Niedrige Zinsen Versicherer legen zehn Milliarden Euro zurück

Mit zehn Milliarden Euro haben deutsche Versicherer 2015 vorgesorgt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht geht davon aus, dass die Zinszusatzreserve in den kommenden Jahren weiter steigen wird.

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Laut BaFin haben deutsche Versicherer mit mehr als zehn Milliarden Euro vorgesorgt. Quelle: dpa

Deutschlands Versicherer haben im vergangenen Jahr nach Schätzungen ihrer Aufsichtsbehörde mit mehr als zehn Milliarden Euro für die Folgen der Dauer-Niedrigzinsen vorgesorgt. Das wäre erneut mehr als 2014, als die Zinszusatzreserve branchenweit bei 8,5 Milliarden gelegen hatte. "Auch in den kommenden Jahren wird sie kräftig steigen", sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Felix Hufeld.

Seit 2011 habe die Branche damit gut 32 Milliarden Euro zurückgelegt. Viele Lebensversicherer können die Renditen nicht mehr erwirtschaften, die sie brauchen, um die Zinsversprechen zu erfüllen, die sie den Kunden teils vor Jahrzehnten gegeben haben. Deshalb zwingt die BaFin sie seit fünf Jahren, dafür zusätzliche Rückstellungen zu bilden.

Viele Versicherer stöhnen über die finanzielle Belastung. Hufeld deutete an, dass die Behörde den Lebensversicherern wenn nötig entgegenkommen werde. "Wenn erforderlich, werden wir überprüfen, ob die Zinszusatzreserve angemessen kalibriert ist."

Zugleich kündigte der BaFin-Chef an, schwankende Versicherer im Blick zu behalten. Sie dürften sich nicht auf die Schonfrist verlassen, die sie nach der Einführung des neuen, schärferen EU-Kapitalregelwerks "Solvency II" bekämen, sondern müssten unabhängig davon für eine ausreichende Kapitaldecke sorgen. "In die Manndeckung nehmen wir Unternehmen, deren Leistungsfähigkeit auf mittlere Sicht Fragen aufwirft. Und wenn wir es für notwendig halten, greifen wir ein."

Die Versicherer könnten an der Kostenschraube drehen, neue Produkte ohne Garantien entwickeln oder Rückversicherer um Hilfe bitten, um mit dem Zinstief fertig zu werden, schlug Hufeld vor. Der Abgabe von Lebensversicherungs-Beständen an eigenständige Abwicklungsgesellschaften ("Run-off") steht er aber reserviert gegenüber.

In Großbritannien längst gang und gäbe, greifen die ersten Lebensversicherer auch in Deutschland zu diesem Strohhalm. "Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, solange die Belange der Versicherungsnehmer gewahrt bleiben. Und darauf achten wir genau", sagte Hufeld.

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