Risiken absichern Die besten Policen für Familien

Der Ausfall eines Elternteils oder ein Großschaden kann Familien hart belasten. Welche Versicherungen sein müssen.

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Vor allem für Familien ist die Absicherung extremer Risiken existenziell Quelle: N.Iven, Hisashi Okawa

Keine Anrufe, keine Mails. „Unser Berater hat sich einfach tot gestellt“, schimpft Katrin Braun, 48, alleinerziehende Mutter zweier schulpflichtiger Kinder und Geschäftsführerin eines Unternehmens für Managerseminare in China. Sie versucht, die Prämie ihrer teuren Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU-Police) zu drücken. Falls sie berufsunfähig wird, überweist ihr die Versicherung 5500 Euro Rente pro Monat, dafür zahlt sie aktuell an die Heidelberger Leben 337 Euro monatlich. Die möchte sie reduzieren.

Kündigen will die studierte Elektrotechnikerin die Police nicht – weil sie und die beiden Kinder auf ihr Einkommen angewiesen sind. Wenn sie nach einem Unfall oder wegen einer Krankheit ihren Beruf nicht mehr ausüben könnte, bräuchten die drei die Überweisungen der Versicherung dringend.

So viel kostet der Schutz der Familie

Musterfamilie: Mutter und Vater beide 40 Jahre alt, Kinder acht und zehn Jahre alt, Brutto-Haushaltseinkommen: 80.000 Euro
Die Pflicht-Policen (grün markiert) sollte jede Familie haben. Wenn dann noch Geld übrig ist, bieten sich weitere Zusatzversicherungen an (violett markiert).

Versicherung1

Prämie pro Jahr (in Euro)2

BU-Versicherung

2000

Risikolebensversicherung

850

Haftpflichtversicherung

95

Summe Pflicht-Policen2945

Kinder-Unfallversicherung

45

Private Pflegezusatzversicherung

81

Private Krankenzusatzversicherung

100

Gesamtsumme3171
1 Musterkonditionen: BU mit 5000 Euro Monatsrente; Risikoleben für beide Ehepartner, 250.000 Euro Versicherungssumme; Haftpflicht deckt Personen- und Sachschäden bis zu 8 Mio. Euro ab; Kinder-Unfallversicherung mit Invaliditätssumme von 100.000 Euro; Pflegeversicherung für alle vier Familienmitglieder, Pflegestufe 3 wird monatlich um 600 Euro aufgestockt; Private Krankenzusatzversicherung für Zwei-Bett-Zimmer und 3,5-facher Satz für wahlärztliche Behandlung; 2 Durchschnitt der zehn günstigsten Top-Tarife; Quelle: FSS Online

Finanzielle Engpässe verringern

Obwohl die meisten deutschen Familien durch einen Ausfall des Hauptverdieners ähnlich hart getroffen würden wie Karin Braun und ihre Kinder, haben die Deutschen nur 2,8 Millionen eigenständige BU-Policen abgeschlossen. Weitere 13,8 Millionen Lebensversicherungen schließen BU-Schutz als mehr oder weniger ausreichenden Zusatzbaustein ein. Dabei liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein heute 40-jähriger Mann vor Rentenbeginn berufsunfähig wird, bei immerhin 39 Prozent.

Weniger wahrscheinlich, aber umso dramatischer ist der Tod eines Elternteils. Nicht nur das Einkommen fällt weg, es fehlt auch jemand, der sich um die Kinder kümmert, wenn der verbliebene Elternteil arbeiten muss. Kindertagesstätte oder Tagesmutter gehen ins Geld. Mit dem Kapital aus einer Risikolebensversicherung, die zahlt, wenn ein Elternteil stirbt, ließen sich finanzielle Engpässe deutlich verringern – und das für einen überschaubaren Beitrag.

