Investmentfonds Das Risiko eines neuen Fondsmanagers

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Dietmar Zantke: Kein Job-Hopper, aber nach zwölf Jahren bei der zum LBBW-Konzern gehörenden BW-Bank hat er sich mit alten Kollegen selbstständig gemacht

Dietmar Zantke ist da schon eine Ausnahme. Zwölf Jahre lang managte er erfolgreich Rentenfonds für die BW-Bank, die heute zur Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gehört. Rund sieben Milliarden Euro liefen unter seinem Kommando in drei erfolgreichen Publikums- und vielen Spezialfonds für Großanleger. Die kleine BW-Bank galt einst als Kaderschmiede für erfolgreiche Fondslenker. „Dort arbeiteten Individualisten, sie waren Unternehmer im Unternehmen mit vielen Freiheiten“, sagt ein Ehemaliger. Unter dem Dach der politisch dominierten und besonders hart von der Finanzkrise getroffenen Landesbank – vergangene Woche gab es in Stuttgart sogar eine Hausdurchsuchung wegen Untreueverdachts – verloren die Manager offenbar diese Freiheit. Viele fanden bei anderen Geldverwaltern Unterschlupf – oder machten sich selbstständig. Im Juni verabschiedete sich auch Zantke und folgte dem Beispiel vieler Kollegen: Nebenwertespezialist Heiko Veit ging zur Privatbank Metzler, Anleiheexperte Bernd Früh schloss sich der Vermögensverwaltung Tiberius an, Eugen Weinberg wurde Rohstoffspezialist der Commerzbank. Die Stuttgarter Vermögensverwaltungen Steinhart & Stahl sowie Röcker & Walz wurden von BW-Bankern gegründet.

Zantke-Anleger ziehen Gelder ab

Klar, Fondsgesellschaften finden leicht Nachfolger für die Abgänger – doch oft sind diese nicht so erfolgreich. Der Aktienfonds Fidelity European Growth etwa konnte nach dem Abgang des langjährigen Erfolgsgaranten Anthony Bolton im Jahr 2002 kaum mehr an alte Renditen anknüpfen. Auch beim Aktienfonds Templeton Growth sehnen sich Anleger nach Zeiten, in denen Legenden wie John Templeton und Mark Holowesko das Sagen hatten.

Zantkes Nachfolger bei den LBBW-Fonds ist ein unbeschriebenes Blatt. Die Quittung: Seit September wurden aus den ehemaligen Zantke-Publikumsfonds rund 140 Millionen Euro abgezogen.

Große Häuser verlieren aktuell Leute

Relativ leicht zu verkraften seien Abgänge, wenn es fest definierte Regeln für Fondsmanager gibt, meint Lars Kolbe, Vorstand und Dachfondsmanager bei Starcapital in Oberursel. Manchen Managern bleibt wegen interner Regeln kaum etwas anderes übrig, als schlicht Aktien aus bekannten Indizes wie dem Euro Stoxx zu kaufen. "Das ist ein industrialisierter Fabrikationsansatz, und der ist bei großen Häusern notwendig. Er beschneidet den kreativen Spielraum der Manager, hat jedoch den Vorteil, wenn Müller geht, kann es Schulze machen", sagt Kolbe.

Gerade die großen Häuser verlieren aktuell Leute. Der frühere Cominvest-Dachfonds-Chef Thomas Romig ging zur genossenschaftlichen Union Investment, nachdem die Commerzbank ihre Tochter Cominvest an Allianz Global Investors verkauft hatte. Die ihrerseits verlor Dirk Enderlein, einen anerkannten Europa-Spezialisten. Bei Enderleins größtem Fonds, dem Allianz RCM Wachstum Europa, kommt Thorsten Winkelmann ans Ruder, der bereits seit acht Jahren bei dem Fondshaus arbeitet und von Enderlein lernen konnte. Die Fondsanalysten von Morningstar sind überzeugt, dass er die Fußstapfen seines Vorgängers ausfüllt.

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