Lebensversicherung Warum die Lebensversicherer im Abseits stehen

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Herr Meisch – griechische Staatsanleihen: ja oder nein?

Meisch: Wir haben für Griechenland ein sehr niedriges Limit, doch das haben wir in den -letzten sechs Wochen voll ausgeschöpft und halten jetzt ganze 0,5 Prozent unserer Anlagen in griechischen Staatsanleihen. Wir gehen also davon aus, dass die Euro-Zone intakt bleibt und dass es Hilfsmaßnahmen geben wird. Um sieben Prozent für Staatsanleihen zu bekommen, müssen Sie ansonsten in Entwicklungsländer in Asien oder Afrika gehen. Da bleibe ich lieber in Griechenland, wo es den Euro gibt.

Jaeger: Das läuft wie 2008 bei den Banken. Länderrisiken sind systemische Risiken. Es wird alles versucht werden, den gefährdeten Ländern zu helfen. Dafür brechen Regierungen auch den Währungsunion-Vertrag von Maastricht, der Hilfeleistungen verbietet.

Meisch: Davon ist auszugehen.

Jaeger: Der Fall Griechenland signalisiert, dass der Vertrag nicht eingehalten wird. Andere Mitgliedstaaten werden jetzt weiter versuchen, ohne Schuldenabbau durchzukommen.

Meisch: Problematisch wird es, wenn das gleiche Spielchen mit Spanien oder Großbritannien läuft. Das sind die zwei wirklich dicken Brocken. Großbritannien gehört zwar nicht zur Euro-Zone, aber genießt irgendwie doch Europa-Schutz. Griechenland, das muss man nüchtern sehen, ist ein geringeres Problem als die Hypo Real Estate. Wenn ein großes Land zahlungsunfähig würde, könnte es zu einem Test kommen, von dem ich nicht weiß, wie der ausgeht. Deshalb investieren wir in diese Länder auch nur in ganz geringem Maße.

Angesichts so gravierender Unsicherheit verwundert es doch nicht, dass viele Kunden sich deshalb nicht mehr auf 20, 30 Jahre mit einer Lebensversicherung festlegen wollen.

Lörper: Unsicherheit kann doch auch ein Grund sein, uns als professionelle Vermögensverwalter zu beauftragen. Es kommt auf das Produkt an. Die Leute kaufen zum Beispiel gerne Riester-Verträge, die nun wirklich langfristig angelegt sind. Die klassischen Policen, bei denen laufend Beiträge gezahlt werden, laufen zurzeit schwach, das stimmt. Aber das wird wieder kommen.

Albers: Das Grundübel der Planung von Altersvorsorge ist mangelndes Wissen. Für viele ist schon Zinseszinsrechnung ein Fremdwort. Und viele vergessen: Von der Kaufkraft her sind 100 000 Euro in 30 Jahren nur noch die Hälfte wert. Doch wer sein Geld verwalten lässt, egal, ob durch die Versicherung oder die Bank, zahlt immer hohe Kosten.

Wie lassen sich die vermeiden?

Albers: Eine Alternative zu Fonds oder Versicherungen wäre eine Bundesanleihe. Zum Beispiel mit 24 Jahren Restlaufzeit. Da bekomme ich vor Steuern 3,87 Prozent Rendite – fest, wohlgemerkt. Und nach Steuern 2,82 Prozent.

Lörper: Eine 24-jährige Bundesanleihe ist ein sehr spekulatives Produkt.

Meisch: Wenn die Inflation kommt, und die Zinsen steigen auf sechs Prozent, dann fällt der Kurs des Papiers garantiert unter 90 Prozent.

Jaeger: Inflation ist kein Argument, die kommt nicht über Nacht. Krisen auch nicht.

Meisch: Die Zinsen können auch steigen, ohne dass die Inflationsrate markant anzieht. Alle Staaten haben gigantische Haushaltsdefizite zu finanzieren. Investoren werden das nicht ewig zu drei Prozent Zins für sie übernehmen, sondern sie werden mehr fordern.

Ockenga: Die alleinige Investition in eine 24-jährige Bundesanleihe ist eine extreme Wette auf auch zukünftig niedrige Zinsen und damit ziemlich spekulativ. Lebensversicherer haben im Kapitalanlagemanagement Expertise und streuen ihre Kapitalanlagen. 2009 verdienten die Versicherer trotz des Niedrigzinsumfelds im Branchenschnitt 4,2 Prozent mit ihren Kapitalanlagen. Das entspricht exakt der aktuellen Überschussbeteiligung.

Meisch: Und wir bieten ein abgesichertes Produkt mit jährlicher Garantieverzinsung. 

Albers: Na ja, Sie wissen aber auch, dass Ihre Kunden – bezogen auf die Garantieverzinsung – in der Regel 92 Jahre alt werden müssen, bevor sich eine private Rentenversicherung lohnt, dass sie also erst mit 92 mehr herausbekommen, als sie eingezahlt haben.

Lörper: Die 92 Jahre stimmen aber nur dann, wenn Sie mit 65 eine feste Summe in eine Rentenpolice einzahlen. Wenn Sie aber mit 30 anfangen zu sparen, stimmen 92 überhaupt nicht.

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