Betroffen sind laut Swiss Life Kunden mit „Unit-Linked“-Produkten. Die beinhalten eine Garantie, welche fällig wird, wenn der Kunde beim Ablauf seines Vertrages noch lebt. Eine garantierte, jährliche Mindestverzinsung, wie bei den klassischen Lebensversicherungen in Deutschland, gibt es bei diesem Produkt nicht.
Die Finma hat den heutigen Stand des erreichten Garantieanspruchs nun quasi eingefroren, die Garantieansprüche dieser Kunden werden auf das Niveau reduziert, das sich aus den bisherigen Prämienzahlungen des Kunden ergibt. Künftig von diesen Kunden gezahlte Beiträge werden fortan in Unit-Linked-Policen ohne Garantie investiert. Wer das nicht will, darf außerordentlich kündigen.
Auch in Deutschland darf die BaFin im Notfall eingreifen: Sie darf zum Beispiel Garantiezinsen kappen, wenn sich ein Versicherer in einer Notlage befindet. Frei nach der Devise: Besser jeder verliert ein bisschen was, als alle das Meiste. Die Grundlage für die Beschneidung alter Kundenvorteile leitet die deutsche Aufsicht aus dem Paragraf 89 des Versicherungsaufsichtsgesetzes her.
Unter der Überschrift „Zahlungsverbot; Herabsetzung von Leistungen“ heißt es dort: „Alle Arten Zahlungen, besonders Versicherungsleistungen, Gewinnverteilungen und bei Lebensversicherungen der Rückkauf (…) können zeitweilig verboten werden.“ Außerdem kann die Aufsicht die Zahlungsverpflichtungen des Versicherers an Kunden herabsetzen.
Sie muss dabei nicht alle Kunden gleich behandeln. Die BaFin darf sogar das von Kunden bei der Versicherung angesparte Geld (Deckungsrückstellungen) herabsetzen. Kunden hingegen müssen weiter zahlen: „Die Pflicht der Versicherungsnehmer, die Versicherungsentgelte in der bisherigen Höhe weiterzuzahlen, wird durch die Herabsetzung nicht berührt.“
Paragraf 89 ist für den Notfall gedacht. Hinter den Kulissen versuchen Versicherer, einen solch öffentlichkeitswirksamen Schritt zu vermeiden. Viele Versicherer haben bereits in den letzten Jahren reagiert und Kosten gespart: Der eine fusioniert, der andere legt Kundenbestände zusammen, immer mehr geben das Neugeschäft auf oder ziehen sich aus Deutschland zurück.
Tipps: Die richtige Police finden
Versicherte zahlen Beiträge oft monatlich. Dafür fallen Zuschläge an. Wer pro Jahr zahlt, profitiert. Auf 20 Jahre bringt das schnell 1000 Euro mehr.
Automatische jährliche Beitragssteigerungen sollen die Inflation abfedern. Nachteil: Es fallen jedes Jahr neue Abschlusskosten an. Kunden können die Dynamik aussetzen. Sinnvoll ist der Automatismus höchstens bei integriertem Risikoschutz und bei steuerfreien Policen von vor 2005, da die alten Vorteile (früherer Gesundheitszustand, alte Steuerregeln) dank Dynamik auch für höhere Leistungen gelten.
Anlage und Risikoschutz mit separaten Policen abdecken. Versicherte können die Lebenspolice sonst kaum kündigen oder beitragsfrei stellen, da der Risikoschutz gefährdet wäre.
Staatliche Förderung, etwa Riesteroder Rürup-Policen, beschert meist kein geschenktes Geld – trotz anderslautender Werbung. Das liegt vor allem an Steuereffekten. Vorteile gibt es meist nur, wenn die Steuersätze im Alter viel niedriger als vorher sind.
Bei Neuabschluss sind für die reine Sparanlage, also bei Policen mit Einmalauszahlung, allenfalls Top-Versicherer interessant. Immerhin bestehen hier selbst bei neuen Verträgen noch kleinere Steuervorteile. Für die Altersvorsorge hingegen ist die Auszahlung als monatliche Rente besser. Versicherer setzen allerdings teils über 100 Jahre Lebenserwartung an. Entsprechend niedrig sind die Renten. Die Rentenpolicen sind nur Absicherung, kein Renditebringer.
So hat der Finanzinvestor Cinven der britischen Großbank Lloyds 80 Prozent am Versicherer Heidelberger Leben - der früheren MLP Leben - abgekauft. Die Heidelberger fokussierte sich auf das Geschäft mit Fondspolicen. Später kaufte Cinven auch das Lebensversicherungsgeschäft von Skandia in Deutschland und Österreich. Cinven will Verträge weiterführen, aus vielen kleinen Kundenbeständen soll ein großer werden. Man hofft auf Skaleneffekte: Kosten für Verwaltung und Geldanlage sollen auf mehr Kunden verteilt werden und so pro Vertrag sinken.