Alle Jahre wieder steigen die Beiträge in der privaten Krankenversicherung. Die neun Millionen Privatpatienten sind davon allerdings sehr unterschiedlich betroffen. Manche zahlen nur ein paar Euro mehr, einige Neukunden kommen sogar im nächsten Jahr günstiger weg. Andere werden dagegen kräftig zur Kasse gebeten. Wer die Geprellten mit satten Einsparungen im Jahr lockt, hat gute Chancen, schnell Geld zu verdienen. Verkaufsorientierte PKV-Vermittler sowie eine neue Gruppe cleverer Makler und Berater haben sich daher genau auf diese PKV-Verlierer spezialisiert: Privatpatienten, deren Beiträge zuletzt stark gestiegen sind und die deutlich weniger für die Krankenversicherung ausgeben wollen.
„Viele unseriöse Berater nutzen diese Situation leider oftmals zu ihren Gunsten schamlos aus“, warnt etwa Gerd Güssler, Geschäftsführer der Freiburger KVpro.de GmbH. Viele Verkäufer raten so Jahr für Jahr direkt zum Versichererwechsel, weil dies hohe Provisionen für sie garantiert. Die extrem hohe Zahl brancheninterner Wechsler bestätigt dies. Daneben etabliert sich eine zweite Sparvariante: der Tarifwechsel innerhalb des einmal gewählten Versicherers. Für Verkäufer, die das schnelle Geld suchen, ist das kein Geschäft. Hier agieren eher jene, die mal gerne mit dem Versicherer streiten. Auch ihre Einnahmen können fürstlich sein. Schließlich bemisst sich das Honorar häufig an der Ersparnis, die sie für ihre Kunden herausholen.
Die besten PKV-Tarife und die Leistungsfähigkeit der Anbieter
HanseMerkur
Beste Tarifkombination: KVS1, PSV, T43, PVN
Tarifnote Preis-Leistungs-Verhältnis¹: *****
Rating Krankenversicherer²: ****
Punkte bei wichtigen Rating-Kennzahlen
Eigenkapitalquote: 425
Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (RfB-Quote)³: 450
Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft⁴: 350
Nettoverzinsung der Kapitalanlagen⁵: 360
Wachstum Vollversicherte: 373
¹Gesamtnote für 30- und 50-jährige Versicherte, Leistungen gehen zu 70 Prozent, die Höhe der Beiträge zu 30 Prozent ein;
²Softfair hat analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, die Beiträge auch in Zukunft bezahlbar zu halten, basiert auf Zahlen aus den Geschäftsberichten der Unternehmen;
³je höher die Quote, desto leichter fällt es dem Versicherer, Beitragserhöhungen klein zu halten;
⁴Anteil der Beitragseinnahmen, der nach Abzug der Kosten für medizinische Leistungen und Verwaltung übrig bleibt;
⁵misst, wie gut der Versicherer das Geld der Kunden anlegt;
⁶damit Einnahmen und Ausgaben in einem guten Verhältnis stehen, ist der Versicherer auf einen stetigen Zustrom von Neukunden angewiesen;
Quelle: Softfair Analyse
Continentale
Beste Tarifkombination: ECONOMY-U, KS-U/150, SP2, V43-U, PVN
Tarifnote Preis-Leistungs-Verhältnis¹: ****
Rating Krankenversicherer²: ****
Punkte bei wichtigen Rating-Kennzahlen
Eigenkapitalquote: 430
Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (RfB-Quote)³: 450
Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft⁴: 365
Nettoverzinsung der Kapitalanlagen⁵: 425
Wachstum Vollversicherte: 208
¹Gesamtnote für 30- und 50-jährige Versicherte, Leistungen gehen zu 70 Prozent, die Höhe der Beiträge zu 30 Prozent ein;
²Softfair hat analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, die Beiträge auch in Zukunft bezahlbar zu halten, basiert auf Zahlen aus den Geschäftsberichten der Unternehmen;
³je höher die Quote, desto leichter fällt es dem Versicherer, Beitragserhöhungen klein zu halten;
⁴Anteil der Beitragseinnahmen, der nach Abzug der Kosten für medizinische Leistungen und Verwaltung übrig bleibt;
⁵misst, wie gut der Versicherer das Geld der Kunden anlegt;
⁶damit Einnahmen und Ausgaben in einem guten Verhältnis stehen, ist der Versicherer auf einen stetigen Zustrom von Neukunden angewiesen;
