Kinder schützen Komfortable Kindervorsorge kostet

Erleiden Kinder schwere Unfälle oder Krankheiten, kann ihnen das die Zukunft verbauen. Welche Versicherungen sinnvoll sind, um den Nachwuchs zumindest finanziell gegen die Folgen von abzusichern.

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Grafik: Ein Kind hat einen Unfall gehabt und kommt ins Krankenhaus Quelle: N.Iven, Hisashi Okawa

Wer bei Biene Maja, Bambini oder Knirps & Co. an eine Krabbelgruppe für Kleinkinder denkt, liegt völlig falsch. Die putzigen Namen haben sich die Produktmanager der Versicherungskonzerne Nürnberger, Swiss Life und HanseMerkur für Kinder-Policen ausgedacht. Zielgruppe sind Eltern, die für ihre Kleinen nur das Beste wollen. Hinter den Kinder-Policen verbergen sich meist überteuerte Sparprodukte, die mit Versicherungsschutz kombiniert werden.

Auch Michael Heck, 54, selbstständiger Übersetzer aus Wiesenbach im Odenwald, ließ sich von einem MLP-Berater zu einem fondsgebundenen Vorsorgeplan für seinen Sohn Johannes überreden. Nach elf Beitragsjahren musste er feststellen, dass das Guthaben der Police niedriger ist als die Summe der eingezahlten Beiträge. „Eigentlich sollten diese Ersparnisse die Ausbildung unserer Kinder finanzieren“, sagt Familienvater Heck. Nun muss das fehlende Geld aus der allgemeinen Haushaltskasse kommen. Den Vorsorgeplan hat er im Juli gekündigt.

Nach wie vor stecken Eltern viel Geld in die Spardose ihrer Kleinen und tun zu wenig für deren Risikovorsorge. Dabei sind die Gefahren offensichtlich: Jährlich werden in Deutschland bei 1,7 Millionen Unfällen Kinder verletzt. Allein die gesetzliche Unfallversicherung, die Schüler versichert, meldete im vergangenen Jahr 124.500 Unfälle auf dem Schulweg. Hinzu kommen jedes Jahr etwa 68.000 Kinder im Alter von bis zu 15 Jahren, die nach einer Krankheit schwer behindert sind.

Kassen zahlen zu wenig

Behinderte Kinder sind dauerhaft auf Hilfe angewiesen, die sich die Eltern in der Regel nicht leisten können. Kranken-, Pflege- und Rentenkasse übernehmen nur einen Teil der Kosten. Zwei Beispiele:

  • Die Pflegeversicherung zahlt insbesondere bei kleineren Kindern deutlich weniger als bei pflegebedürftigen Erwachsenen, weil sie den personellen und finanziellen Aufwand, den ein gleichaltriges Kind ohne Behinderung verursacht, abzieht.
  • Zwar zahlt die gesetzliche Rentenversicherung auf Antrag für Familien mit invaliden Kindern eine Haushaltshilfe, aber nur für die Dauer von Reha-Maßnahmen.

Private Unfall- und Invaliditätsversicherungen für Kinder füllen diese finanzielle Lücke. Sie tragen den Mehraufwand, der nötig ist, um Sohn oder Tochter nach Krankheit oder Unfall ein erträgliches Leben zu ermöglichen. Die Spezialisten des Finanzsoftware-Unternehmens Franke & Bornberg haben preiswerte Top-Tarife für die Unfallversicherung aus Hunderten von Angeboten ausgesiebt (siehe Tabelle auf der nächsten Seite).

Unfallversicherung

Familienvater Heck hat aus der Pleite mit MLP gelernt und schloss für seine Familie eine Unfallversicherung ab: „Meine Kinder sind sehr viel mit dem Fahrrad unterwegs, da kann schnell mal was passieren.“

Zwar ist die Zahl der schweren Verkehrsunfälle mit Kindern seit Jahren rückläufig, aber viel häufiger sind Unfälle in der Freizeit und im eigenen Zuhause (siehe Grafik in der linken Spalte). Für diese Unfälle steht die gesetzliche Unfallversicherung nicht gerade. Sie deckt nur Unglücksfälle in der Schule, im Kindergarten oder auf dem Schulweg ab.

