Private, gesetzliche, betriebliche Altersvorsorge Wie es um unsere Rente steht

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Höhere Rendite, mehr Risiko

Olaf Stotz ist Professor für Vermögensmanagement an der Frankfurt School of Finance and Management und zeigt sich ebenfalls besorgt. Der niedrige Leitzins führe dazu, dass sich viele Renditeversprechen kaum noch realisieren ließen. „In Deutschland sind davon fast alle Bürger betroffen – weil der typische Deutsche eben gern ohne Risiko investiert“, sagt Stotz. Er sieht darin ein generelles Problem für die private Altersvorsorge.

Für die Bürger wird die private Altersvorsorge so zur Herausforderung. Denn wer eine höhere Rendite mit seinen Ersparnisse erzielen will, muss das Geld in Anlagen wie Aktien oder Unternehmensanleihen investieren. Damit geht er aber höhere Verlustrisiken ein. Nach Berechnungen der Bundesbank hat das Kapital, das die Deutschen seit 1991 in Aktien angelegt haben, im Durchschnitt jährlich etwa acht Prozent Rendite eingebracht. Wer seine Anlagen allerdings ausgerechnet im Börsentief verkaufen musste, erlitt teilweise erheblichen Verluste. Als Faustregel gilt: Je höher die Renditechance, desto höher auch das Risiko.

Tabea Bucher-Koenen forscht am Münchner Max Planck Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik zur Altersvorsorge und warnt vor Resignation. Bei niedrigen Zinsen sei es immer schwierig, eine kapitalgedeckte Rente aufzubauen. „Einfach den Kopf in den Sand zu stecken ist aber auch keine Lösung“, sagt sie. Stattdessen sei es gerade jetzt wichtig, sich überhaupt mit der Altersvorsorge auseinanderzusetzen.

Eine neue Studie ihres Instituts warnt, dass knapp die Hälfte aller deutschen Haushalte die Rentenlücke bei einem Nominalzins von zwei Prozent nicht schließen kann. Gemeint ist dabei die Rentenlücke, die deutschen Rentnern durch die Rentenreformen der vergangenen Dekade entstanden ist. Aber selbst ein höherer Zins würde diesen Menschen wenig helfen. Denn viele Bürger sparen, so die Ergebnisse der Studie, überhaupt nicht.

„Deutschlandrente“ in der Diskussion

Eine Lösung für das Rentendilemma könnte die sogenannte Deutschlandrente sein. Die Idee: Ein staatlich organisierter Fonds soll den Deutschen eine einfache, günstige und sichere Zusatzrente einbringen. Dafür zahlen zunächst alle in den Fonds ein – nur wer aktiv austritt ist nicht dabei. Im Vergleich zu privaten Anlageprodukten soll die Deutschlandrente durch Fondslösungen ohne aktives Management mit niedrigen Abschluss- und Vertriebskosten punkten. Zudem könnte er wegen der schieren Größe des Fonds deutlich höhere Renditen erwirtschaften.

Bert Rürup, der den Sozialrat der Bundesregierung bis 2009 leitete und sein Nachfolger Gert G. Wagner, begrüßen den Vorschlag. Die Idee weise in die richtige Richtung, schrieben sie in einem Gastbeitrag für „Die Zeit“. Letztlich gelte aber auch für das deutsche Rentensystem das Motto: „Lege nie alle Eier in einen Korb“. Neben einer Deutschlandrente seien deswegen auch die bisherigen Systeme weiterhin wichtig.

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