Quelle: Softfair Analyse
ARAG
Beste Tarifkombination: K600, 37, PVN
Tarifnote Preis-Leistungs-Verhältnis¹: ****
Rating Krankenversicherer²: ****
Punkte bei wichtigen Rating-Kennzahlen
Eigenkapitalquote: 230
Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (RfB-Quote)³: 485
Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft⁴: 325
Nettoverzinsung der Kapitalanlagen⁵: 435
Wachstum Vollversicherte: 340
¹Gesamtnote für 30- und 50-jährige Versicherte, Leistungen gehen zu 70 Prozent, die Höhe der Beiträge zu 30 Prozent ein;
²Softfair hat analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, die Beiträge auch in Zukunft bezahlbar zu halten, basiert auf Zahlen aus den Geschäftsberichten der Unternehmen;
³je höher die Quote, desto leichter fällt es dem Versicherer, Beitragserhöhungen klein zu halten;
⁴Anteil der Beitragseinnahmen, der nach Abzug der Kosten für medizinische Leistungen und Verwaltung übrig bleibt;
⁵misst, wie gut der Versicherer das Geld der Kunden anlegt;
⁶damit Einnahmen und Ausgaben in einem guten Verhältnis stehen, ist der Versicherer auf einen stetigen Zustrom von Neukunden angewiesen;
Quelle: Softfair Analyse
Debeka
Beste Tarifkombination: N, NC, KT 43, PVN
Tarifnote Preis-Leistungs-Verhältnis¹: ****
Rating Krankenversicherer²: ****
Punkte bei wichtigen Rating-Kennzahlen
Eigenkapitalquote: 200
Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (RfB-Quote)³: 500
Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft⁴: 340
Nettoverzinsung der Kapitalanlagen⁵: 500
Wachstum Vollversicherte: 335
¹Gesamtnote für 30- und 50-jährige Versicherte, Leistungen gehen zu 70 Prozent, die Höhe der Beiträge zu 30 Prozent ein;
²Softfair hat analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, die Beiträge auch in Zukunft bezahlbar zu halten, basiert auf Zahlen aus den Geschäftsberichten der Unternehmen;
³je höher die Quote, desto leichter fällt es dem Versicherer, Beitragserhöhungen klein zu halten;
⁴Anteil der Beitragseinnahmen, der nach Abzug der Kosten für medizinische Leistungen und Verwaltung übrig bleibt;
⁵misst, wie gut der Versicherer das Geld der Kunden anlegt;
⁶damit Einnahmen und Ausgaben in einem guten Verhältnis stehen, ist der Versicherer auf einen stetigen Zustrom von Neukunden angewiesen;
Quelle: Softfair Analyse
Universa
Beste Tarifkombination: uni-intro/Privat 600, uni-KT 43, PVN
Tarifnote Preis-Leistungs-Verhältnis¹: ****
Rating Krankenversicherer²: ****
Punkte bei wichtigen Rating-Kennzahlen
Eigenkapitalquote: 500
Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (RfB-Quote)³: 420
Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft⁴: 455
Nettoverzinsung der Kapitalanlagen⁵: 420
Wachstum Vollversicherte: 130
¹Gesamtnote für 30- und 50-jährige Versicherte, Leistungen gehen zu 70 Prozent, die Höhe der Beiträge zu 30 Prozent ein;
²Softfair hat analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, die Beiträge auch in Zukunft bezahlbar zu halten, basiert auf Zahlen aus den Geschäftsberichten der Unternehmen;
³je höher die Quote, desto leichter fällt es dem Versicherer, Beitragserhöhungen klein zu halten;
⁴Anteil der Beitragseinnahmen, der nach Abzug der Kosten für medizinische Leistungen und Verwaltung übrig bleibt;
⁵misst, wie gut der Versicherer das Geld der Kunden anlegt;
⁶damit Einnahmen und Ausgaben in einem guten Verhältnis stehen, ist der Versicherer auf einen stetigen Zustrom von Neukunden angewiesen;
Quelle: Softfair Analyse
HUK-Coburg
Beste Tarifkombination: SelectPro1, KT6, PVN
Tarifnote Preis-Leistungs-Verhältnis¹: ****
Rating Krankenversicherer²: ***
Punkte bei wichtigen Rating-Kennzahlen
Eigenkapitalquote: 200
Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (RfB-Quote)³: 355
Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft⁴: 335
