Kfz-Versicherung Wann die Wechselrallye bei der Autoversicherung lohnt

Autoversicherer locken Neukunden derzeit mit niedrigen Prämien. Das Sparpotenzial für Versicherte ist enorm und auch die Leistungen verbessern sich. Wie Autofahrer günstige Policen mit passenden Leistungen finden.

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So sparen Sie bei Ihrer Kfz-Versicherung
Fahrzeugtyp entscheidendSportwagen versus Familienwagen: Bei einem BMW ist Diebstahlrate deutlich höher als bei einem Familienvan. Ein VW-Golf ist häufiger in Unfälle verwickelt als ein Fiat Panda. Fahrzeugtyp und Klasse sind entscheidend, wenn es um die Beitragshöhe in der KfZ-Versicherung geht.Quelle: Die Tipps wurden zusammengestellt von der Versicherungsmanager-App Knip. Quelle: obs
Günstiger auf dem LandIn Großstädten wie Berlin ist sowohl das Diebstahlrisiko als auch die Unfallgefahr größer, was sich im Versicherungsbeitrag bemerkbar macht. Wer sein Auto hingegen in einer ländlichen Gegend anmeldet, verringert das Risiko und kann somit auch Geld sparen. Quelle: dpa
Geringere Beiträge für FamilienAuch der Familienstand des Autobesitzers hat Einfluss auf den Versicherungsbeitrag. Bei verheirateten Paaren mit Kindern geht man eher von einem vorsichtigen Fahrstil und somit einem geringen Unfallrisiko aus – dementsprechend sind auch die Beiträge geringer. Quelle: dpa
Zweitwagenregelung nutzenAber auch Fahranfänger können sparen: einfach von der Zweitwagenregelung Gebrauch machen und das Fahrzeug zum Beispiel bei den Eltern mitversichern. Schon wird der Anfänger nicht mehr als solcher eingestuft. Quelle: CMS
Marderschäden versichernKaputte Schläuche durch Marderbisse sind häufig durch die Versicherung abgedeckt. Folgeschäden jedoch nicht. Weil Schäden aber manchmal eine Weile unentdeckt bleiben, sollten auch die Folgeschäden mitversichert werden. Quelle: obs
Nutztiere einschließen„Haarwild“, das sind Wildschweine, Rehe und Hasen. Unfälle mit genau diesen sind meist abgedeckt. Vögel und Nutztiere, wie zum Beispiel Kühe oder Schafe gehören nicht dazu, sollten aber bestenfalls eingeschlossen werden. Quelle: dpa
Werkstattbindung prüfenMit einer Werkstattbindung wird der Versicherungsbeitrag geringer. Insgesamt können die Kosten dann aber steigen, weil Vertragswerkstätten teurer sind. Quelle: dapd

Wenn sich die Blätter färben, beginnt bei den Kfz-Versicherern die heiße Jahreszeit. Noch bis Ende November können die meisten Versicherten ihre Verträge kündigen, um im neuen Jahr in einen günstigeren oder leistungsstärkeren Tarif zu wechseln. Mit Blick auf das Neugeschäft legen sich die Gesellschaften ins Zeug. „Bis zu 250 Euro sparen“, verspricht etwa der Direktanbieter Direct Line. „Willkommen beim besten Kfz-Versicherer“, prahlt die Huk Coburg. „Das Beste, was Ihrem Auto passieren kann“, wirbt CosmosDirekt.

Wie sich der Wechsel für die Autofahrer lohnen kann , zeigt eine Auswertung des Analysehauses Nafi. Der Betreiber der detailliertesten Tarif-Datenbank ermittelte Durchschnittsprämien auf Basis von mehr als 300 Tarifen und rund 75.000 Kundenprofilen. „Im Vergleich zur Wechselsaison des vergangenen Jahres sinken die Prämienniveaus“, sagt Nafi-Geschäftsführerin Ivana Höltring.

Das Tarifniveau in der Haftpflicht sinkt zum Vorjahr um 1,7 Prozent, Haftpflicht-Teilkasko-Tarife vergünstigen sich um 3,1 Prozent und die Kombination Haftpflicht-Vollkasko sogar um 3,6 Prozent.

Wie dieser Trend bei den Kunden ankommt, zeigt die Untersuchung der tatsächlich verkauften Policen. Im Jahresendgeschäft der ersten drei Oktoberwochen vergünstigten sich die Prämien der von den Kunden gezeichneten Vollkasko-Haftpflichtpolicen um rund 3,2 Prozent. Bei Teilkasko-Haftpflicht-Verträgen lagen die Abschläge bei knapp vier Prozent. „Die Preise gehen tendenziell nach unten, unabhängig vom Vertriebsweg und Leistungsumfang der Tarife“, erklärt Höltring.