Günstige Unfallversicherungen für Kinder

Versicherter: Junge, zwölf Jahre alt: Konditionen: Invaliditätsleistung 100.000 Euro bis 500.000 Euro¹

Anbieter

Tarif

Brutto-Prämie pro Jahr (in Euro)²

Ratingnote Franke & Bornberg³

RhionUnfall Standard473,97FF+
VW VersicherungenKlassik Garant79,73FF+
Haftpflichtkasse DarmstadtVario Komfortschutz Plus83,54FF+
JanitosBasic584,49FFF
Grundeigentümer-VersicherungPro Domo Premium85,68FF+
¹

die Höhe der Versicherungsleistung ist nach dem Grad der Behinderung gestaffelt; ²inklusive 19 Prozent Versicherungssteuer; ³es wurden nur Tarife berücksichtigt, die die beiden höchsten Noten "FFF" (hervorragend) und "FF+" (sehr gut) bekommen haben; 4inklusive Module Infektionen/Vergiftungen und Sport/Mobilität; 5bis zu 600.000 Euro Invaliditätsleistung; Quelle: Franke & Bornberg

Vorsicht vor dem Kleingedruckten

Selbst wenn die Kinder auf dem Weg nach Hause nur einen kleinen Umweg machen und dann etwas passiert, stellt sich die staatliche Unfallkasse mitunter quer. Private Unfallversicherungen zahlen für Unglücksfälle, unabhängig davon, wo sie den Kindern zustoßen. Viele Versicherer weisen jedoch einen Teil der potenziellen Kunden ab. Eltern können in der Regel keine Kinder versichern, die bereits geistig schwerbehindert oder psychisch krank sind. Ebenfalls außen vor bleiben Kinder, die Risikosportarten ausüben.

Weitere Ausschlüsse lauern im Kleingedruckten. Weniger Geld oder kein Geld gibt es beispielsweise bei Sportunfällen oder falls sich Kinder mit Nahrungsmitteln vergiften.

Rating: FFF

Um Policen mit möglichst umfassendem Schutz herauszufiltern, hat Franke & Bornberg nur Tarife in die engere Wahl genommen, die im hauseigenen Rating eine der beiden Höchstnoten „FFF“ (hervorragend) oder „FF+“ (sehr gut) erhalten haben. Franke & Bornberg bewertet unter anderem, wie kundenfreundlich die Versicherungen Invaliditätsgrade ermitteln und wie stark die Leistung mit dem Grad der Behinderung steigt. Die von Franke & Bornberg ausgewählten Unfalltarife mussten folgende Mindestkriterien erfüllen:

  • 100.000 Euro als Grundleistung, die sukzessive bis auf 500.000 Euro steigt
  • Die Kinder sind ab Geburt weltweit versichert
  • Um einen Invaliditätsfall zu melden, haben Versicherte 18 Monate Zeit

Preiswertester Tarif, der alle Vorgaben erfüllt, ist der Unfall Standard von Rhion für 73,97 Euro pro Jahr. „Auch die gut benoteten Tarife können Kunden im Detail so unterschiedlich gestalten, dass ein Prämienvergleich allein nicht reicht, um die richtige Wahl zu treffen“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer von Franke & Bornberg. Eltern sollten sich daher unabhängig beraten lassen.

Tipp: Ist die Versicherungssumme hoch genug, muss die Prämie nicht jedes Jahr mit einem festen Prozentsatz erhöht werden (Dynamik). Außerdem sind Zusätze, beispielsweise Unfall-Tagegeld, verzichtbar. Sie treiben nur die Prämie nach oben.