Nettoverzinsung der Kapitalanlagen⁵: 350
Wachstum Vollversicherte: 390
¹Gesamtnote für 30- und 50-jährige Versicherte, Leistungen gehen zu 70 Prozent, die Höhe der Beiträge zu 30 Prozent ein;
²Softfair hat analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, die Beiträge auch in Zukunft bezahlbar zu halten, basiert auf Zahlen aus den Geschäftsberichten der Unternehmen;
³je höher die Quote, desto leichter fällt es dem Versicherer, Beitragserhöhungen klein zu halten;
⁴Anteil der Beitragseinnahmen, der nach Abzug der Kosten für medizinische Leistungen und Verwaltung übrig bleibt;
⁵misst, wie gut der Versicherer das Geld der Kunden anlegt;
⁶damit Einnahmen und Ausgaben in einem guten Verhältnis stehen, ist der Versicherer auf einen stetigen Zustrom von Neukunden angewiesen;
Quelle: Softfair Analyse
Barmenia
Beste Tarifkombination: einsA prima1+, T42+, PVN
Tarifnote Preis-Leistungs-Verhältnis¹: ****
Rating Krankenversicherer²: ****
Punkte bei wichtigen Rating-Kennzahlen
Eigenkapitalquote: 500
Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (RfB-Quote)³: 455
Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft⁴: 415
Nettoverzinsung der Kapitalanlagen⁵: 425
Wachstum Vollversicherte: 230
¹Gesamtnote für 30- und 50-jährige Versicherte, Leistungen gehen zu 70 Prozent, die Höhe der Beiträge zu 30 Prozent ein;
²Softfair hat analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, die Beiträge auch in Zukunft bezahlbar zu halten, basiert auf Zahlen aus den Geschäftsberichten der Unternehmen;
³je höher die Quote, desto leichter fällt es dem Versicherer, Beitragserhöhungen klein zu halten;
⁴Anteil der Beitragseinnahmen, der nach Abzug der Kosten für medizinische Leistungen und Verwaltung übrig bleibt;
⁵misst, wie gut der Versicherer das Geld der Kunden anlegt;
⁶damit Einnahmen und Ausgaben in einem guten Verhältnis stehen, ist der Versicherer auf einen stetigen Zustrom von Neukunden angewiesen;
Quelle: Softfair Analyse
Süddeutsche
Beste Tarifkombination: A 75, S 101, ZS75, TA 6, PPN
Tarifnote Preis-Leistungs-Verhältnis¹: ****
Rating Krankenversicherer²: *****
Punkte bei wichtigen Rating-Kennzahlen
Eigenkapitalquote: 470
Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (RfB-Quote)³: 390
Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft⁴: 455
Nettoverzinsung der Kapitalanlagen⁵: 475
Wachstum Vollversicherte: 313
¹Gesamtnote für 30- und 50-jährige Versicherte, Leistungen gehen zu 70 Prozent, die Höhe der Beiträge zu 30 Prozent ein;
²Softfair hat analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, die Beiträge auch in Zukunft bezahlbar zu halten, basiert auf Zahlen aus den Geschäftsberichten der Unternehmen;
³je höher die Quote, desto leichter fällt es dem Versicherer, Beitragserhöhungen klein zu halten;
⁴Anteil der Beitragseinnahmen, der nach Abzug der Kosten für medizinische Leistungen und Verwaltung übrig bleibt;
⁵misst, wie gut der Versicherer das Geld der Kunden anlegt;
⁶damit Einnahmen und Ausgaben in einem guten Verhältnis stehen, ist der Versicherer auf einen stetigen Zustrom von Neukunden angewiesen;
Quelle: Softfair Analyse
LKH
Beste Tarifkombination: A120, S220, Z61, T06U, PVN
Tarifnote Preis-Leistungs-Verhältnis¹: ****
Rating Krankenversicherer²: ****
Punkte bei wichtigen Rating-Kennzahlen
Eigenkapitalquote: 415
Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (RfB-Quote)³: 500
Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft⁴: 425
Nettoverzinsung der Kapitalanlagen⁵: 325
Wachstum Vollversicherte: 160
¹Gesamtnote für 30- und 50-jährige Versicherte, Leistungen gehen zu 70 Prozent, die Höhe der Beiträge zu 30 Prozent ein;
²Softfair hat analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, die Beiträge auch in Zukunft bezahlbar zu halten, basiert auf Zahlen aus den Geschäftsberichten der Unternehmen;