Ein Minimum an Schutz für jede Familie

Für noch weniger Geld lässt sich die Familie mit einer Haftpflichtpolice gegen die finanziellen Folgen millionenschwerer Schäden absichern; verursacht durch verhängnisvolle Missgeschicke von Eltern und Kindern.

Berufsunfähigkeits-Versicherung, Risikolebens- und Haftpflichtpolice sind das Minimum an Schutz, das jede Familie haben sollte. Das Finanzsoftware-Unternehmen Morgen & Morgen hat für eine typische Familie mit zwei Kindern die besten Tarife aus Hunderten von Angeboten herausgefiltert (siehe Tabelle).

Für den Hauptverdiener: Die besten Berufsunfähigkeits-Policen

Versicherter: Mann, 40 Jahre, Nichtraucher, Diplom-Betriebswirt, 100 Prozent Bürotätigkeit

Konditionen: Vertragslaufzeit 27 Jahre, 2500 Euro monatliche Rente garantiert

Anbieter¹

Tarif

Berufsunfähigkeits-Tarifvariante

M&M- Leistungs- quote²

Maximale Prämie3

Netto-Prämie3

(pro Monat, in Euro)

WWKBS02SBU Komfort64,2258116
AxaASBVSBU BG 1+ bis 371,0172120
Volkswohl BundSBUSBU69,3209121
StuttgarterTarif 91BUV-Plus73,1207124
NürnbergerSBU2501(D)CSBU Comfortkeine Angaben186139
Alte LeipzigerBV10SBU73,9183142
ContinentaleB1BUV Premium56,1264142
HDI-GerlingBV09SBUkeine Angaben225144
Swiss LifeSBU (Tarif 943)SBU BG 1 - 382,5205144
LV 1871Golden SBUGolden BU63,1293146

¹

nur Anbieter mit fünf Sternen im M&M-BU-Rating; ²Anteil der von Versicherten gemeldeten Fälle, bei denen die Versicherung tatsächlich gezahlt hat, Durchschnitt der vergangenen drei Jahre; ³maximale Prämie ohne Abzug von Überschüssen, die die Versicherung jährlich für das folgende Jahr festlegt, die Überschüsse werden dem Versicherten sofort gutgeschrieben, tatsächlich zahlt er nur die Netto-Prämie; Quelle: Morgen & Morgen; Stand: Oktober 2011

Berufsunfähigkeit

Bringt der Hauptverdiener der Familie kein Geld mehr nach Hause, weil er invalide ist, geraten auch die Kinder in Existenznot. Die gesetzliche Rentenversicherung zahlt nur Erwerbsminderungsrenten – und die sind an strenge Vorgaben geknüpft. Die Rentenkasse prüft, wie viele Stunden pro Woche der invalide Arbeitnehmer noch arbeiten kann; egal, in welchem Job und zu welchem Lohn. Wer mindestens sechs Stunden pro Tag arbeiten kann, geht leer aus.

Eine private BU-Police hingegen zahlt auch, wenn der Versicherte theoretisch einen anderen Job ausüben könnte. Zumindest gilt dies für neuere Policen mit kundenfreundlichen Konditionen. Bei der Wahl der richtigen BU-Versicherungen ist nicht allein die Höhe der Prämie entscheidend. Vielmehr kommt es auf die Konditionen an – und darauf, wie kundenfreundlich die Versicherer Schäden regulieren.

Vorsicht vor Billiganbietern

„Wer bei den Prämien top ist, sträubt sich, wenn es ums Zahlen geht, oft umso heftiger“, sagt Jörg Büchner, Berliner Fachanwalt für Versicherungsrecht. Knackpunkt jeder BU-Police seien die Gesundheitsfragen, die Versicherte beantworten müssen, bevor sie eine Police abschließen. „Meist vergessen Versicherte frühere Beschwerden, oder die Vermittler, die ihre Provision bekommen wollen, drängen darauf, leichte Vorerkrankungen zu unterschlagen“, sagt Büchner. Wenn Kunden dann berufsunfähig würden, weigere sich der Versicherer zu zahlen, weil sie etwas aus ihrer Krankenakte verschwiegen haben.

