indexfonds, sogenannter Exchange Traded Funds, kurz ETFs.

Buffett ist sicher, dass viele aktiv gemanagte Anlagen ihre Gebühren nicht verdienen, weil nach deren Abzug für den Anleger nicht mehr viel übrig bleibt. Seine Überzeugung ist so groß, dass er sich vor ein paar Jahren sogar auf eine öffentliche Wette eingelassen hat. Dabei tritt Buffett mit einem einfachen Aktienindexfonds gegen das Portfolio eines Hedgefonds an. Während der Starinvestor auf den S&P 500 setzte, wählte Ted Seides von Protégé Partners fünf Hedgefonds aus. Nach zehn Jahren wird abgerechnet. Die Wette läuft seit 2008 und Buffett liegt klar vorne.

Natürlich ist diese Wette alles andere als wissenschaftlich fundiert und eignet sich kaum als Beweis dafür, dass Indexinvestments in der Regel besser abschneiden als aktiv gemanagte Fonds. In Studien wurde aber genau das schon oft bewiesen. Nur die wenigsten Fondsmanager schaffen es, ihren Vergleichsindex zu schlagen – und schon gar nicht dauerhaft. Hohe Gebühren belasten natürlich zusätzlich die Performance. Und die würde Buffett wohl niemals zahlen.

Privatanleger sollten sehr genau auf die Kosten schauen, bevor sie sich für ein Produkt entscheiden. Während die Gebühren von aktiv verwalteten Fonds auf hohem Niveau stagnieren, ist auf dem ETF-Markt in den vergangenen Wochen ein wahrer Preiskampf ausgebrochen – zur Freude der Anleger. Den Dax gibt es jetzt bei der Deutschen Bank, genauer bei DB X-Trackers schon für neun Basispunkte. iShares berechnet für einen Indexfonds auf den amerikanischen S&P 500 nur noch 0,07 Prozent Gesamtkosten im Jahr.

Es geht aber noch billiger: Source hat die Gebühr für sein Papier auf den S&P 500 von ehemals 0,2 Prozent auf nur noch homöopathische 0,05 Prozent gesenkt.  „Viel billiger geht es nicht mehr“, sagt Kai Bald, verantwortlich für den Vertrieb passiver Anlageprodukte bei Deutsche Asset Wealth Management, dem Vermögensverwalter der Deutschen Bank.

Aktive Fonds werden teuer, passive billiger

Zum Vergleich: Die Gesamtkostenquote von aktiv verwalteten Fonds liegt bei durchschnittlich 1,85 Prozent, hat die Ratingagentur Morningstar errechnet. Die Gebühren sind seit dem Beginn der Finanzkrise 2007 sogar gestiegen, damals lagen sie noch bei 1,8 Prozent. Während die Fondshäuser an der Preisschraube drehen, drücken die ETF-Anbieter die Kosten.

„Der Preiskampf zeigt, dass der Wettbewerb seine positive Kraft zum Nutzen der Verbraucher in diesem Markt entfalten kann, und es gibt nichts, worüber wir uns als Verbraucherschützer mehr freuen würden“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Bei den aktiv verwalteten Fonds sei leider das Gegenteil der Fall. „Weil diese verkauft werden müssen, besteht immer die Gefahr, dass die Interessen des Vertriebs über den Interessen der Kundschaft gestellt werden.“

Kai Bald von DB X-Trackers bringt es auf den Punkt: „Fonds werden verkauft, ETFs werden gekauft.“ Damit spricht er ein leidiges Problem der Branche an: In den Bankfilialen werden die passiven Produkte so gut wie gar nicht empfohlen. Im Gegenteil. Die Bankberater setzten auf aktive gemanagte Fonds, die aber eben viel teuer sind und oft nicht besonders gut abschneiden. Trotzdem landen die Produkte in den Depots der Bankkunden, denn die Geldhäuser verdienen damit mehr Geld als mit den extrem günstigen ETFs.

