Grundlage waren 208 Tarifsysteme mit insgesamt 1567 Kombinationen. Die Untersuchung ergab, dass kein Produkt alle 85 Kriterien erfüllen konnte. "Tarife wurden nicht bedarfsgerecht für Endkunden entwickelt, sondern unter der Prämisse", wie sie bei Preisvergleichen "abschneiden würden", heißt es in der Studie. Besonders problematisch ist laut "Spiegel", dass viele Versicherungen nur eingeschränkt Anschlussheilbehandlungen, Psychotherapien oder wichtige medizinische Hilfsmittel übernehmen.
Das Absurde an manchen PKV-Tarifen sei: Sie deckten manchmal nicht einmal die Kosten für den Krankentransport ab, enthielten aber Extras wie Hustensäfte und Nasentropfen. "Das ist so, als würden sie einen Mercedes S-Klasse kaufen, aber ohne Motor und Getriebe", kritisiert Gorr. Zudem könnten Laien gar nicht erkennen, was ein Privatversicherer in seinen Bedingungen alles ausschließe. "Werden alle Kombinationen ausgeschöpft, sieht sich der Versicherte einem PKV-Versicherungsmarkt mit mindestens 250.000 Preisen gegenüber", sagt Gorr.
Produkte lange zu teuer verkauft
Der Unions-Gesundheitsexperte Jens Spahn (CDU) plädierte dafür, dass die Branche sich auf einen "Mindestversicherungsschutz" einigt. Auch der Chef der Ergo-Tochter DKV, Clemens Muth, sagte dem "Spiegel": "Wir brauchen einen Mindeststandard in den Bereichen, die für die Menschen oftmals erst im fortgeschrittenen Alter relevant werden." Viel zu lange seien die Produkte zu oft nur über den Preis verkauft worden und nicht über die Qualität. "Das hat dazu geführt, dass Billigtarife mit teils drastischen Leistungsausschlüssen auf dem Markt sind."
Die größten privaten Krankenversicherer - Platz 10 bis 1
versichert 306.265 Mitglieder voll und kassiert Beiträge in Höhe von insgesamt 1,4 Milliarden Euro. Seit 2000 hat der Versicherer 1960 Mitgliedern verloren.
versichert 374.021 Mitglieder voll und kassiert Beiträge in Höhe von insgesamt 0,93 Milliarden Euro. Seit 2000 hat der Versicherer 156.973 neue Mitglieder anwerben können.
versichert 385.600 Mitglieder voll und kassiert Beiträge in Höhe von insgesamt 1,4 Milliarden Euro. Seit 2000 konnten die Versicherer einen Zuwachs von 14.949 neuen Mitgliedern verbuchen.
versichert 500.496 Mitglieder voll und kassiert Beiträge in Höhe von insgesamt 2,05 Milliarden Euro. Die Versicherer konnten seit 2000 einen Zuwachs von 83.375 neuen Mitgliedern verbuchen.
versichert 508.990 Mitglieder voll und kassiert Beiträge in Höhe von insgesamt 2,16 Milliarden Euro. Die Mitgliederzahl ist seit 2000 um 123.395 gewachsen.
versichert 595.764 Mitglieder und kassiert Beiträge in Höhe von insgesamt 2,65 Milliarden Euro. Die Mitgliederzahl ist seit 2000 um 79.636 gewachsen.
versichert 694.010 Mitglieder voll und kassiert Beiträge in Höhe von insgesamt 3,2 Milliarden Euro. Der Versicherer hat seit 2000 214.066 Mitglieder verloren.
versichert 737.573 Mitglieder voll und kassiert Beiträge in Höhe von insgesamt 2,28 Milliarden Euro. Seit 2000 stieg die Mitgliederzahl um 280.089.
versichert 911.298 Mitglieder und kassiert Beiträge in Höhe von insgesamt 4,76 Milliarden Euro. Seit 2000 haben die Versicherer einen Zuwachs von 54.528 neuen Mitgliedern verbucht.
versichert 2.148.964 Mitglieder voll und kassiert Beiträge in Höhe von insgesamt 4,69 Milliarden Euro. Seit 2000 konnte der Versicherer einen Zuwachs von 233.150 Mitgliedern verzeichnen.
Der Verbandsdirektor der PKV, Volker Leienbach, wies demgegenüber im "Spiegel" darauf hin, dass eine Vielzahl der Tarife wesentlich mehr leisteten als die GKV, etwa wenn es um Zahnersatz, Brillen oder Arzneimittel gehe. Das bestreiten die Autoren der Studie gar nicht. Natürlich gebe es auch leistungsstarke Tarife. "Die Frage ist nur, wie ein Versicherter die finden soll", sagt Gorr.
Die Autoren der Studie kritisieren scharf die Vertriebspraktiken in der privaten Krankenversicherung. "Im Tarifdickicht der PKV bräuchten die Leute Berater, die fachlich gut und ehrlich sind", sagte Gorr. Die gebe es jedoch kaum.