Schufa-Studie Die Deutschen – ein Volk von Musterschuldnern

Bei der Bedienung von Schulden sind die Deutschen spitze. Doch bei der Auswahl eines Kredits werden sie immer wählerischer. Eine repräsentative Studie hat auch das Vertrauen der Bürger in klassische Banken ermittelt.

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Ohne Schufa-Auskunft läuft nicht viel bei Banken, Telekom- oder Stromanbietern. Quelle: dpa

Berlin Immer mehr Deutsche zahlen ihre Schulden pünktlich zurück. Das belegt eine neue Studie der Wirtschaftsauskunftei Schufa. Danach wurden im vergangenen Jahr 97,8 Prozent der abgeschlossenen Ratenkredite reibungslos zurückgezahlt – der Spitzenwert in den vergangen zehn Jahren. „Das Kreditverhalten der deutschen Verbraucher ist über alle Altersgruppen hinweg vorbildlich“, lobte der Vorstandsvorsitzende der Schufa Holding AG, Michael Freytag. Dabei sticht insbesondere das Zahlungsverhalten der 18- bis 19-jährigen ins Auge. Mit 98,1 Prozent liegt die Rückzahlungsquote dieser Altersklasse erstmals seit zwei Jahren über dem Durchschnitt.

Die Schufa sieht sich als führender Servicepartner für die kreditgebende Wirtschaft. Ohne Schufa-Auskunft läuft nicht viel bei Banken, Telekom- oder Stromanbietern. Via Schufa erkundigen diese sich über die Bonität des Kunden. Die Auskunftei verfügt Daten zu mehr als 67 Millionen Erwachsenen und 5,3 Millionen Unternehmen.

Der am Dienstag vorgestellte Schufa-Kreditkompass basiert auf einer Auswertung von 17,4 Millionen laufenden Ratenkrediten. Zwar blieb die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge mit 7,7 Millionen konstant. Doch die durchschnittliche Höhe stieg von 9552 Euro auf 10.225 Euro. Zudem erhöhte sich die durchschnittliche Laufzeit um einen Monat auf 48,6 Monaten. Das aktuell niedrige Zinsniveau hat offensichtlich nicht dazu geführt, dass sich Verbraucher übermäßig verschulden.

Bei der Auswahl des Kredits sind die Verbraucher offensichtlich wählerisch. Denn häufiger als bisher verglichen die Kunden bei den Banken die Konditionen. Die Anfragen erhöhten sich um 3,4 Millionen auf 22,9 Millionen. Die Auskunftei kann darüber Angaben machen, weil die Banken im Fall einer Anfrage Informationen bei der Schufa über die Bonität des Kunden einholen.

Gestützt werden die positiven Eindrücke durch eine vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Schufa durchgeführte Konsumentenumfrage über das „Finanzverhalten heute und in Zukunft“. In der repräsentativen Umfrage geben 95 Prozent der Befragten an, einen guten Überblick über ihre Finanzen zu haben.

Deutlich weniger – nämlich 68 Prozent – geben an, gut informiert über finanzielle Dinge zu sein. Und 32 Prozent der Befragten fühlen sich bei finanziellen Entscheidungen oft unsicher. Überdurchschnittlich ausgeprägt ist diese Unsicherheit bei den 18- bis 29-jährigen mit 45 Prozent.


Verunsicherung durch Datenschutzrisiken

Mit einem Anteil von 24 Prozent nutzten die Bundesbürger am häufigsten in den vergangenen fünf Jahren einen Ratenkredit, um etwas zu finanzieren. Mit 21 Prozent liegt der Immobilienkredit an zweiter Stelle. Es folgen der Dispokredit (18 Prozent) und der Autokredit (17 Prozent).

Bankkunden, die ihre Konten regelmäßig kontrollieren, tun dies am häufigsten über Online-Banking am heimischen Computer. Fast drei Viertel der Verbraucher verhalten sich so. Das mobile Banking der Hausbank nutzen 15 Prozent und nur vier Prozent vertrauen dabei auf eine andere Banking-App.

Immerhin 20 Prozent der Befragten wickeln aus Sicherheitsbedenken ihre Bankgeschäfte nicht online ab. Ein deutlich höherer Prozentsatz, nämlich 71 Prozent, sind verunsichert durch Datenschutzrisiken, die die Digitalisierung mit sich bringt.

Trotz des Hypes um die jungen Finanztechnologie-Unternehmen (Fintech), die in vielen Bereichen des Bankgeschäfts aktiv sind, genießen klassische Banken das Vertrauen ihrer Kunden. So stimmen 78 Prozent der Befragten zu, dass Banken auch in zehn Jahren ihre Kunden finden, da sie ein Höchstmaß an Sicherheit und Datenschutz gewährleisten. Und ausdrücklich geben sieben von zehn an, dass sie kein Vertrauen in Fintechs haben.

Trotz der Bankenskandale in den vergangenen Jahren „ist das Vertrauen der Verbraucher in klassische Banken deutlich größer als in neue Marktteilnehmer“, so Forsa-Geschäftsführer Manfred Güllner. Allerdings gehen 70 Prozent davon aus, dass es in zehn Jahren kaum noch Bankfilialen vor Ort geben werde.

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