Selbst wenn alle Angaben des Versicherten stimmen, fließt noch lange kein Geld. Zahlungsunwillige Versicherungen schicken Gutachter vor, die bezweifeln, dass der Betroffene seinen Job nicht mehr ausüben kann. Oft endet der Streit vor Gericht. Ein Großteil der Prozesse, so Büchner, gehe auf das Konto einiger schwarzer Schafe in der Versicherungsbranche.

Für beide Eltern: Empfehlenswerte Risikolebensversicherungen¹

Versicherte: Mann und Frau, beide 40 Jahre alt, Nichtraucher; normales Körpergewicht, beide 100 Prozent Bürotätigkeit; Konditionen: Vertragslaufzeit 20 Jahre, Todesfallschutz: 250.000 Euro

Anbieter

Tarif

Maximale Prämie (pro Monat, in Euro)²

Netto-Prämie (pro Monat, in Euro)²

AsstelAMN9PZ Familie7646
Hannoversche LebenT1P13353
DLVAGL0P (DL)7855
Zurich LifeRisikoLeben basic5858
Delta DirektRL2 Familie12259
WGVR2/R412367
InterRiskTR415868
AllianzRisikoLebensversicherung L0P8670
DialogRISK-vario konstant18474
Volkswohl BundNLTV12374
¹wenn ein Partner stirbt, bekommt jeweils der andere die Versicherungssumme; ²maximale Prämie ohne Abzug von Überschüssen, die die Versicherung jährlich für das folgende Jahr festlegt; die Überschüsse werden dem Versicherten sofort gutgeschrieben, tatsächlich zahlt er nur die Netto-Prämie; Quelle: Morgen & Morgen; Stand: Oktober 2011

Einige schwarze Schafe

Ungern legen die Versicherer Zahlen zu Prozessquoten oder zum Anteil der Fälle offen, in denen sie eine Berufsunfähigkeit nicht anerkannt haben. Laut Branchendienst map-Report ist die Spanne zwischen den Anbietern enorm. Beim Marktführer Allianz führen nur 1,8 Prozent der Schadensfälle zu einem Prozess, bei der Barmenia sind es immerhin 12,4 Prozent.

Morgen & Morgen hat für die WirtschaftsWoche nur solche Policen ausgesucht, die in ihrem Rating die Höchstnote fünf Sterne bekommen haben. Die Ratingagentur bewertet unter anderem, wie kundenfreundlich der Versicherer Schäden reguliert. Das lässt sich an der Leistungsquote ablesen, dem Verhältnis von gemeldeten Schäden zu der Zahl der Fälle, in denen die Versicherung tatsächlich zahlt.

124 Euro

Die höchste Leistungsquote bietet die Stuttgarter Versicherung. Deren Police BUV-Plus kostet für einen 40-jährigen Mann mit Bürojob 124 Euro monatlich. Falls er invalide ist, zahlt ihm die Stuttgarter monatlich 2500 Euro. Faustregel: Die Rente aus der BU-Police sollte etwa 60 Prozent des Bruttoeinkommens des Hauptverdieners abdecken.

Wer mit geringerer Leistung zufrieden wäre, kann eine BU-Police als preiswerten Zusatzbaustein einer Risikolebensversicherung abschließen.