³je höher die Quote, desto leichter fällt es dem Versicherer, Beitragserhöhungen klein zu halten;
⁴Anteil der Beitragseinnahmen, der nach Abzug der Kosten für medizinische Leistungen und Verwaltung übrig bleibt;
⁵misst, wie gut der Versicherer das Geld der Kunden anlegt;
⁶damit Einnahmen und Ausgaben in einem guten Verhältnis stehen, ist der Versicherer auf einen stetigen Zustrom von Neukunden angewiesen;
Quelle: Softfair Analyse
AXA
Beste Tarifkombination: Kompakt Zahn-U, KUR-U, VITAL 900-U, KTGV 42-U, PVN
Tarifnote Preis-Leistungs-Verhältnis¹: ****
Rating Krankenversicherer²: ***
Punkte bei wichtigen Rating-Kennzahlen
Eigenkapitalquote: 95
Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (RfB-Quote)³: 220
Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft⁴: 280
Nettoverzinsung der Kapitalanlagen⁵: 390
Wachstum Vollversicherte: 333
¹Gesamtnote für 30- und 50-jährige Versicherte, Leistungen gehen zu 70 Prozent, die Höhe der Beiträge zu 30 Prozent ein;
²Softfair hat analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, die Beiträge auch in Zukunft bezahlbar zu halten, basiert auf Zahlen aus den Geschäftsberichten der Unternehmen;
³je höher die Quote, desto leichter fällt es dem Versicherer, Beitragserhöhungen klein zu halten;
⁴Anteil der Beitragseinnahmen, der nach Abzug der Kosten für medizinische Leistungen und Verwaltung übrig bleibt;
⁵misst, wie gut der Versicherer das Geld der Kunden anlegt;
⁶damit Einnahmen und Ausgaben in einem guten Verhältnis stehen, ist der Versicherer auf einen stetigen Zustrom von Neukunden angewiesen;
Quelle: Softfair Analyse
Der Haken dabei: Größtmögliche Einsparungen sind im einen wie im anderen Fall oft nicht die optimale Lösung. Denn häufig sei damit verbunden, dass die einbezahlten Prämien oder Altersrückstellungen sowie wertvolle erworbene Rechte für immer verloren seien, warnt Güssler. Zudem bleibt so gut wie immer unklar, wie lange die neue Prämie günstig sein wird. Wie sollen sich unzufriedene Privatpatienten nun verhalten? Branchenexperten halten dafür eine Reihe von Ratschlägen bereit. Dazu gehört vor allem: Versicherte müssen den richtigen Berater finden – einen, der in ihrem Interesse handelt. Dabei sollten sie auch lernen, gut klingende Offerten erst einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Dazu einige Beispiele, die als Warnung dienen können.
Ein Schock, der keiner war
Ende November sorgte diese Schlagzeile für Aufsehen: „Axa schockt Versicherte mit 50-prozentiger Anpassung“. Verfasser war das Unternehmen Widge, das Privatpatienten bei einem Tarifwechsel berät. Der Versicherer hebe die Beiträge zum 1. Januar 2014 um bis zu 50 Prozent an – insbesondere die Einsteigertarife aus der Reihe EL seien betroffen, hieß es da reißerisch. Auf Nachfrage von Handelsblatt Online, ob die Gesellschaft Details zu ihrer Behauptung nennen könne, kam eine abschlägige Antwort. Der Versicherer Axa reagierte auf Nachfrage dagegen eindeutig: „Der Eindruck, die Axa Krankenversicherung würde Beiträge auf breiter Basis um 50 Prozent erhöhen, ist falsch.“
Richtig sei: Die Axa Krankenversicherung könne einen Großteil der Tarife auch im Jahr 2014 nicht nur stabil halten, in einigen Tarifen erfolgten sogar Beitragssenkungen. Nur in wenigen Tarifen, in denen dies aufgrund der Leistungsentwicklung gesetzlich vorgeschrieben ist, müsse Axa die Beiträge zum 1. Januar 2014 erhöhen. Hintergrund: Die Vielfalt in der PKV hat System. Viele Krankenversicherer haben im Laufe der Jahre ein schwer durchschaubares Tarifwerk geschaffen. Privatpatienten wählen zum Start ihrer PKV-Karriere zwar einen Tarif mit bestimmten Leistungen. Und zahlen dafür meist weniger als bei den Krankenkassen. Doch wie sich dieser Tarif entwickelt, ist nicht vorhersehbar.
