Rentenvergleich Wann Ihre private Rentenversicherung Geld bringt

Ab 2030 droht jedem Zweiten die Altersarmut. Politiker erheben die Rente deshalb zum Wahlkampfthema. Das ist eine gute Idee, zeigen aktuelle Berechnungen zur Frage, ab wann sich eine Rentenversicherung lohnt.

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Quelle: dpa Picture-Alliance

Es steht nicht gut um die private Rentenversicherung. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Zins auf null Prozent gesenkt und belastet damit die Renditen.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer machte deshalb erste Vorschläge, wie die Rente reformiert und die Riester-Rente abgeschafft werden könnte. "Die Riester-Rente ist gescheitert", so Seehofer, denn nicht mal die Hälfte der Bevölkerung sorge privat für den Ruhestand vor.

Der Bayer mag zwar ein Poltergeist sein, aber Unrecht hat er mit seiner Behauptung nicht. Das Problem ist allerdings, dass die gesetzliche Rente, welche 2001von der damaligen Bundesregierung eingedampft wurde, vor allem bei Geringverdienern längst nicht mehr für einen sorgenfreien Ruhestand ausreicht.

Laut aktuellen Berechnungen des "WDR" droht ab 2030 jedem zweiten Neurentner die Altersarmut. Eine Rente auf dem Niveau vom Arbeitslosengeld II, obwohl jahrzehntelang in die Kassen eingezahlt wurde. Beinahe die Hälfte der Rentner wäre demnach abhängig von staatlicher Grundsicherung. Das Niveau der gesetzlichen Rente soll bis 2030 auf nur noch 43,5 Prozent der gesamten Lebensarbeitszeit fallen. Derzeit liegt das Rentenniveau noch bei knapp 48 Prozent.

Seehofer und andere Politiker haben die Bedeutung des Rententhemas erkannt und wollen damit in den nächsten Bundestagswahlkampf ziehen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) kündigte ein umfangreiches Konzept an. "Ich werde dafür sorgen, dass wir diese Antworten zügig, aber mit größter gebotener Sorgfalt erarbeiten und ein Gesamtkonzept vorlegen", sagte die SPD-Politikerin.

Nahles bezeichnete die Rentenversicherung als das "zentrale Versprechen des Sozialstaats". Wer im Arbeitsleben die Ärmel hochgekrempelt habe, könne später nicht mit leeren Händen dastehen.

Sofort- und Aufschub-Renten im Fokus

Das Dilemma: die Politik kann den Sparern eigentlich keinen Vorwurf machen. Die niedrigen Zinsen sorgen dafür, dass sich auch private Rentenversicherungen kaum noch lohnen. Den Versicherern fällt es immer schwerer, die Kundengelder renditebringend anzulegen, die garantierten Leistungen sinken. Hinzu kommt, dass die hohen Gebühren, welche Versicherte zahlen müssen, ihre Rendite vor allem an Anfang der Vertragslaufzeit deutlich schmälert.

Trotz aller Kritik werden aber weiterhin staatlich geförderte Policen abgeschlossen. Wie Zahlen des Bundesarbeitsministeriums zeigen, stieg der gesamte Bestand an Riester-Verträgen im vierten Quartal 2015 netto um knapp 110.000 Verträge auf insgesamt 16,48 Millionen Policen. Das Plus resultiert vor allem aus dem Bereich der Riester-Investmentfonds. Die Zahl der klassischen Versicherungsverträge allerdings gegenüber 2014 leicht um 0,4 Prozent zurück.

Vergleichsweise beliebt sind Verträge mit einmaliger Einzahlung, sogenannte Sofortrenten. Eine größere Erbschaft, der Verkauf einer Immobilie - Gründe für dieses Modell gibt es genug. Aber lohnen sich die Policen? Oder hat Horst Seehofer recht, wenn er Riester- und andere private Rentenversicherungen für gescheitert erklärt?

Die Top 5 Rentenversicherer mit den höchsten Auszahlungen

Der aktuelle map-report analysiert, wie viel Zeit vergeht, bis die Rentenzahlungen beziehungsweise die Rückkaufswerte die eingezahlten Beiträge übersteigen, und welcher Vertrag die beste Rentenleistung bringt. Der map-report ist eine Analyse des Versicherungsmarktes aus Kundensicht, der von der Fachzeitschrift VersicherungsJournal veröffentlicht wird.  Nicht nur Sofortrenten, sondern auch klassische Aufschub-Renten werden unter die Lupe genommen.

Deutlich wird der Handlungsbedarf für die Politik. Denn im Zuge der Niedrigzinspolitik der EZB wundert es kaum, dass die Rentenleistungen bei älteren Musterverträgen in der Regel besser ausfallen. Je später der Vertrag abgeschlossen wird, desto länger wird es dauern, die eingezahlte Summe wieder rauszubekommen. So die Prognose. Und: "Im aktuellen Niedrigzinsumfeld ist es keine Seltenheit, dass auf eine Anhebung der Rente ganz oder weitgehend verzichtet werden muss", heißt es im map-report.

Die 5 Rentenversicherer mit den niedrigsten Auszahlungen

Wer 1996 50.000 Euro in eine Sofortrente eingezahlt hat, bekommt laut map-report mittlerweile monatlich im Schnitt 364 Euro Rente, seit Rentenbeginn wurden über 82.000 Euro gezahlt.

Anders sieht es aus, wenn erst 2006 eingezahlt wurde. Im Marktdurchschnitt liegen die Zahlungen nach zehn Jahren bei rund 28.000 Euro. Insgesamt dauert es laut map-report bis zu 15 Jahre, bis der einmal eingezahlte Betrag als Rente ausbezahlt ist.

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