Gegen Großschäden: Günstige Familien-Haftpflichtversicherungen

Konditionen: Personen- und Sachschäden bis fünf Millionen Euro versichert, ohne Selbstbeteiligung; bei Kindern bis sechs Jahre sind Schäden mit mindestens 10.000 Euro versichert

Anbieter

Tarif

Maximal versicherte Sach- und Personenschäden (in Millionen Euro)

Brutto-Prämie (pro Jahr, in Euro)¹

Versicherte Schäden, die von Kindern bis zu sechs Jahren verursacht wurden (in Euro)²

Ideal PHV PrivatSchutz Klassik 1049,5015.000
WGVPHV wgv-himmelblau3554,7020.000
Medien-VersicherungPHV Komfort562,4810.0004
Janitos PHV Basic 1070,5815.0005
InterRisk PHV XL 571,4010.000
Haftpflichtkasse Darmstadt VVaGPHV Vario Komfort1073,7810.000
Asstel PHV Plus 575,4515.0006
HUK24PHV Classic Internet³5078,65100.000
HUK-CoburgPHV Classic 5082,00100.000
WaldenburgerPHV Super583,3050.000

¹

inklusive Versicherungsteuer von 19 Prozent; ²Kinder dieser Altersgruppe können laut Gesetz für Schäden  nicht haftbar gemacht werden, viele Policen decken diese Schäden nicht ab; ³nur über Internet abzuschließen;  4Selbstbehalt: 300 Euro; 5Selbstbehalt: 200 Euro; 6Selbstbehalt: 500 Euro; Quelle: Morgen & Morgen, Stand: Oktober 2011 

Todesfälle

Verheiratete in Deutschland sichern ihre Ehepartner meist über eine Kapitallebensversicherung ab. Mit dieser Police sparen sie fürs Alter an. Falls sie sterben, bevor sie in Rente gehen, bekommen die Hinterbliebenen einmalig eine größere Summe. Dieses Kombi-Produkt aus Risiko- und Altersvorsorge ist jedoch teuer: Vom Beitrag knapsen Verwaltung und Vertrieb der Versicherung 15 bis 20 Prozent ab.

Deutlich billiger ist eine Risikolebensversicherung. Sie zahlt nur, wenn der Versicherte stirbt. Besonders preiswert ist es, wenn Vater und Mutter eine gemeinsame Risikopolice abschließen, die zahlt, wenn der jeweils andere stirbt. Die Versicherungen sollten mindestens so lange laufen, wie Kinder auf finanzielle Zuwendungen angewiesen sind, also bis in die Studienzeit.

Das Dreifache des Jahreseinkommens

Ein abgebranntes Haus Quelle: Stefan Puchner dpa

Bei der Risikopolice von Asstel (Tarif: AMN9PZ Familie) zahlen Eltern nach Abzug der Überschüsse nur 46 Euro monatlich. Falls Mutter oder Vater sterben, erhält die Familie 250.000 Euro. Joachim Geiberger, Chef von Morgen & Morgen, empfiehlt: „Das Dreifache des Jahres-Bruttoeinkommens der Familie sollte mindestens versichert sein.“

Selbst wenn alle gesund bleiben, kann es finanziell eng werden. Kinder und Erwachsene können millionenschwere Sach- und Personenschäden verursachen. Im September etwa hatte ein Junge in einem Teppichlager im oberfränkischen Selbitz gezündelt – und einen Großbrand mit einer Million Euro Schaden verursacht.

Haftpflichtversicherungen sind ein Muss

„Haftpflichtversicherungen, die solche Schäden abdecken, sind für jede Familie ein Muss“, sagt Angela Baumeister, Versicherungsberaterin aus Kaarst. Sie empfiehlt, die Versicherungssumme nicht zu knapp zu kalkulieren; acht bis zehn Millionen Euro sollten es schon sein. Wichtig sei auch, dass die Versicherung für Kinder unter sieben Jahre zahle. Laut Gesetz können diese nicht für Schäden haftbar gemacht werden, viele Policen schließen sie daher vom Schutz aus. Wenn dann aber Schäden bei Bekannten oder Freunden angerichtet werden, kommt es schnell zum Streit. Um sich diesen Ärger im persönlichen Umfeld zu ersparen, sollten Eltern nur Policen in die engere Wahl nehmen, die auch für kleinere Kinder einspringen.

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