Verbraucherschützer wie Nauhauser bemängeln schon lange, dass das nicht im Sinne des Kunden ist. „Je besser informiert die Anleger sind, desto schwieriger haben es die Finanzdienstleister, mit provisionsgeladenen und intransparenten Produkten am Markt zu bestehen“, sagt der Finanzexperte. „Den allermeisten Anlegern bleibt angesichts fehlender Kenntnisse aber nichts anderes übrig, als auf ihren Berater zu vertrauen. Und solange dieser auf Provisionsbasis berät, bleibt den Anlegern der Zugang zu den effizienten Produkten leider verwehrt.“

Gut informierte Selbstentscheider hingegen greifen immer öfter zu ETFs. Das zeigt auch eine aktuelle Studie von Ergo Kommunikation und Finanzen.net. Der Umfrage zufolge nutzen 62 Prozent der befragten Anleger die leicht verständlichen und günstigen Bausteine für ihre Geldanlage.

Diese Aktien hat Buffett im Depot

Auf diesen Trend setzen natürlich auch die ETF-Anbieter. Blackrock beispielsweise hat ein Basisangebot von zehn Produkten gebildet, die prominente Indizes für Aktien und Anleihen abbilden. Diese ETFs sollen künftig bei Partnern wie Onlinebrokern platziert werden, die direkten Kontakt zum Anleger haben. Auch die Deutsche Bank hat sechs Aktien-ETFs als Basis-Depotbausteine ausgerufen, die es für einheitlich 0,09 Prozent Gebühren pro Jahr gibt. Dass Anleger aufgrund der Gebührensenkungen in die billigeren Alternativen wechseln, glauben Experten nicht. „Neues Geld wird aber ganz sicher in die günstigeren Produkte fließen“, so Bald. Die Deutschen sind nämlich sehr sensibel, wenn es um Transaktionskosten geht.

Anleger haben eine klare Präferenz

Gerade für Langfristanleger sind die Kosten ein wichtiger Punkt. Wer beispielsweise 10.000 Euro in Aktien investiert, könnte sich bei einer angenommenen jährlichen Rendite von acht Prozent – was der langfristigen Rendite von Aktien entspricht – nach zehn Jahren über 21.589,25 Euro freuen. Allerdings vor Kosten.

Wer sich für einen aktiv gemanagten Fonds mit 2,5 Prozent Ausgabeaufschlag und 1,25 Prozent Gebühren pro Jahr entscheidet, schafft nur noch 18.736,28 Euro. Ein börsengehandelter Indexfonds mit einer Gebühr von 0,09 Prozent käme auf immerhin 21.410,01 Euro.

