Investment Fonds locken Anleger in den Wald

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Zimmermann: Konjunktureinbruch Quelle: ZB

Ins Minus rutschte der Forstindex im Jahr 2001. Damals sorgte die geplatzte Aktienblase für Stress im Finanzsystem. Einige Investoren standen so unter Druck, dass sie auch Waldanteile liquidierten – nur, um flüssig zu bleiben. Es ist möglich, dass sich dergleichen im Zuge der aktuellen Finanzkrise noch wiederholt, eventuell sogar in verschärfter Form. Denn der weltweite Konjunktureinbruch dämpft gleichzeitig die Nachfrage nach Holz als Baumaterial sowie als Rohstoff für die Herstellung von Möbeln, Zellstoff und Papier.

Investoren, die jetzt noch nicht im Wald feststecken, muss das nicht unbedingt schrecken. Schließlich erhielten sie so möglicherweise die Chance auf das eine oder andere Schnäppchen. Mit Blick auf US-Forstinvestments sollten potenzielle Waldinvestoren die hohen Renditen aus der Vergangenheit trotzdem nicht einfach in die Zukunft fortschreiben. Denn die Renditekurve flacht dort im langjährigen Trend ab. Grund: Die Vermögensklasse Wald ist in den USA ausgereifter und der Markt somit transparenter als in anderen Regionen der Welt. Entsprechend schwieriger ist es dort für Investoren geworden, lukratives Forstland aufzuspüren. Global gilt aber: Die langfristige Perspektive für Waldinvestments stimmt nach wie vor – trotz Finanzkrise und Rezession.

Etwa vier Milliarden Hektar Wald bedeckt die Erdoberfläche. Davon gelten 870 Millionen Hektar als anlagefähiges Waldland, mit einem geschätzten Wert von 480 Milliarden Dollar. Investoren weltweit haben aber erst 25 Milliarden Dollar in Wald gesteckt, aber 30.000 Milliarden Dollar in Aktien. „Diese Zahlen zeigen, wie unterrepräsentiert Wald noch in den Depots ist“, sagt Henrik Lundqvist, Leiter des Portfoliomanagements bei der International Woodland Company (IWC) in Kopenhagen. Das dänische Unternehmen ist der führende europäische Forstmanager, der weltweit Forstflächen im Wert von rund zwei Milliarden Dollar betreut. Lundqvist ist überzeugt, dass die Nachfrage nach Waldinvestments weiter steigen wird, weil die Holznachfrage schneller wächst als der Wald.

Holznachfrage wird vom Anstieg der Weltbevölkerung getrieben

Die Holznachfrage wird vor allem vom Anstieg der Weltbevölkerung getrieben. Nach einer Prognose des United Nations Department of Economic and Social Affairs werden 2050 gut neun Milliarden Menschen die Welt bevölkern – derzeit sind es etwa 6,5 Milliarden. Die Welternährungsorganisation FAO rechnet bis 2050 mit einem Holz-Verbrauchsanstieg um mindestens 50 Prozent. „Die weltweite Klimaschutzpolitik und die verstärkte Förderung des Einsatzes von erneuerbaren Energien, wozu Holz zählt, werden diesen Trend noch verstärken“, glaubt Sabine Gryselka vom Institut für Weltforstwirtschaft der Universität Hamburg. Zwar hatte Wald im vergangenen Jahrhundert als Rohstoffquelle gegenüber Kohle und Erdöl an Bedeutung verloren, doch der Trend hat inzwischen wieder gedreht. Holz ist ein klimaneutraler Brennstoff.

Die weltweit steigende Holznachfrage trifft auf ein Angebot, das sich nicht beliebig ausweiten lässt. Zwar bestehen bereits fünf Prozent der weltweiten Waldfläche aus Forstplantagen, und es werden jährlich weltweit 3,8 Millionen Hektar aufgeforstet. Doch unter dem Strich schrumpft die Waldfläche. Sabine Gryselka hat nachgerechnet: „Auf der Erde verschwindet alle 2,5 Tage eine Waldfläche, die der Fläche Berlins entspricht – oder alle 311 Tage die Waldfläche Deutschlands.“ Besonders in Afrika, Südamerika und Teilen Asiens vollzieht sich der Waldflächenverlust seit Jahrzehnten nahezu ungebremst. Die größten Verluste zu beklagen haben Brasilien und Indonesien.

So überzeugend die Investmentstory von Wald auch ist, heikel wird es bei der konkreten Umsetzung, vor allem aus Sicht eines Privatanlegers. Wo soll er investieren – wenn überhaupt? Ein paar Hektar deutschen Wald kaufen und sich fühlen wie ein kleiner Thurn und Taxis? Klingt verlockend, ist aber nur etwas für Hobbyförster. Denn Kaufen und Stehenlassen funktioniert nicht. Fällen, Pflanzen und Pflegen ist ein mühsames und teures Geschäft. Ein Miniwald rechnet sich in hiesigen Breiten nicht. Der Besitz muss groß genug sein, um sich rentabel bewirtschaften zu lassen. Sonst übersteigen die Kosten rasch den Gewinn aus dem Verkauf des Holzes. Über den Daumen gelten 1000 Hektar als Mindestgröße. Dafür wären dann je nach Lage, Boden und angepflanzter Holzarten fünf bis zehn Millionen Euro Eintrittsgeld zu zahlen.

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