Ein Tarif, der wenig kostete
Genau dies nutzen Verkäufer nun aus. „Die Höhe dieser Anpassungen ist schon enorm. Für viele Kunden bedeutet dies eine erhebliche finanzielle Verschlechterung oder sogar eine Bedrohung der Existenz“, erklärte Ozan Sözeri, Gründer der Widge.de. GmbH. Und er fragt populistisch: „Warum müssen immer allein die Versicherten diese falschen Kalkulationen ausbaden?“ Doch ist dies wirklich ein Skandal? Der Tarif, dessen prozentuale Steigerung Sözeri anprangert, liegt weit unter dem Niveau der meisten Versicherten in der Krankenversicherung. Bisher zahlten die Kunden dort 100 Euro, künftig sind es rund 150 Euro. Das ist selbst in der PKV ein sehr geringer Beitrag, erläutert Branchenexperte Güssler.
Tarifexperte Güssler bestätigt damit die Angaben des Versicherers. Nur in einem einzigen Vollversicherungstarif (Tarif EL-Bonus) könne es zu Anpassungen in einer Höhe von 50 Prozent kommen, erklärte Axa. Das Beitragsniveau liege nach Anpassung bei maximal 153 Euro. Gegebenenfalls kämen gesetzlicher Zuschlag und Risikozuschlag hinzu. Über alle rund 780.000 Vollversicherte hinweg werde die Axa Krankenversicherung die Beiträge ab 2014 um durchschnittlich knapp drei Prozent anpassen, erklärte eine Sprecherin darüber hinaus. Zudem sei die Darstellung falsch, auch Axa-Kunden, die im vergangenen Jahr eine Beitragsanpassung von 40 Prozent erhalten hätten, wären von der neuerlichen Beitragserhöhung betroffen.
Gleichwohl bleibt festzuhalten: Mit seiner Pressemitteilung hat Widge.de im Internet und über manche Medien enorme Aufmerksamkeit für sein Geschäftsmodell erzeugt. Das da lautet: „Durch einen Tarifwechsel sind oftmals Einsparungen von 40 Prozent und mehr möglich – und das bei gleichem Leistungsniveau.“ Der Versicherer Axa stellt dagegen fest: Einzelfallbetrachtungen bei Beitragsanpassungen seien grundsätzlich nicht sachgerecht. Denn dabei hingen die Preise immer vom jeweiligen Tarif und den Voraussetzungen des Kunden ab. Also von: Geschlecht, Alter, individuellen oder gesundheitsbedingten Risikozuschlägen sowie der Versicherungshistorie.
Wann sich der Wechsel zur PKV lohnt und worauf zu achten ist
Jenseits der 40 lohnt sich ein Wechsel eher selten. Es bleibt weniger Zeit, um Alterungsrückstellungen anzusparen.
Kinder und nicht erwerbstätige Partner lassen sich in der PKV nicht kostenlos mitversichern, anders als in der gesetzlichen Kasse.
Trotz Rückstellungen zahlen Versicherte mit 65 schnell das Dreifache dessen, was sie mit 30 gezahlt haben. Wer wechselt, sollte Geld zurücklegen, um Beiträge im Alter finanzieren zu können.
In die gesetzlichen Kassen führt kaum ein Weg zurück. Interessenten sollten sich bei einem Honorarberater informieren.
Die PKV ist nichts für Versicherte, die ihre Ruhe wollen. "Wegen des zunehmenden Kostendrucks prüfen Krankenversicherer kritischer als bisher eingereichte Rechnungen", sagt Timo Voss vom Bund der Versicherten. Immer häufiger muss sich der Versicherte wehren.
Versicherer stellen ausführlich Fragen zur Gesundheit. Wer Vorerkrankungen angibt, etwa einen Bandscheibenvorfall, muss mit hohen Risikozuschlägen rechnen. Es lohnt sich also für Wechselwillige, in die PKV einzusteigen, solange sie noch halbwegs gesund sind.