Städte mit den größten Preisunterschieden bei der Kfz-Versicherung

Versicherte, die jetzt die Wechselrally nutzen, fahren günstiger als Autobesitzer, die unterjährig, etwa bei einem Wechsel des Fahrzeugs abschließen. Denn bei Verträgen, die Autofahrer seit Anfang des Jahres bis Mitte Oktober abschlossen, stiegen die Haftpflicht- und Vollkasko-Prämien.

Die neuerliche Preisrally dürfte für die Branche ungelegen kommen. Schon vor einigen Jahren lieferten sich die Versicherer in der Kfz-Sparte einen Kampf um Marktanteile. Im Zuge sinkender Prämien mussten die Gesellschaften Verluste hinnehmen. Danach stiegen die Beiträge wieder. Neben dem Preiskampf unter Konkurrenten entwickelt sich der Vertrieb über Vergleichsportale zunehmend zu einem Ärgernis für die Versicherer.

Was Vergleichsportale taugen

Die Frist für den Wechsel der Kfz-Versicherung läuft noch bis zum 30. November. Ein exklusives WirtschaftsWoche-Ranking offenbart, welche Versicherer besonders zufriedene Kunden und den besten Service haben.
von Andreas Toller

„Die Prämien der Policen, die Kunden im Internet selbst berechnen und direkt abschließen, liegen je nach Sparte im Schnitt zwischen 20 und 35 Prozent unter den Beiträgen im klassischen Vermittlergeschäft“, sagt Höltring. Die Kunden würden sich im Direktgeschäft überproportional häufig für Basistarife mit Werkstattbindung entscheiden. Diese Tarife sind günstiger als die leistungsstärkeren Standard- oder Premiumtarife. Außerdem sei der Anteil an bonitätsschwachen Kunden, die über Internetmakler zu den Versicherern gelangen, besonders hoch.

Die Vertriebskosten vor Ort und im Internet sind beinahe identisch. Das Portal Vergleich.org ermittelte, dass Internetmakler im Schnitt 77 Euro Abschlussprovision für eine vermittelte Police einstreichen. Das Portal bemängelte, dass deshalb "wichtige Versicherer wie Huk24 oder WGV-online in den Ergebnislisten" vieler Internetmakler fehlen.

Musterkunden der Studie

„Viele Verbraucher denken tatsächlich, dass es sich hierbei um vollkommen unabhängige und im Sinne der Verbraucher handelnde Portale handelt“, erklärt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute, der vor allem stationäre Makler vertritt, reichte beim Landgericht München zuletzt eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs gegen Check24 ein.

Wie groß das Sparpotenzial beim Wechsel ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Je nach Fahrzeug, Wohnort und Halter variieren die Beiträge stark. Drei Tarifvergleiche für konkrete Kundenprofile von Nafi zeigen große Beitragsunterschiede. Bei dem Vergleich für eine junge Familie mit zwei Kindern verlangt der günstigste Versicherer knapp ein Drittel der Prämie, die beim teuersten Tarif anfällt (siehe Tabellen am Ende des Artikels). Bei den anderen Vergleichen sind ebenfalls hohe Sparpotenziale drin.

Zehn nützliche Tipps zur Autoversicherung

Ein Wechsel kann nicht nur wegen günstigerer Prämien lohnen. In den vergangenen Jahren wurden die Leistungen bei der Mehrzahl der Tarife immer besser. Die meisten Policen bieten derzeit in der Haftpflicht etwa Deckungssummen von 15 Millionen Euro. Bei älteren Policen waren noch acht Millionen Euro Usus. In Altverträgen sind etwa Folgeschäden nach Marderbissen nur mit 2.000 Euro oder gar nicht gedeckt, bei neuen Policen sind es bis zu 5.000 Euro. Ähnliches gilt für Sonderausstattungen wie etwa Ledersitze oder Sportlenkräder: Hier steigt die Deckung oftmals von 3.000 Euro bei älteren Tarifen auf 5.000 Euro.

Optimaler Schutz: Für einen Single

Die 40-jährige Frankfurterin (Schadenfreiheitsklasse 10) wählt für ihren ein Jahr alten Opel Zafira Monocab Haftpflicht-Vollkasko-Schutz. Preissenkend wirkt die ökologische Nutzung des Fahrzeugs. Die Freiberuflerin fährt nur 6000 Kilometer pro Jahr, tankt Autogas, besitzt eine Bahncard und ist Mitglied des Bundes Natur und Umwelt.

