Die garantierten Renditen mit einer, nicht gerade kurzen, Lebensdauer von 95 Jahren liegt bei der Riester-Rente und über alle Musterfälle hinweg zwischen 1,2 und 1,6 Prozent. Die Renditen aus der unverbindlichen, höheren Modellrente ergäben bei der Riester-Rente Werte zwischen 3,7 und 4,2 Prozent. Würden Riester-Rentner ihre Rente nur 85 Jahre lang kassieren, wären sie in den meisten Fällen noch auf negative Renditen gekommen.
Bestimmte Einzelfälle, in denen sich die Riester-Rente sehr stark lohnt, bilden die möglichst repräsentativ ausgewählten Musterfälle nicht ab. So würde eine 30-jährige Sparerin, die drei Kinder (2, 4 und 6 Jahre alt) hat und dauerhaft nur 30.000 Euro brutto im Jahr verdient, mit Riester auf hohe Renditen kommen, vor allem wenn sie - anders als bei den Musterfällen angenommen - nur den Mindestbeitrag leistet, um vollen Anspruch auf die staatlichen Zulagen zu haben. Von den zu leistenden 1200 Euro Mindestjahresbeitrag (4% der 30.000 Euro) müsste die Frau anfangs selbst nur 146 Euro im Jahr übernehmen, der Rest würde über die Zulagen (allein 900 Euro Kinderzulagen) abgedeckt.
Die Rendite aus den garantierten Renten würde in diesem Fall mit 85 Jahren schon bei 1,1 Prozent pro Jahr liegen, mit 95 Jahren bei 2,6 Prozent - mit den unverbindlichen Modellwerten wären es gar 4,8 Prozent (85 Jahre) und 5,7 Prozent (95) Rendite pro Jahr. Im Vergleich zu einer ungeförderten, privaten Rentenversicherung, in den die Frau den Durchschnitt ihrer bei der Riester-Rente aus eigener Tasche zu leistenden Beiträge einzahlen würde, läge der Renditevorteil hier bei über zwei Prozentpunkten. Beeindruckend! Allerdings sollte die hohe Rendite hier nicht täuschen: Da die Frau nur den Mindestbeitrag geleistet hätte, würde die absolute, garantierte Riester-Rentenhöhe von netto nur 128 Euro im Monat der Frau später keine großen finanziellen Sprünge ermöglichen.
Tristes Bild
Rendite nach Steuern einer klassischen Rentenversicherung je nach Lebensalter (in Prozent pro Jahr, garantiert / prognostiziert)
Single, 30 Jahre, 30.000 Euro Bruttojahreseinkommen, 3 Kinder (2, 4 und 6 Jahre) | Single, 30 Jahre, 40.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen | Single, 30 Jahre, 60.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen | Single, 40 Jahre, 50.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen | |
mit 75 Jahren | -5,4 / -0,8 | -5,2 / -0,8 | -5,2 / -0,8 | -6,6 / -2,3 |
mit 85 Jahren | -0,9 / 2,4 | -0,9 / 2,2 | -0,9 / 2,2 | -1,2 / 1,9 |
mit 95 Jahren | 0,7 / 3,5 | 0,6 / 3,3 | 0,6 / 3,3 | 0,6 / 3,2 |
Verheiratet, 40 Jahre, 60.000 Euro Brutto-Haushaltsjahreseinkommen, 2 Kinder (2 und 4 Jahre) | Verheiratet, 40 Jahre, 80.000 Euro Brutto-Haushaltsjahreseinkommen, 2 Kinder (2 und 4 Jahre) | Single, 50 Jahre, 60.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen | |
mit 75 Jahren | -6,6 / -2,2 | -6,6 / -2,2 | -9,0 / -4,7 |
mit 85 Jahren | -1,2 / 2,0 | -1,2 / 1,9 | -1,6 / 1,4 |
mit 95 Jahren | 0,7 / 3,3 | 0,7 / 3,2 | 0,7 / 3,1 |
Angaben gelten für eine kostengünstige Rentenversicherung (ohne staatliche Förderung), die Einzahlungen entsprechen den Einzahlungen aus eigener Tasche bei einer Riester-Rentenversicherung (nach Abzug von Zulagen und eventuellen Steuervorteilen), für die Auszahlungsphase wurde ein um zehn Prozentpunkte niedrigerer Steuersatz als während der Einzahlungsphase angenommen; Quelle: Versicherer, eigene Berechnung |
Auch Fälle, in denen die Grenzsteuersätze in der Sparphase sehr viel höher sind als später im Alter (also: hohe Einkünfte jetzt, geringe Einkünfte später), machen Riester tendenziell attraktiver. Trotzdem: Die niedrigen Renditen für die realistischeren Musterfälle dürften die Gegner der Riester-Rente als Beleg dafür werten, dass sich Riester eben doch nicht lohnt: So geringe Renditen? Lächerlich!
Tatsächlich sollten Sparer bei der Altersvorsorge darauf achten, aus ihrem meist knappen Einsatz möglichst viel herauszuholen. Ob ihnen dafür die in Aussicht gestellten Renditen reichen, muss jeder - auch mit Blick auf die eigene Risikobereitschaft - selbst beantworten. Andere Riester-Produkte, wie Riester-Fondssparpläne, bieten zumindest eine größere Chance auf höhere Renditen bei gleichzeitig etwas größerem Risiko.
Dass dieses Risiko durch die für Riester vorgeschriebene Garantie, dass zu Ruhestandsbeginn alle Einzahlungen als Guthaben vorliegen müssen, begrenzt wird, ist allerdings nicht unbedingt ein Vorteil. Sparer haben mit dem freien Sparen abseits von Riester, etwa mit Ratensparplänen auf Indexfonds, bessere Renditechancen. Wollen sie später dann unbedingt eine lebenslange Rente kassieren, können sie zu Rentenbeginn immer noch eine Sofortrente gegen Einmalzahlung abschließen.
Und die Debatte, ob sich Riester lohnt, schauen sich die Sparer dann entspannt von der Seitenlinie an.