Versicherte sollten überdurchschnittlich viel Leistung für ihre Prämie erhalten. Billigtarife sind meist keine gute Wahl, weil sie kaum mehr, zum Teil sogar weniger als die GKV bieten. Ihre Beiträge steigen meist überdurchschnittlich, weil sie knapp kalkuliert sind.
Ein hoher Selbstbehalt drückt zwar die Prämie, lässt aber bei einem späteren Tarifwechsel wenig Spielraum. Ein niedrigerer Selbstbehalt im neuen Tarif gilt nämlich als Mehrleistung, was Risikozuschläge nach sich zieht . Tipp: Neueinsteiger sollten Tarife mit niedrigem Selbstbehalt bevorzugen.
Viele Versicherte beschränken ihre Leistungen, etwa bei Krankengymnastik, auf detaillierte Kataloge. Was nicht drinsteht, wird nicht erstattet. Offene Leistungskataloge wie der des Top-Tarifs KVS1 von HanseMerkur passen sich
dem medizinischen Fortschritt an.
Genauso kritisch zu sehen sei, wenn bei Beitragsanpassungen allein auf die prozentuale Veränderung geschaut werden, erklärte die Axa. Und Branchenexperten wie Güssler stimmen da zu. „Wir geben Anpassungen deshalb in Euro und somit in absoluten Zahlen an“, erklärte die Axa-Sprecherin. Sehr hohe prozentuale Steigerungen würden zudem in der Regel bei Personen auftreten, die mit einem Tarifwechsel die Beiträge vorher reduziert hätten. Dann sei die gleiche absolute Steigerung prozentual deutlich höher als bei einem vergleichbaren Kunden ohne Tarifwechsel, erklärte die Axa-Sprecherin.
Eine ähnliche Werbestrategie wie Widge verfolgt auch Delegare, ein anderes Unternehmen der Tarifwechselbranche. „Im Namen von www.beitragsoptimierung24.de bitte ich Sie heute darum, die privat Krankenversicherten unter Ihren Lesern bzw. Zuhörern und Zuschauern zur Teilnahme an einer Online-Umfrage einzuladen“, lautete eine Anfrage, die Anfang Dezember bei Handelsblatt Online landete. Wer sich beteiligt, dem versprach Delegare: „Wir bedanken uns bei den Medien, die den Aufruf zur Teilnahme veröffentlichen, dadurch, dass wir Ihnen die Ergebnisse einen Tag früher zur Verfügung stellen als der allgemeinen Öffentlichkeit. Vermutlich wird dies für die allgemeine Öffentlichkeit der 18.12. und für Sie entsprechend der 17.12. sein.“
Eine Pressemitteilung zum Thema veröffentlichte Delegare dann am 28. Dezember. Ein Sprecher von Delegare stellte dazu fest: "Die Umfrage verfolgt nachweislich nicht das Ziel, Einzelfälle zu skandalisieren." Das wird in der Branche allerdings ganz anders gesehen, insbesondere die Pressemitteilung von Widge gilt als Beleg für die Strategie: Einzelfälle zu skandalisieren – und mögliche Kunden auf die eigene Dienstleistung aufmerksam machen. Beides gefällt den Versicherern ganz und gar nicht.
Wechselhelfer, die schlecht beraten
Doch auch einige Konkurrenten kritisieren dieses Vorgehen. Fast alle „Wechselhelfer“ beziehungsweise Tarifwechselberater am Markt seien ehemalige oder noch aktive Makler, stellt Maria Müllner von Minerva-Kundenrechte fest. Diese Personen hätten mit dem PKV-Tarifwechsel innerhalb des PKV-Versicherers ein neues Geschäftsfeld entdeckt. Bei einer Vertragsumstellung komme es auf andere Sachverhalte an als bei der Vermittlung einer neuen Versicherung, erklärt Müllner. Expertise und Erfahrung seien notwendig, um sich im Tarifdschungel zurechtzufinden. Das heißt, den „bestmöglichen Tarif verlangen zu können“ und alle vertraglichen Fallstricke zu vermeiden oder frühzeitig zu erkennen.