Positiv wirkt auch, dass nur die Frau fährt und das Auto in einer Tiefgarage parkt. Die Frau wählt ein erweitertes Leistungspaket mit freier Werkstattwahl, Mallorcapolice und Verzicht auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit.

Versicherer (Tarif)Beitrag in €*
HUK24 (Classic)483
AdmiralDirekt.de (Komfort)491
Europa go (Komfort)494
HUK (Classic HCA)522
Europa (Komfort)529
Teuerster Anbieter 1326
Durchschnittsprämie 753
*Jahresbeitrag gerundet zum 1.1.2016. Quelle: Nafi. Stand: 22.10.2015

Günstige Policen für eine junge Familie

Der Vergleich gilt für eine Familie mit zwei Kindern (zwei und vier Jahre) aus Düsseldorf. Eigenheim, Garage und eine niedrige Fahrleistung sorgen für Rabatte. Der Vater versichert ihren drei Jahre alten Opel Zafira Monocab mit Vollkasko und Haftpflicht und spart mit Basistarifen, Werkstattbindung und Fahrleistung von weniger als 10.000 Kilometern. Positiv für die Prämie: Der 35-jährige Ehemann arbeitet als Banker im Innendienst in einer eher risikoarmen Berufsgruppe und fährt in Schadenfreiheitsklasse 12.

Versicherer (Tarif)Beitrag in €*
HUK24 (Basis Select)433
HUK (Basis Select HCA)434
WGV (Basis Kasko Select)441
DA Direkt (Mein Tarif Basis)**470
AdmiralDirekt.de (Basis)**477
Teuerster Anbieter1292
Durchschnittsprämie703
* Jahresbeitrag gerundet zum 1.1.2016 **Mit Werkstattbindung. Quelle: Nafi. Stand: 22.10.2015

Wie Selbstständige günstig fahren

Der 45 Jahre alte Geschäftsführer und seine Lebenspartnerin wählen für den geleasten Porsche Cayenne Turbo S 4.8 Vollkasko- und Haftpflichtschutz. Neben dem teuren Fahrzeug sorgt ein üppiges Leistungspaket für üppige Prämien. Der Versicherte kann seine Werkstatt frei wählen, besitzt einen Schutzbrief, Fahrerschutz und Auslandsschadenschutz.

Die Gesellschaften verzichten bei Unfällen auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit. Bei Schäden wird mindestens ein Jahr lang nicht der Gebrauchswert, sondern der Neuwert erstattet. Außerdem schützt eine Mallorca-Police bei Mietwagenunfällen im Ausland. Der Informationstechniker (Schadenfreiheitsklasse 15) fährt 20.000 Kilometer im Jahr und besitzt eine Eigentumswohnung mit Garage. Der Versicherte meidet Direktanbieter, weil er sich vom Vermittler vor Ort einen besseren Service erhofft.

Versicherer (Tarif)Beitrag in €*
HUK (Classic HCA)1433
Bruderhilfe (Classic)1613
Öffentl. Braunschweig (Kfz Komfort)1785
VHV (Flotte Garant 1+)1971
Mecklenburgische (Kfz-Vers. Komfort)2051
Teuerster Anbieter 3616
Durchschnittsprämie 2296
* Jahresbeitrag gerundet zum 1.1.2016. Quelle: Nafi. Stand: 22.10.2015

Wie Senioren günstig fahren

Alter gilt vielen Versicherern als schlechtes Risiko. Versicherte jenseits des sechzigsten Lebensjahres müssen in der Haftpflicht Aufschläge von bis zu 50 Prozent, 80-jährige sogar mit Aufschlägen bis zu 100 Prozent rechnen.

Der 76-jährige Münchener (Schadenfreiheitsklasse 35) und seine Ehefrau fahren den zwölf Jahre alten Mercedes A 160 mit einem erweiterten Leistungspaket (Verzicht auf den Einwand grober Fahrlässigkeit, keine Werkstattbindung, Mallorcapolice, erweiterter Schutz bei Wildschäden oder Marderbiss). Die Fahrleistung beträgt 9.000 Kilometer, die Eigentümer besitzen weder eine Immobilie noch eine Garage.

Versicherer (Tarif)Beitrag in €*
Hannoversche Direkt310
AdmiralDirekt.de (Komfort)335
ERGO DIREKT (kfz-Premium)344
WGV (-himmelblau.de)366
Asstel (Komfort)367
Teuerster Anbieter 703
Durchschnittsprämie 484
* Jahresbeitrag gerundet zum 1.1.2016. Quelle: Nafi. Stand: 22.10.2015
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