Schadenregulierung nach Unfall Was tun beim Autocrash mit dem Ausland?

Autounfälle sind Ärgernis genug, kompliziert wird es aber, wenn der Unfallgegner aus dem Ausland stammt. Was schief laufen kann und wie Betroffene schneller und besser ihre Schadenersatzansprüche durchsetzen.

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Blechschaden nach Autounfall, am besten fotografieren. Quelle: Getty Images

Es hat gekracht. Der unglückselige Fahrer aus Polen bemerkte zu spät, dass die anderen beiden Fahrzeuge vor einem Fußgängerüberweg gehalten hatten, fuhr dem bereits stehenden Auto mit Karacho hinten drauf und schob dieses auch noch auf das davor stehende Fahrzeug. Die Autos sind zerbeult, die Insassen schockiert und auch ein Schleudertrauma nicht ausgeschlossen. Zwei Geschädigte also und ein Unfallverursacher. Zum Glück bleibt es beim Blechschaden – und für den muss die Versicherung des Fahrers zahlen, der den anderen hinten drauf fuhr. Eigentlich eine klare Sache – doch am Ende sollte es sechs Monate dauern, bis die Geschädigten ihren Blechschaden ersetzt bekamen.

Zwischen zwei deutschen Versicherungen laufen diese Verfahren zumeist reibungslos. Ist die Schuldfrage eindeutig und es wird auch nicht über Unfallhergang und Schadenhöhe gestritten, regulieren die Versicherungen den Schaden in nur wenigen Wochen. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) schildert einen konkreten Beispielfall. Der Fahrer war nur leicht verletzt und zehn Tage lang arbeitsunfähig, das Schmerzenzgeld lag bei 550 Euro und der Sachschaden belief sich auf rund 4000 Euro.. „In diesem Fall hat der Geschädigte sein Geld bereits nach 19 Tagen erhalten“, sagt Kathrin Jarosch vom GDV. Das dürfte so ziemlich der Idealfall sein.

66.000 Autocrashs mit ausländischen Autos

Stammt das Fahrzeug des Unfallverursachers hingegen aus dem Ausland, wird es trotz gleicher Sachlage gleich komplizierter. 2014 gab es nach GDV-Angaben 66.000 Kfz-Unfälle mit ausländischer Beteiligung in Deutschland, die offiziell gemeldet wurden.

Ist ein ausländisches Auto in den Unfall verwickelt, sollten sich Geschädigte darauf einstellen, dass die Regulierung durch die Versicherungen länger dauert. Eine Regulierungsdauer von sechs Monaten wie im eingangs geschilderten Fall ist zwar extrem, zumal einige ungünstige Faktoren zusammenkamen. Deutlich länger dauert es in der Regel dennoch, wenn sich ausländische und inländische Versicherungen verständigen müssen. Das liegt oft allein daran, dass die Korrespondenz mehr Zeit benötigt.

Umso wichtiger ist es für Geschädigte, die Schadenregulierung gleich richtig in Angriff zu nehmen. Für die zügige Durchsetzung der Schadenersatzansprüche ist es wichtig, schnell und richtig zu reagieren.

Besser die Polizei holen

Ist der Unfall passiert, sollte der erste Schritt sein, die Polizei zu rufen. Die kommt zwar nicht immer freiwillig bei einfachen Blechschäden, aber mit Hinweis auf ein ausländisches Fahrzeug sollte sie sich davon überzeugen lassen, dass sie gebraucht wird. Die Polizei kann wesentlich dazu beitragen, Kennzeichen, Unfallhergang, Personalien sowie die gegnerische Versicherung festzustellen. Zudem sind die Gesetzeshüter zwingend zu rufen, wenn es einen Personenschaden gab.

Im Beispielfall war verbale Verständigung mit dem polnischen Unfallverursacher jedoch kaum möglich, zudem hatte er keinen Versicherungsnachweis dabei. Die Polizei war also hilfreich dabei, die Angaben des Fahrers zu erfassen und die vorgefundene Unfallsituation zu protokollieren. Ein polizeilicher Unfallbericht unterstützt in jedem Fall eine rasche Regulierung.

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