Rohstoffe Kampf um die Kupfermine

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Schatzkarte

Angesichts der sich glänzend entwickelnden Rohstoffpreise erwachen auch anderswo lange stillgelegte Minen wieder zum Leben. Im vergangenen Jahr machte die australische Bendigo Mining eine vor mehr als 50 Jahren eingemottete Goldmine wieder flott. In den USA öffnete eine Eisenerzmine, die ein Vierteljahrhundert lahmlag. In England geht jetzt nach jahrelanger Pause ein Kohlebergwerk wieder in Betrieb.

In Krisenregionen ist das Risiko hoch, das mit Wieder-Öffnungen verbunden ist. So beschloss die Regierung im Kongo, wo nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs wieder Kupfer geschürft wird, längst beschlossene Bergbauverträge einer „Überprüfung“ zu unterziehen. Sambia änderte plötzlich Gesetze, in Venezuela kämpfen Minenbetreiber gegen Zwangsenteignung.

Auch auf Bougainville sind die Besitzverhältnisse noch völlig unklar. Die Landeigner sind zerstritten, einige lehnen die Rückkehr der Rohstoffindustrie nach wie vor ab. Anfang dieses Jahres entging Inselpräsident Kabui, der in einen Korruptionsskandal verwickelt ist, nur knapp einem Mordanschlag. „Wir können nicht zurückgehen, solange wir die Erlaubnis der Landeigner nicht haben“, sagte BCL-Chairman Peter Taylor der WirtschaftsWoche. „Unser größtes Problem: Die Inselbewohner sprechen nicht mit einer Stimme.“

Auch Mehrheitsaktionär Rio Tinto gibt sich noch zurückhaltend: „In naher Zukunft“, sei an eine Wiederbelebung der Panguna-Mine nicht zu denken, erklärte Vorstandsvorsitzender Tom Albanese bei der jüngsten Hauptversammlung des » Konzerns in Brisbane. Die Zurückhaltung ist verständlich, denn niemand weiß genau, wie es auf der Mine heute aussieht.

Seit Ende der Achtzigerjahre hat Bougainville Copper offiziell keinen Zugang zum Betriebsgelände. Bis heute bewachen bewaffnete Milizen das Riesenloch im Urwald. Fotos zeigen rostige Schaufelbagger und Planierraupen unter Schlingpflanzen. Wie stark das Ausmaß der Verwüstung ist, wie schlimm die Umweltschäden auf dem verwaisten Grundstück tatsächlich sind, ist unklar. „Die Wiedereröffnung der Mine würde Investitionen von über 500 Millionen Euro erfordern und einen Zeitraum von mindestens drei Jahren umfassen“, schätzt der deutsche Goldaktien-Fondsmanager Martin Siegel.

Das Projekt könnte sich trotzdem lohnen, glaubt Nick Moore, Rohstoffanalyst bei ABN Amro in London. Weil das Angebot knapp ist, dürften Gold- und Kupferpreise auch in Zukunft stark bleiben. „Jetzt ist die richtige Zeit“, findet deshalb BCL-Chairman Taylor. Er will noch in diesem Jahr Gespräche über ein neues Schürfabkommen mit Bougainville beginnen und hofft auf Finanzspritzen der Weltbank.

Gavin Wendt, Rohstoffanalyst beim Investmentservice Fat Prophets in Sydney, hat noch einen anderen Investor im Hinterkopf: „Logisch wäre, dass die Chinesen versuchen, einzusteigen“, sagt er. Chinas Minenriese Chinalco kauft weltweit Rohstoffvorkommen auf. Erst im vergangenen Herbst erwarb der Staatskonzern die peruanische Kupfermine Toromocho.

Wer auch immer die Mine schließlich bekommt: Die privaten Aktionäre spekulieren darauf, dass der Aktienkurs in die Höhe schnellt, wenn das Startsignal zur Öffnung der Kupfermine kommen sollte. Der Rohstoffboom der letzten Jahre schürte die Hoffnung auf märchenhafte Gewinne – und trieb den Aktienkurs. Seit den Tiefstständen im Jahr 2003 legte die BCL-Aktie an der Börse Sydney um 1200 Prozent auf aktuell 1,30 Australdollar zu. Die Marktkapitalisierung der Minengesellschaft beträgt damit stolze 520 Millionen Australdollar – umgerechnet 320 Millionen Euro. Selbst zur Blütezeit der Kupfermine Mitte der Achtzigerjahre lag der Börsenwert kaum über zwei Milliarden Australdollar.

Einen bekannten Fürsprecher hat die Aktie bereits gefunden. Der Privatinvestor und Fondsberater Swen Lorenz widmete der Bougainville-Aktie Anfang 2005 eine erste umfassende Analyse, im Dezember 2007 legte er eine mehr als 100 Seiten starke Ausarbeitung nach. Recht zeitnah zu den Veröffentlichungen von Lorenz kam stets Leben in den Aktienkurs.

Lorenz eilt unter spekulativ orientierten Privatanlegern der Ruf eines Perlentauchers voraus. Dafür sorgte vor allem eine Kaufstudie über die vom monegassischen Fürstenhaus kontrollierte Aktie Société des Bains de Mer. Das Unternehmen besitzt und betreibt in Monaco Hotels, Restaurants und Casinos. Lorenz empfahl kein Zockerpapier, sondern Substanz: Der Kurs kletterte seit 2003 in der Spitze um 350 Prozent.

Auf eine Wiederholung sollten Anleger im Fall Bougainville Copper aber nicht bauen. Wer auf lange Sicht investieren will, muss damit rechnen, dass zur Finanzierung des Milliardenprojekts – wenn es denn überhaupt jemals kommen sollte – zunächst umfangreiche Kapitalerhöhungen notwendig sind. Diese aber würden den Aktienkurs immer wieder belasten.

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