Das schlechte Gefühl ist gut verstaut: abgeheftet im Versicherungsordner – und erfolgreich verdrängt. Doch manchmal kommen die Fragen wieder hoch: Ist die Versicherung wirklich die richtige? Leistet sie im Ernstfall, oder zaubert sie dann das Kleingedruckte hervor? Vor allem bei der Privaten Krankenversicherung (PKV) können Lücken gravierende Folgen haben. Versicherte vertrauen oft auf das Prinzip Hoffnung.
Das muss nicht sein. Ein exklusives Ranking ermittelt die leistungsstärksten PKV-Tarife, die Versicherte möglichst umfassend schützen. Die PremiumCircle Deutschland GmbH, ein Beratungsunternehmen für die Gesundheits- und Versicherungsbranche, das eine Tarifvergleichssoftware anbietet, hat für die WirtschaftsWoche die Bedingungen von 32 Versicherern mit 999 Tarifvarianten für ambulante und stationäre Leistungen und Zahnbehandlungen analysiert.
Die leistungsstärksten PKV-Tarife
Annahmen: Geburtsdatum jeweils 1. Januar; Versicherungsbeginn 1. Mai 2015;
* Anteil der vom Tarif erfüllten 245 Leistungskriterien;
² in Euro pro Jahr, wenn angeboten, wurden 650 Euro Selbstbeteiligung gewählt, sonst die nächst niedrigere oder nächst höhere Selbstbeteiligung;
³ in Euro pro Monat, Durchschnitt: Neukunden-Beiträge mit 15, 20, 25, 30, 35, 40, 45, 50, 55 und 60 Jahren;
Quelle: PremiumCircle Deutschland GmbH, WirtschaftsWoche
Allianz
Tarif: AktiMed Best 90 U
Leistung: überdurchschnittlich
Leistungsstärke (in Prozent)*: 55,9
Selbstbeteiligung²: 500
Tarifbeitrag (35 Jahre)³: 578,07
Tarifbeitrag (Durchschnitt)³: 590,01
Arag
Tarif: 207, 220, 529
Leistung: überdurchschnittlich
Leistungsstärke (in Prozent)*: 57,6
Selbstbeteiligung²: 550
Tarifbeitrag (35 Jahre)³: 578,29
Tarifbeitrag (Durchschnitt)³: 594,49
R+V
Tarif: AGILpremium 480 (TN1U)
Leistung: überdurchschnittlich
Leistungsstärke (in Prozent)*: 60,4
Selbstbeteiligung²: 480
Tarifbeitrag (35 Jahre)³: 530,07
Tarifbeitrag (Durchschnitt)³: 593,57
Axa
Tarif: Vital 300-U, Prem Zahn-U
Leistung: überdurchschnittlich
Leistungsstärke (in Prozent)*: 60,4
Selbstbeteiligung²: 300
Tarifbeitrag (35 Jahre)³: 485,43
Tarifbeitrag (Durchschnitt)³: 551,41
Central
Tarif: Central.privatpro1
Leistung: überdurchschnittlich
Leistungsstärke (in Prozent)*: 62,9
Selbstbeteiligung²: 750
Tarifbeitrag (35 Jahre)³: 497,72
Tarifbeitrag (Durchschnitt)³: 537,54
Münchener Verein
Tarif: EXCELLENT 728, 730, 767
Leistung: überdurchschnittlich
Leistungsstärke (in Prozent)*: 64,5
Selbstbeteiligung²: 1000
Tarifbeitrag (35 Jahre)³: 673,44
Tarifbeitrag (Durchschnitt)³: 647,95
Mannheimer
Tarif: Purisma MAX 650
Leistung: überdurchschnittlich
Leistungsstärke (in Prozent)*: 65,7
Selbstbeteiligung²: 650
Tarifbeitrag (35 Jahre)³: 716,98
Tarifbeitrag (Durchschnitt)³: 775,20
Hallesche
Tarif: NK. 2 U
Leistung: stark überdurchschnittlich
Leistungsstärke (in Prozent)*: 71,8
Selbstbeteiligung²: 600
Tarifbeitrag (35 Jahre)³: 472,29
Tarifbeitrag (Durchschnitt)³: 479,18
Debeka
Tarif: N, NC
Leistung: stark überdurchschnittlich
Leistungsstärke (in Prozent)*: 75,5
