Private Vorsorge Die Tücken der Riester-Rente

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Mangelnde Transparenz

Sieben Wahrheiten über die Rente
Die Rente mit 67 ab 2012 Quelle: dpa
Mit 65 in Rente für den Jahrgang 1945 nichts ungewöhnliches. Quelle: dpa
Die Rentenbezugsdauer ist um 7 Jahre gestiegen Quelle: AP
Weniger Geld für Rentner Quelle: dpa
Durchschnitts-Brutto-Abschläge 2010 bei 113,02 Euro. Quelle: dpa
Das durchschnittliche Rentenzugangsalter sinkt auf 60,7 Jahre Quelle: dpa
Ostdeutsche gehen ein knappes Jahr früher in Rente als die Westdetuschen Quelle: dpa


Transparenz
Womit wir zu einem zentralen Kritikpunkt an der Riester-Rente kommen: Kaum jemand versteht sie zur Gänze. Das umfangreiche Regelwerk mit zahlreichen Ausnahmen und Sonderregeln überfordert den Normalsparer – und damit den größten Teil der Adressaten der staatlich geförderten Vorsorge. Hinzu kommen noch die in den Produktverträgen enthaltenen Spielregeln der Anbieter, die ebenfalls häufig Übersichtlichkeit und Verständlichkeit vermissen lassen. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg schätzt etwa, dass neun von zehn Altersvorsorgeverträgen nicht dem individuellen Bedarf des Versicherten entsprechen. „In drei Viertel der Fälle sind die Verträge zu teuer“, sagte er auf der Podiumsdiskussion in Frankfurt. Auch Stephan Schinnenburg, Geschäftsführer im Analysehaus Morgen & Morgen, konstatierte kürzlich nach einer umfangreichen Untersuchung von 60 Riester-Tarifen: „Kaum ein Vorsorgesparer dürfte wissen, was er eigentlich abgeschlossen hat“.


Inzwischen scheinen jedoch Versicherungsbranche und Staat erkannt zu haben, dass in punkto Transparenz Nachbesserungsbedarf besteht. Einige Anbieter werben bereits mit besonders transparenten Produkten und weisen klar auf Kosten und Risiko der Geldanlage hin.

So viel müssen Männer für die Zusatzrente sparen
Wer auf eine Zusatzrente setzt, um seine Altersvorsorge aufzubessern, muss je nach Startzeitpunkt mehr oder weniger monatlich sparen. Dabei gilt: Wer früher mit dem Sparen anfängt, hat als Rentner mehr zum Leben. Die folgenden Beispielrechnungen zeigen, in welchem Alter Sparer was für eine Summe zurücklegen müssen, um auf einen bestimmten Rentenbetrag zu kommen. Zur Erklärung: „Spareinstieg mit 40 Jahren, 300 Euro = 123,43 Euro“ heißt: Wer ab dem 67. Lebensjahr eine monatliche private Zusatzrente von 300 Euro erhalten möchte, muss als 40-Jähriger 123,43 Euro monatlich sparen.Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, März 2011 Quelle: Fotolia
Spareinstieg mit 20 Jahrenmonatliche Zusatzrente von 100 Euro =  15,34 Euro monatlich sparen 300 Euro = 43,98 Euro monatlich 500 Euro = 72,63 Euro monatlich 700 Euro = 101,27 Euro monatlich 1.000 Euro = 144,23 Euro monatlich Quelle: gms
Spareinstieg mit 30 Jahrenmonatliche Zusatzrente von 100 Euro =  24,47 Euro monatlich sparen 300 Euro = 71,35 Euro monatlich 500 Euro = 118,24 Euro monatlich 700 Euro = 165,12 Euro monatlich 1.000 Euro = 235,45 Euro monatlich Quelle: Fotolia
Spareinstieg mit 40 Jahrenmonatliche Zusatzrente von 100 Euro =  41,93 Euro monatlich sparen 300 Euro = 123,74 Euro monatlich 500 Euro = 205,55 Euro monatlich 700 Euro = 287,32 Euro monatlich 1.000 Euro = 410,09 Euro monatlich Quelle: Fotolia
Spareinstieg mit 50 Jahrenfür eine Zusatzrente von 100 Euro =  82,28 Euro monatlich sparen 300 Euro = 244,79 Euro monatlich 500 Euro = 407,31 Euro monatlich 700 Euro = 569,82 Euro monatlich 1.000 Euro = 813,59 Euro monatlich Quelle: Fotolia

Der Staat hat indes das lang diskutierte Projekt „Beipackzettel“ auf den Weg gebracht. Mit diesem vereinfachten Produktinformationsblatt soll der interessierte Kunde auf einen Blick erkennen, wie es um Chancen, Risiken und Kosten für seine Vorsorgeersparnisse bestellt ist. Eine neue Behörde mit dem schönen Titel „Produktinformationsstelle Altersvorsorge“ soll zudem Riester- und Rürup-Produkte in Chancen- und Risikoklassen einteilen. Auch so sollen die Unterschiede verschiedener Produkte deutlicher werden.

Dennoch darf bezweifelt werden, dass mit diesen Maßnahmen das Riester-Konstrukt leicht verständlich wird. Eine fundierte Beratung durch einen Fachmann – möglichst durch einen unabhängigen Honorarberater, der keine Provision an der Vermittlung verdient – bleibt wohl weiterhin der beste Weg zu einer passenden und rentablen privaten Altersvorsorge.

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