Probleme durch Niedrigzinsen "Lebensversicherer müssen erhebliche Anstrengungen unternehmen"

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Einschnitte für Schweizer Kunden

Die nötigen Eigenmittel werden künftig nämlich stark schwanken. Das hat damit zu tun, dass sich die Zinsen täglich ändern. Und mit jeder Zinsbewegung ändern sich quasi sekündlich die Risiken und damit das nötige Eigenkapital.

Die BaFin will daher, dass auch Versicherer, die ihre erforderlichen Eigenmittel-Quoten nur knapp erreichen, ihr Kapital stärken. Sie sollen einen noch größeren Sicherheitspuffer aufbauen, damit die Aufsicht nicht ständig Alarm schlagen muss. Der Herausforderung Niedrigzins will Hufeld in zweifacher Hinsicht begegnen.

Erstens seien die Unternehmen gezwungen, ihre Kapitalpuffer zur Erfüllung der gegebenen Garantieversprechen zu erhöhen. Dies geschehe derzeit auch durch die Bildung einer „Zinszusatzreserve“. Versicherer legen dabei Extra-Geld für Verträge mit besonders hohen Garantiezinsen von bis zu 4,0 Prozent zurück.

Die Reserve soll Ende 2014 ein Volumen von rund 20 Milliarden Euro erreicht haben. Zweitens habe die BaFin „die Anforderungen hinsichtlich Transparenz und Analytik erhöht, um unterschiedliche, mögliche Markt-Szenarien zu untersuchen und Risiken zeitnah zu erkennen“. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse dienten schon heute dazu, mit einzelnen Unternehmen Maßnahmen zu besprechen beziehungsweise diese zu veranlassen.

In diese Lebensversicherungen fließt das meiste Geld
Platz 20: Gothaer LebenDie Lebensversicherung ist noch nicht tot. Das Neugeschäft bei den Versicherern läuft immer noch wie geschmiert – trotz aller Unkenrufe. Die Kunden scheinen keine Alternative zur Lebensversicherung zu finden, denn die große Flucht blieb bisher aus. Die Gothaer Lebensversicherung AG bietet für 2014 eine Gesamtverzinsung, einschließlich Schlussüberschussbeteiligung und Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven, in Höhe von 4,20 Prozent für das Neugeschäft. Die laufende Gesamtverzinsung (ohne Schlussüberschussbeteiligung und Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven) sinkt um 0,2 Prozentpunkt auf 3,30 Prozent.Bruttobeiträge 2013: 1,3 MilliardenBruttobeiträge 2012: 1,25 MilliardenVeränderung: + 4,2 ProzentRang (Vorjahr): 20Datenquelle für die Prämieneinnahmen: Zeitschrift für Versicherungswesen, 1. April 2014 Quelle: dpa
Platz 19: Swiss LifeDer Versicherer Swiss Life, der den Finanzvertrieb AWD kaufte und umbenannte, muss noch deutlicher runter, wie das Versicherungsjournal notiert. Für 2013 falle die Überschussbeteiligung auf 3,0 Prozent. Im Vorjahr waren es 3,3 Prozent, davor noch 3,5 Prozent. Und für 2011 schrieb der Schweizer Versicherer seinen deutschen Kunden sogar noch 3,8 Prozent gut.Bruttobeiträge 2013: 1,328 MilliardenBruttobeiträge 2012: 1,33 MilliardenVeränderung: - 0,4 ProzentRang (Vorjahr): 17 Quelle: dpa
Platz 18: Volkswohl Bund LebenDie Volkswohl Bund Lebensversicherung hält ihre Überschussbeteiligung 2014 stabil. Die laufende Verzinsung bleibe bei 3,65 Prozent und die Gesamtverzinsung bei rund 4,3 Prozent, teilte die Gesellschaft mit. Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit zahlt das Unternehmen einen vergleichsweise hohen Teil seiner Erträge an die Versicherten aus. Für 2012 lag die Überschussbeteiligung noch bei 4,05 Prozent.Bruttobeiträge 2013: 1,33 Milliarden EuroBruttobeiträge 2012: 1,29 Milliarden EuroVeränderung: + 2,8 ProzentRang (Vorjahr): 19 Quelle: PR
Platz 17: Provinzial Nordwest LebenDer Sparkassenversicherer aus Düsseldorf hat die Überschussbeteiligung erneut recht deutlich gesenkt. Sie liegt nun bei 3,1 Prozent. Das sind 0,3 Prozent weniger als im Vorjahr, als die Zinsgutschrift von 3,75 auf 3,4 Prozent zurückgenommen worden war. Die Gesamtverzinsung betrage nun 3,8 Prozent, davon entfallen auf den Schlussüberschuss 0,2 Prozent und die Beteiligung an den Bewertungsreserven 0,5 Prozent. Im Vorjahr war die Gesamtverzinsung der Provinzial Rheinland um 0,15 Prozentpunkt auf insgesamt 4,1 Prozent gefallen.Bruttobeiträge 2013: 1,46 Milliarden EuroBruttobeiträge 2012: 1,31 Milliarden EuroVeränderung: + 11,4 ProzentRang (Vorjahr): 18
Platz 16: Gothaer LebenDer Lebensversicherer der Signal-Iduna-Gruppe aus Dortmund senkt die Überschussbeteiligung um 0,35 Prozent auf 3,25 Prozent. Einschließlich Schlussüberschuss und Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven ergebe sich für die klassische Rentenversicherung eine Gesamtverzinsung von durchschnittlich 3,6 Prozent, erklärte ein Sprecher des Stadionsponsors von Borussia Dortmund. Bruttobeiträge 2013: 1,49 Milliarden EuroBruttobeiträge 2012: 1,40 Milliarden EuroVeränderung: + 6,3 ProzentRang (Vorjahr): 16 Quelle: dapd
Platz 15: Sparkassenversicherung (SV) LebenDie SV hält die laufende Überschussbeteiligung ihrer Lebens- und Rentenversicherungen für das nächste Jahr konstant - auf niedrigen 3,05 Prozent.Bruttobeiträge 2013: 1,88 Milliarden EuroBruttobeiträge 2012: 1,64 Milliarden EuroVeränderung: + 14,5 ProzentRang (Vorjahr): 15 Quelle: dpa
Platz 14: Alte Leipziger LebenDer mittelgroße, aber sehr kapitalstarke Lebensversicherer sendet ein Zeichen der Stabilität. Die Überschussbeteiligung, die im Vorjahr deutlich von 3,85 Prozent auf 3,35 Prozent gesenkt worden war, bleibt für 2014 stabil. Dieser Versicherer veröffentlichte seine Zahlen erneut als einer der ersten in der Branche. Das Signal an die Konkurrenz: Wir waren im Vorjahr vorsichtig, nun profitieren wir davon. Noch ist die Marke von drei Prozent kein Thema.Bruttobeiträge 2013: 1,91 Milliarden EuroBruttobeiträge 2012: 1,81 Milliarden EuroVeränderung: + 5,5 ProzentRang (Vorjahr): 14

