Vor allem langfristige Beitragsstabilität wünschen sich viele Versicherte in der PKV. Doch das ist im Tarifdschungel gar nicht so leicht. Denn, so erläutert Müllner von Minerva: Der PKV-Versicherer dürfe nur den Beitrag verlangen, der sich aus den durchschnittlichen Krankheitskosten ergebe, die getrennt nach Altersklassen, der in dem jeweiligen Tarif Versicherten, ermittelt werden müssten. Die Folge sei: Der Versicherer müsse für Tarife mit durchschnittlich gesünderen Versicherten weniger Beitrag verlangen - auch wenn die Leistungsmerkmale dieser Tarife vielleicht bessere seien. Aus demselben Grund sei der Versicherer dann aber auch verpflichtet, für Tarife mit durchschnittlich kränkeren Versicherten mehr Beitrag zu nehmen.
Gerade Tarife mit vielen Kranken geraten so in einen Teufelskreis. Gesunde gehen, Kranke bleiben, die Beiträge steigen. So hätten die meisten Versicherer starke Anreize geschaffen, dass Gesunde eher in neu aufgelegte Tarife gebracht werden als Kranke, stellte Minerva fest. Oder auch, dass Gesunde eher höhere Selbstbehalte wählten. Kranke meinten dagegen, ein niedriger Selbstbehalt sei das Richtige für sie. Viele Gesunde wanderten auch eher in leistungsstarke Tarife. Die Kranken speckten wegen der Kosten hingegen eher Erstattungsansprüche ab. Die Folge solcher Wanderungsbewegungen sind dann im Ergebnis auch Versicherungskollektive, die unausgewogen zusammengesetzt sind. Wenn das so ist, dann entwickeln sich auch die Beiträge unterschiedlich. Andererseits eröffnet dies Wechselchancen für Versicherte mit hohen Beiträgen. „Wir versuchen zu verstehen, wohin die guten Risiken in einer privaten Krankenversicherung wandern“, erläutert Minerva-Geschäftsführer Ferrarese. Und daran würden die Empfehlungen für den Kunden ausgerichtet.
Kriterien, auf die Privatpatienten achten
„Wenn der Kunde in einen Tarif mit vielen gesunden Versicherten geht, hat er eine größere Wahrscheinlichkeit, dass die Beiträge in diesem Tarif in den nächsten Jahren nicht so stark steigen wie anderswo“, glaubt Ferrarese. Ob dies gelinge, hänge natürlich im Einzelfall vom Unternehmen und dessen Tarifstruktur ab.
Privatversicherte hätten heute gute Chancen, im Fall der Fälle auf den wachsenden Beitragsdruck zu reagieren, glaubt auch Gerd Güssler vom Branchenexperten KVpro.de Gmbh. Er favorisiert ebenfalls für langjährige Privatpatienten den Tarifwechsel nach § 204 VVG im Versicherungsunternehmen. Denn häufig sei ein Wechsel des Unternehmens wesentlich teurer. Bei einem Tarifwechsel könne der Kunde dann sowohl die Beitragslast senken als auch seine Altersrückstellungen in den neuen Tarif übernehmen. Wer die Möglichkeit habe, eigenverantwortlich zu entscheiden, sollte dies tun, „sich dabei aber nicht von vermeintlichen Billigtarifen mit geringen Tarifleistungen locken lassen“, rät Güssler.
Es sollte immer eine sorgfältige Analyse durchgeführt werden. Das heißt: Welche Leistungen braucht der Kunde in welchem Umfang und was bezahlt er dafür. Entscheidend dafür sind 24 Kriterien, die besonders wichtig sind. Dabei sollten Verbraucher auch die Hilfe eines sachkundigen, neutralen Beraters in Anspruch nehmen. Sicher könne auch die Rückkehr in die GKV geprüft werden. „Dies ist aber meist – vor allem für ältere Versicherte – keine gute Empfehlung“, glaubt Güssler. Ein PKV-Versicherter sollte aus seiner Sicht dann lieber in den Standardtarif der PKV gehen. Dieser entspreche dem Niveau der GKV.