Denn, und dies bestätigen auch andere Kenner dieses Geschäfts immer wieder: Der Versicherer gestehe bessere Leistungen zu weniger Beitrag nur ungern zu. Versäumnisse und Fehler beim Tarifwechsel bedeuteten für den Kunden jedoch, dass er Rechte aufgibt und damit dauerhaft Nachteile in einer sehr wichtigen Versicherung habe, so Müllner. Minerva-Kundenrechte hat aus der eigenen Praxis eine Reihe von Fällen aufgearbeitet, in denen von anderen falsch beraten worden sei. So habe ein Versicherer nach einer Beitragserhöhung zwar andere Tarife, aber mit höherem Selbstbehalt oder niedrigeren Leistungen empfohlen. Ein Wechselhelfer habe sogar einen deutlich günstigeren Tarif gefunden. Doch auch dessen Beitrag steigt bald.
Minerva-Kundenrechte kann dem Kunden dann jedoch auch nicht mehr helfen. Mit dem Wechsel in den leistungsschwächeren Tarif habe der Kunde Rechte aufgegeben – in diesem Fall Versicherungsschutz. Diesen gestehe der Versicherer wegen Vorerkrankungen nicht mehr zu. Ein Wechsel in einen eigentlich besseren Tarif sei nun nicht mehr attraktiv. „Wir konnten dem Kunden nicht mehr helfen“, stellt die Gesellschaft fest.
Entscheidungshilfe: Gesetzlich oder privat versichern?
Ja: PKV geht
Nein: Sie dürfen aus gesetzlichen Gründen nicht in die PKV
Ja: spricht für die PKV,
Nein: überlegen Sie es sich zwei Mal - Drin gefangen, drin gehangen
Ja: in der GKV sind ihre Kinder kostenlos mitversichert, in der PKV kosten sie im Schnitt 120 Euro pro Kind und Monat extra
Nein: dann ist die PKV für Sie vermutlich günstiger als die GKV
Ja: GKV übernimmt sie unter Voraussetzungen
Nein: spricht für die PKV, in der Kinderbetreuung nicht als Standardleistung gilt
Ja: diese Leistung übernimmt nur die GKV
Nein: dann kann eine private Krankenversicherung günstiger sein
Ja: davon zahlt die GKV nichts, nur die PKV
Nein: spräche für GKV
Ja: die GKV spart daran, dort bräuchten Sie eine private Zahnzusatzversicherung, bei der PKV brauchen Sie diese in der Regel nicht
Nein: dann reichen die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung aus
Ja: achten Sie auf die Wahl des GKV-Anbieters, einige erstatten auch Akupunktur und andere Verfahren. Oft ist die PKV aber kulanter
Nein: GKV reicht aus
Ja: die GKV zahlt. Die PKV zahlt Krankentagegeld nur, wenn diese Leistung zusätzlich vereinbart und über höhere Beiträge bezahlt wird
Nein: dann spielt dieser Aspekt bei der Entscheidung GKV oder PKV keine Rolle
Ja: das spricht für eine Privatversicherung
Nein: dann genügen die Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse
Ja: Dann ist die PKV kein Problem
Nein: dann ist der Abrechnungsmodus der GKV besser. Sie zahlt sofort.
In einem anderen Fall sei ein Kunde mit Hilfe eines „Wechselhelfers“ in einem wesentlich günstigeren Tarif mit gleichwertigen Leistungen gelandet. Der Versicherer habe jedoch einen Beitragszuschlag verlangt, den der Wechselhelfer akzeptierte. Aus der Sicht von Minerva sei dieser jedoch „absurd hoch“ gewesen. Er wurde in Verhandlungen mit dem Versicherer rückgängig gemacht.
Ein dritter Kunde sei dem Rat gefolgt, auf die im Zieltarif enthaltenen besseren Leistungen zu verzichten. Was er nicht gewusst habe: Da keinerlei Vorerkrankungen vorlagen hätte ihm der Versicherer die besseren Leistungen im neuen Tarif ohne Zuschlag zugestehen müssen - trotz des geringeren Beitrags.
Bei einem vierten Kunden findet der Wechselhelfer keinen günstigeren Tarif. Der Kunde sei in den „Standardtarif“ gewechselt und habe dabei seinen Versicherungsschutz aufgegeben. Erst von Minerva habe der Kunde von einer besseren Lösung erfahren. Man habe seinen Vertrag zurück in einen Vollversicherungstarif gestellt, der in fast allen Tarifmerkmalen höhere Leistungen vorsehe und gleichzeitig deutlich günstiger für den Kunden sei.