Selbstbeteiligung²: 400
Tarifbeitrag (35 Jahre)³: 468,06
Tarifbeitrag (Durchschnitt)³: 505,19
Barmenia
Tarif: einsA expert2+
Leistung: stark überdurchschnittlich
Leistungsstärke (in Prozent)*: 77,1
Selbstbeteiligung²: 600
Tarifbeitrag (35 Jahre)³: 543,86
Tarifbeitrag (Durchschnitt)³: 568,52
Dabei wurden aus 1289 Inhalten, die sich in den Tarifwerken finden, 245 Kriterien aus 15 Bereichen ermittelt, die Versicherte umfassend vor existenzgefährdenden Risiken schützen. In die Analyse kam die jeweils leistungsstärkste Tarifvariante eines Versicherers – sie erfüllt möglichst viele relevante Kriterien. Gewertet wurden nur Leistungen nach den Allgemeinen Versicherungsbedingungen, keine streichbaren Kulanzleistungen. Nur so können Versicherte die in Aussicht gestellte Leistung im Extremfall einklagen.
Auf Basis dieser Daten hat die WirtschaftsWoche die Tarife einem Leistungs-Ranking und einem Ranking nach Leistung und Preis unterzogen. Die Bestnote im Leistungs-Ranking bekamen die Tarife von Barmenia, Debeka und Hallescher Krankenversicherung. „Versicherte können sich in diesen Tarifen sicher sein, dass es bei den vertraglich garantierten Leistungen keine größeren Lücken gibt“, sagt Claus-Dieter Gorr, Geschäftsführer von PremiumCircle Deutschland.
Große Unterschiede
Allerdings unterscheiden sich auch diese Tarife. Der Barmenia-Tarif (einsA expert2+) punktet besonders im Bereich Anschlussheilbehandlung, Reha und Kur. Der Debeka-Tarif (N, NC) greift zeitlich unbegrenzt weltweit. Der Tarif der Halleschen (NK. 2 U) erstattet Arzthonorare großzügig, unabhängig von deutscher Gebührenordnung oder landesüblichen Sätzen.
Die Debeka, mit über zwei Millionen Krankenversicherten Marktführer, bietet Neukunden nur einen Haupttarif an und nicht viele Paralleltarife. Der Haupttarif NK der deutlich kleineren Halleschen ist seit etwa 25 Jahren auf dem Markt. Beides steigert die Chance, dass die Tarife ordentlich kalkuliert sind. Das dämpft Beitragssteigerungen. Trotz der Leistungsstärke sind beide Tarife nicht besonders teuer. Im Durchschnitt zahlen Neukunden der Halleschen nur 479,18 Euro im Monat – Platz 3 unter den analysierten Tarifen. Im Ranking nach Leistung und Preis landet die Hallesche damit auf dem ersten Platz, knapp vor der Debeka.
Das Ranking nach Leistung und Preis sowie die Methodik der Analyse, finden Sie in der iPad-App und online auf wiwo.de/pkv. In einem Dossier zeigen wir für die leistungsstärksten Tarife auch im Detail, wo diese ihre Stärken haben und wie viel Neukunden je nach Alter zahlen müssen (Preis: 9,99 Euro).
Besonders PKV-Interessenten bekommen so Hinweise auf lohnende Tarife. Versicherte können überprüfen, ob ihr Tarif zu den leistungsstärksten zählt. Wenn nicht, können alle, die erst kurz PKV-versichert sind, einen Wechsel erwägen und sich dazu beraten lassen. Denn sind sie erst seit 2009 eingestiegen, können sie – anders als langjährig Versicherte – einen Teil der Alterungsrückstellungen zu anderen Anbietern mitnehmen.