Welche Rendite die Dax-Aktien liefern
Dividendenrendite sinktFast 9800 Punkte Mitte Januar: Über die vergangenen zwölf Monate ist der Dax zu neuer Höchstform aufgelaufen. Doch kaum eines der großen deutschen Unternehmen wird die Dividende je Aktie im gleichen Maß anheben, wie die Kurse angezogen sind. Nach Berechnungen der Commerzbank (Stichtag 20.1.2014) ist die Dividendenrendite, das Verhältnis von der Ausschüttung je Aktie zum Kurs, im Dax flächendeckend gesunken. Und mit K+S, Eon oder RWE liegen gerade solche Unternehmen vorn, deren Kurse sich weniger berauschend entwickelt haben. Die Dividende dagegen schwankt nicht so stark, sie kann gleich bleiben oder nur leicht zurückgehen. Quelle: dpa
Platz 1: Munich ReAktionäre des größten weltweiten Rückversicherers können sich freuen: Voraussichtlich wird kein anderer Dax-Konzern 2014 relativ zum Aktienkurs mehr ausschütten. Zum 20.1. errechnet die Commerzbank eine Dividendenrendite von 4,59 Prozent. Damit kommen Anteilseigner jedoch schlechter weg als noch vor einem Jahr. Damals betrug das Verhältnis von Dividende zu Kurs mehr als fünf Prozent. Grund: Munich Re könnte laut Studie mit 7,25 Euro nur 25 Cent mehr ausschütten als noch 2013. Das wäre ein geringer Anstieg angesichts satter Kursgewinne (+12 Prozent) im vergangenen Jahr. Quelle: dpa
Platz 2: EonDividendenrenditen von mehr als sieben Prozent wie im vergangenen Jahr kann auch der Energieversorger Eon seinen Aktionären nicht mehr liefern. Atomausstieg und Erneuerbares Energiegesetz (EEG) hat dem Versorger zugesetzt. Nach einem Gewinneinbruch von mehr als 50 Prozent, schaffte der Aktienkurs auf Jahressicht lediglich ein Plus von 1,76 Prozent. Laut Commerzbank könnte Eon daher die Dividende von 1,10 Euro auf 60 Cent kürzen. Dennoch bietet das Unternehmen Aktionären im Dax-Vergleich mit 4,39 Prozent Rendite noch den zweitgrößten Ertrag im Verhältnis zum Aktienkurs. Quelle: dpa
Platz 3: K+SWegen politischer Querelen zwischen Russland und Weißrussland hat der Aktienkurs des Düngemittel-Herstellers im vergangenen Jahr eine rasante Talfahrt durchgemacht. Als die beiden Großkonzerne Uralkali (Russland) und Belaruskali (Weißrussland) ihr Kartell beendeten und damit einen Preisverfall auf dem Markt für Düngemittel auslösten, riss es auch die K+S-Aktie nach unten. In den vergangenen zwölf Monaten büßten K+S-Papiere rund 33 Prozent ein. Die Dividende allerdings könnte weniger stark nachgeben: die Commerzbank rechnet mit Kürzungen von 40 Cent je Aktie – oder 28 Prozent. Dann würde die Dividendenrendite insgesamt nicht fallen, sondern im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht anziehen, von vier auf 4,07 Prozent. Quelle: dpa
Platz 4: Deutsche TelekomAktionäre der Deutschen Telekom können über 3,98 Prozent Dividendenrendite freuen, schätzt die Commerzbank. Das wäre das viertbeste Verhältnis zwischen Ausschüttung je Aktie und Kurs. Die meisten dürfte das dennoch enttäuschen: im Vorjahr konnten Anteilseigner noch 8,14 Prozent Dividendenrendite einstreichen. Grund für den starken Rückgang: Während die Telekom ihre Dividende je Aktie laut Commerzbank für 2014 von 70 auf 50 Cent sogar senken könnte, war der Aktienkurs binnen eines Jahres um 42,6 Prozent gestiegen. Quelle: dpa
Platz 5: AllianzAuch die Allianz hat mit geschätzten 3,95 Prozent eine niedrigere Dividendenrendite vorzuweisen als im vergangenen Jahr (4,29 Prozent). Trifft die Einschätzung zu, würde das Verhältnis zwischen Dividende und Aktienkurs etwa auf dem Stand von 2007 liegen. Der Aktienkurs des Versicherers ist um rund 19,5 Prozent gestiegen. Bei der absoluten Dividende erwarten die Analysten der Commerzbank einen Anstieg von 4,5 Euro auf 5,25 Euro je Aktie. Quelle: dpa
Platz 6: RWEMit RWE findet sich ein weiterer Versorger unter den Dax-Konzernen mit der höchsten Dividendenrendite. Sie soll für das Jahr 2013 bei 3,71 Prozent liegen und ist damit rund 2,7 Prozent niedriger als im Vorjahr. Wie Eon und EnBW hatte auch RWE mit der Energiewende und den daraus entstehenden Verlusten zu kämpfen. Die Commerzbank erwartet, dass der Versorger seinen Anlegern einen Euro pro Aktie statt zwei Euro wie im vergangenen Jahr zahlt. Der Kurs der RWE-Aktie hat im vergangenen Jahr rund 4,1 Prozent verloren. Quelle: dpa

Noch extremer fällt die Differenz bei längeren Laufzeiten aus. Wer sein Geld für 25 Jahre anlegt, erzielt 67.072,16 Euro mit dem ETF, aber nur 49.911,62 Euro mit dem aktiven Fonds. Der Markt – ganz ohne Kosten – schafft es auf 68.484,75 Euro. Das Beispiel zeigt: Die Gebühren zehren merklich an der Rendite – gerade langfristig. Wer günstige Produkte wählt, profitiert quasi doppelt vom Zinses-Zins-Effekt. Das Fondsmanagement muss schon sehr gut sein und den Markt deutlich schlagen, damit sich die Kosten amortisieren.