Wer schon heute wissen will, wie kapitalstark sein Versicherer aktuell ist, kann das Finsinger-Rating der WirtschaftsWoche studieren. Interessierte finden es hier.

Die Schweizer Aufsicht Finma hat das Problem nun gelöst und Zenith-Kunden auf die Auffanggesellschaft Palladio Versicherungen übertragen lassen. Die neue Gesellschaft wird über eine Stiftung von Swiss Life, Axa Winterthur, Zurich, Generali und Mobiliar getragen. Der Versicherer Swiss Life verwaltet fortan den alten Zenith-Kundenbestand. Palladio übernimmt neben 13.000 Policen auch die Zenith-Mitarbeiter und mit 450 Millionen Schweizer Franken auch das bislang von Kunden angesparte Geld.

Die Auffanggesellschaft wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eigens zu diesem Zweck am 5. Dezember gegründet. In Deutschland gibt es eine solche Sicherungseinrichtung bereits seit Jahren. Die Auffanggesellschaft der deutschen Lebensversicherer heißt Protektor.

Protektor verwaltet bereits seit 2003 den Vertragsbestand der in Schieflage geratenen deutschen Mannheimer Lebensversicherung. Diese befindet sich wie nun auch Zenith in einem so genannten „Run-Off“. Dabei werden keine neuen Kunden mehr aufgenommen – und bestehende Verträge bis zum Ablauf weitergeführt.

Wichtige Kennzahlen zur Beurteilung von Versicherern

Die Schweizer Kunden müssen nun Einschnitte hinnehmen: In bestimmten Fällen, schreibt die Finma, müssten „die Vertragsbedingungen angepasst werden. Die Anpassungen beziehen sich ausschließlich auf zukünftige Leistungen. So entfallen bei gewissen Produkten Garantien für den Teil des versicherten Kapitals, das mit in der Zukunft zu bezahlenden Prämien finanziert wird.“ Rückwirkend bleibt die zugesicherte Leistung also erhalten – auf künftige Garantien müssen Schweizer Kunden aber verzichten.

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