Die Beispiele zeigen vor allem eines: Kunden sollten nicht nur auf den Beitrag schauen, sondern auch auf die Leistungen der Tarife. Entscheidend seien drei Faktoren, rät Nicola Ferrarese, Geschäftsführer Minerva Kundenrechte: Die Leistung dürfe sich nicht verschlechtern und sollte tendenziell besser sein; hinzu kämen ein günstigerer Beitrag sowie ein stabilerer Beitrag.
Der Beitrag, der steigen muss
Vor allem langfristige Beitragsstabilität wünschen sich viele Versicherte in der PKV. Doch das ist im Tarifdschungel gar nicht so leicht. Denn, so erläutert Müllner von Minerva: Der PKV-Versicherer dürfe nur den Beitrag verlangen, der sich aus den durchschnittlichen Krankheitskosten ergebe, die getrennt nach Altersklassen, der in dem jeweiligen Tarif Versicherten, ermittelt werden müssten. Die Folge sei: Der Versicherer müsse für Tarife mit durchschnittlich gesünderen Versicherten weniger Beitrag verlangen - auch wenn die Leistungsmerkmale dieser Tarife vielleicht bessere seien. Aus demselben Grund sei der Versicherer dann aber auch verpflichtet, für Tarife mit durchschnittlich kränkeren Versicherten mehr Beitrag zu nehmen.
Gerade Tarife mit vielen Kranken geraten so in einen Teufelskreis. Gesunde gehen, Kranke bleiben, die Beiträge steigen. So hätten die meisten Versicherer starke Anreize geschaffen, dass Gesunde eher in neu aufgelegte Tarife gebracht werden als Kranke, stellte Minerva fest. Oder auch, dass Gesunde eher höhere Selbstbehalte wählten. Kranke meinten dagegen, ein niedriger Selbstbehalt sei das Richtige für sie. Viele Gesunde wanderten auch eher in leistungsstarke Tarife. Die Kranken speckten wegen der Kosten hingegen eher Erstattungsansprüche ab. Die Folge solcher Wanderungsbewegungen sind dann im Ergebnis auch Versicherungskollektive, die unausgewogen zusammengesetzt sind. Wenn das so ist, dann entwickeln sich auch die Beiträge unterschiedlich. Andererseits eröffnet dies Wechselchancen für Versicherte mit hohen Beiträgen. „Wir versuchen zu verstehen, wohin die guten Risiken in einer privaten Krankenversicherung wandern“, erläutert Minerva-Geschäftsführer Ferrarese. Und daran würden die Empfehlungen für den Kunden ausgerichtet.
Kriterien, auf die Privatpatienten achten
„Wenn der Kunde in einen Tarif mit vielen gesunden Versicherten geht, hat er eine größere Wahrscheinlichkeit, dass die Beiträge in diesem Tarif in den nächsten Jahren nicht so stark steigen wie anderswo“, glaubt Ferrarese. Ob dies gelinge, hänge natürlich im Einzelfall vom Unternehmen und dessen Tarifstruktur ab.
Privatversicherte hätten heute gute Chancen, im Fall der Fälle auf den wachsenden Beitragsdruck zu reagieren, glaubt auch Gerd Güssler vom Branchenexperten KVpro.de Gmbh. Er favorisiert ebenfalls für langjährige Privatpatienten den Tarifwechsel nach § 204 VVG im Versicherungsunternehmen. Denn häufig sei ein Wechsel des Unternehmens wesentlich teurer. Bei einem Tarifwechsel könne der Kunde dann sowohl die Beitragslast senken als auch seine Altersrückstellungen in den neuen Tarif übernehmen. Wer die Möglichkeit habe, eigenverantwortlich zu entscheiden, sollte dies tun, „sich dabei aber nicht von vermeintlichen Billigtarifen mit geringen Tarifleistungen locken lassen“, rät Güssler.
Es sollte immer eine sorgfältige Analyse durchgeführt werden. Das heißt: Welche Leistungen braucht der Kunde in welchem Umfang und was bezahlt er dafür. Entscheidend dafür sind 24 Kriterien, die besonders wichtig sind. Dabei sollten Verbraucher auch die Hilfe eines sachkundigen, neutralen Beraters in Anspruch nehmen. Sicher könne auch die Rückkehr in die GKV geprüft werden. „Dies ist aber meist – vor allem für ältere Versicherte – keine gute Empfehlung“, glaubt Güssler. Ein PKV-Versicherter sollte aus seiner Sicht dann lieber in den Standardtarif der PKV gehen. Dieser entspreche dem Niveau der GKV.