Kein Wunder also, dass immer mehr Anleger Indexfonds für sich entdecken. Allerdings ist ihr Marktanteil in Europa noch immer gering. „Ohne Geldmarktfonds sind derzeit in europäischen börsennotieren Indexvehikeln knapp 333 Milliarden Euro investiert“, so Morningstar-Experte Ali Masarwah. „Das ist ohne Zweifel viel und nahe des historischen Höchststands. Im Vergleich mit den aktiv verwalteten Fonds sind ETFs allerdings nach wie vor in Europa eher eine Randerscheinung.“

Diese Aktien hat Buffett im Depot (2)

Aktiv verwaltete Fonds brachten zuletzt 4.914 Milliarden Euro auf die Waage. ETFs machen also gerade einmal 6,3 Prozent des europäischen Fondsmarkts aus. In den USA liegt die Passiv-Quote immerhin schon bei rund 22 Prozent. Tendenz steigend. Die Beratungsgesellschaft PwC sagt der Branche auf jeden Fall eine rosige Zukunft voraus.

Es sind vor allem physische ETFs, die sich bestens verkaufen. Diese Produkte bauen den Index wirklich eins zu eins nach, während synthetische Indexfonds mit Swaps arbeiten. „Synthetische ETFs werden immer weniger nachgefragt. Anleger haben eine klare Präferenz für physische Produkte entwickelt“, sagt Kai Bald. „Dieser Trend ist in den Statistiken schon seit zwei bis drei Jahren zu beobachten.“

Buffetts Frau soll in ETFs investieren

Die Deutsche Bank hat darauf reagiert und zu Beginn des Jahres 18 Indexfonds umgestellt. Mittlerweile sind 32 ETFs unter der Marke DB X-Trackers physisch, weitere zwölf Produkte werden bis Ende des Jahres folgen. Auch Lyxor stellt zum 11. Juli drei ETFs auf den französischen CAC 40, den spanischen Ibex 35 und den Dax um. Marktführer iShares bietet sowieso voll replizierende oder – je nach Index – optimierte ETFs an.

Dass physische Produkte auf dem Vormarsch sind, überrascht Verbraucherschützer Nauhauser nicht. „ETFs mit Swap-Konstruktionen setzen immer ein gewisses Vertrauen in den Finanzmarkt und die Banken voraus“, sagt er. „Aus gutem Grund sind viele Anleger hier misstrauisch geworden und meiden dann diese Produkte.“

Grundsätzlich ist Nauhauser ein Anhänger von ETFs.  „Für eine erfolgreiche Anlage in Aktienmärkten sind nur zwei Dinge von Bedeutung: Risikostreuung und Kosten“, sagt der Finanzexperte. „ETFs auf marktbreite Aktienindices ermöglichen eine sehr breit diversifizierte Geldanlage. Und weil sie mit einem günstigen passiven Management auskommen und keine laufende Vertriebsvergütung bezahlen, sind sie überdies kostengünstig.“

Argumente, die auch Starinvestor Warren Buffett zu überzeugen scheinen. Obwohl er selbst über einen langen Zeitraum den amerikanischen Aktienmarkt deutlich geschlagen hat, glaubt er, dass die meisten Anleger besser einen kostengünstigen ETF kaufen sollten statt eines aktiv gemanagten Fonds.

Und in seinem Aktionärsbrief hat er jüngst verraten, was er in seinem Testament verfügt hat. Seine Frau soll das Geld, das er ihr vererbt, zu 90 Prozent in einen Indexfonds auf den S&P 500 und zu zehn Prozent in kurzlaufende Staatsanleihen investieren. Ein Ritterschlag für die ETF-Branche.

 

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