Ausgewählte Invaliditätsversicherungen

Versicherter: Junge, zwölf Jahre alt

Anbieter

Tarif

Prämie pro Monat (in Euro)¹

Invaliditätsrente pro Monat (in Euro)

Invaliditätssumme (in Euro)²

Badische AllgemeineKinder-Sorglos-Schutz³24,411000100.000 bis 500.000
DEVKJunior Plus426,871500100.000 bis 500.000
R + VKinderversicherung538,29150018.000
¹

bei R+V nach Abzug von Überschüssen, inklusive 19 Prozent Versicherungsteuer; ²die Höhe der Leistung ist nach Grad der Behinderung gestaffelt; ³Tarif Exklusiv, Invaliditätssumme nur bei Unfall 4Todesfallleistung 20.000 Euro, Rente nur bei Unfall; 5Unfall-Krankenhaustagegeld 45 Euro; Quelle: Tarifrechner der Anbieter

Invaliditätspolicen

Michael Wortberg, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, geht der Schutz einer privaten Unfallversicherung für Kinder nicht weit genug: „90 Prozent der schweren Behinderungen sind Folge einer Krankheit“, sagt Wortberg. Er rät Familien daher zu einer Kinder-Invaliditätsversicherung. Die decke auch die Folgen schwerer Erkrankungen ab, beispielsweise von Krebs. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshof (IV ZR 252/06) aus dem Jahr 2007 müssen Versicherer auch bei angeborenen Krankheiten zahlen – wenn diese bei Abschluss der Police noch nicht erkennbar waren.

Auch Kinder-Invaliditätsversicherungen haben eine Reihe von Nachteilen, die sich meist im Kleingedruckten verbergen.

Nicht an der Prämie sparen

„Oft zahlen die Versicherer erst ausreichend, wenn die Kinder zu 50 oder mehr Prozent invalide sind, was statistisch eher selten ist“, sagt Thorsten Rudnik, Vorstand beim Bund der Versicherten. Meist sind die Handicaps kleiner. Zudem seien in der Regel psychische Erkrankungen wie Magersucht, Verhaltensstörungen oder Autismus nicht abgedeckt. Auch Schäden, die infolge einer schwierigen Entbindung entstanden sind, blieben außen vor.

Rudnik rät Eltern, nicht an der Prämie zu sparen, sondern sich für Policen zu entscheiden, die ein möglichst breites Leistungsspektrum abdecken. Vor allem Top-Tarife mit Einmalleistung seien empfehlenswert. „Eltern können das Geld viel flexibler einsetzen als Unfallrenten, beispielsweise für den behindertengerechten Umbau des eigenen Hauses“, sagt Rudnik. Invaliditätsrenten hätten zudem den Nachteil, dass sie der Versicherer nachträglich kürzen könne, sobald es dem Kind wieder etwas besser gehe.

Schwer zu vergleichen

Das Angebot an Invaliditätsversicherungen für Kinder ist nur schwer vergleichbar, da Versicherer an Renten- und Einmalzahlungen ganz unterschiedliche Bedingungen knüpfen. So leistet beispielsweise der Tarif Junior Plus der DEVK für 26,87 Euro Monatsbeitrag Einmalzahlungen von 100.000 Euro sowohl bei Krankheit als auch Invalidität (siehe Tabelle). Die Rente gibt es dagegen nur, wenn das Kind sich bei einem Unfall verletzt. Die Badische Allgemeine dagegen zahlt den Einmalbetrag nur bei Unfall, die Rente dagegen auch bei Krankheit (Monatsbeitrag: 24,41 Euro).

Eltern sollten sich bei der Auswahl Zeit nehmen, denn Invaliditätsversicherungen sind deutlich teurer als Unfallversicherungen. Je nach Tarif kosten sie aufs Jahr gerechnet vier bis sechs Mal so viel. Diese Policen sind daher nur etwas für Familien, die nach Abschluss der wichtigsten Policen für die Eltern noch ausreichend Geld übrig haben. Komfort kostet eben.

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