Riesterrente Der wirklich wahre Riester-Vorteil

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Die Theorie im Praxis-Vergleich

Um möglichst aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, nehmen wir einige unterschiedliche Musterfälle. Sowohl junge (30 Jahre) als auch ältere Sparer (50 Jahre), Kinderlose wie Kinderreiche. Wir gehen außerdem dauerhaft von konstanten Einkommen aus, die - je nach Musterfall - zwischen 30.000 und 80.000 Euro brutto pro Jahr liegen. Alle Sparer zahlen die maximal steuerlich geförderten 2100 Euro pro Jahr in ihren Riester-Vertrag ein. 154 Euro davon übernimmt immer der Staat, bei Sparern mit Kindern schießt er auch noch die Kinderzulagen bei (laut Annahme bis zum 18. Lebensjahr).

Außerdem schreibt das Finanzamt den Sparern über die Steuererklärung meist noch einen zusätzlichen Steuerbonus gut. Die Rente soll immer erst mit 67 Jahren fließen. Der persönliche Grenzsteuersatz - also die auf jeden zusätzlich zu versteuernden Euro anfallende Steuerlast - hängt vom Einkommen ab und soll in der Sparphase zehn Prozentpunkte höher sein als in der Rentenphase.

Ein Beispiel: Der 30-jährige Sparer mit 40.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen zahlt 2100 Euro in seine Riester-Rentenversicherung ein. 154 Euro davon zahlt der Staat. Bei angenommenen 36 Prozent Grenzsteuersatz ergibt sich ein rechnerischer Steuervorteil von 756 Euro (36% von 2100 Euro), von dem die gezahlte Zulage aber abgezogen wird. Unter dem Strich muss der Sparer also selbst pro Jahr nur 1344 Euro aufbringen. Alternativ könnte der Sparer diese Summe nehmen und damit auf eigene Faust eine ungeförderte, private Rentenversicherung besparen. Statt 2100 Euro würden dann nur 1344 Euro in den Vertrag fließen.

Dafür müsste der Sparer auf seine spätere Rente aber weniger Steuern zahlen. Aus dem Riester-Vertrag würde später eine garantierte Mindestrente von 287 Euro pro Monat vor Steuern fließen (höhere Modellrechnung: 668 Euro). Bei den für die Rente angenommenen 26 Prozent persönlicher Grenzsteuersatz und der vollen Besteuerung der Riester-Rente blieben davon nach Abzug der Steuern noch 212 Euro (Modellrechnung: 494 Euro). Die mit den geringeren Einzahlungen finanzierte garantierte Rente aus der ungeförderten, privaten Versicherung beträgt nur 190 Euro im Monat (Modellrechnung: 458 Euro). Doch diese würde eben nicht voll besteuert, sondern - wie jede private Rente - nur zum Ertragsanteil, der vom Alter beim Start der Rentenzahlung abhängt. Mit 67 Jahren zu Rentenbeginn müsste der Sparer 17 Prozent der Rente zum persönlichen Grenzsteuersatz (26 Prozent) versteuern. Von der Garantierente blieben so netto 182 Euro (Modellrechnung: 438 Euro).

Lang leben für die Rendite

Rendite nach Steuern einer Riester-Rentenversicherung je nach Lebensalter (in Prozent pro Jahr, garantiert / prognostiziert)

Single, 30 Jahre, 30.000 Euro Bruttojahreseinkommen, 3 Kinder (2, 4 und 6 Jahre)Single, 30 Jahre, 40.000 Euro Brutto-JahreseinkommenSingle, 30 Jahre, 60.000 Euro Brutto-JahreseinkommenSingle, 40 Jahre, 50.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen
mit 75 Jahren-4,1 / 0,2-4,3 / -0,2-4,3 / -0,2-5,4 / -1,2
mit 85 Jahren0,0 / 3,1-0,3 / 2,8-0,3 / 2,8-0,4 / 2,6
mit 95 Jahren1,4 / 4,11,2 / 3,71,2 / 3,71,3 / 3,9
Verheiratet, 40 Jahre, 60.000Euro Brutto-Haushaltsjahreseinkommen, 2 Kinder (2 und 4 Jahre)Verheiratet, 40 Jahre, 80.000 Euro Brutto-Haushaltsjahreseinkommen, 2 Kinder (2 und 4 Jahre)Single, 50 Jahre, 60.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen
mit 75 Jahren-5,5 / -1,2-5,5 / -1,4-7,3 / -3,0
mit 85 Jahren-0,3 / 2,7-0,4 / 2,6-0,5 / 2,6
mit 95 Jahren1,4 / 3,91,3 / 3,81,6 / 4,2
Angaben gelten für eine kostengünstige Riester-Rentenversicherung, jeweils 2100 Euro Einzahlung pro Jahr, die staatlichen Zulagen (Kinderzulagen bis zum 18. Lebensjahr des Kindes) und ein eventueller steuerlicher Vorteil auf Einzahlungen sind berücksichtigt, für die Auszahlungsphase wurde ein um zehn Prozentpunkte niedrigerer Steuersatz als während der Einzahlungsphase angenommen; Quelle: Versicherer, eigene Berechnung

Der Vergleich (212 zu 182 Euro im Monat; 494 Euro zu 438 Euro (Modellwerte)) zeigt es schon, die Netto-Riester-Renten wären tatsächlich höher und das bei gleichen angenommenen Sparbeiträgen aus eigener Tasche. Je nach angenommener Lebensdauer (75, 85 oder 95 Jahre) würde die Renditedifferenz bei der garantierten Rente zwischen 0,5 Prozentpunkten (mit 95 Jahren) und 0,9 Prozentpunkten (mit 75 Jahren) liegen. Mit Blick auf die Ergebnisse aller Musterfälle bietet die Riester-Rente zwischen 0,4 und 1,7 Prozentpunkten mehr Rendite pro Jahr.

Das klingt gut. Und dürfte von Riester-Befürwortern als Beleg dafür gesehen werden, dass Riester sich eben doch lohnt. Was diese Betrachtung der Renditeunterschiede allerdings verschweigt ist, wie hoch die Renditen überhaupt sind. Wie bei jeder Rentenversicherung gilt: Je länger ein Versicherter lebt, desto höher ist die Rendite. Die Versicherungen sind letztlich eine Wette auf ein langes Leben. Doch bei einer relativ langen Lebensdauer sollten unter dem Strich schon ansehnliche Renditen herauskommen.

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