Silber Das Gold des kleinen Mannes

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Angebot und Nachfrage: Woher das Silber kommt

Als Werterhaltungsmittel überstand Silber alle Papierwährungskrisen, das Metall entwickelte sich aber immer mehr von einem Edelmetall zu einem Industriemetall. Gold dagegen behauptete seinen monetären Stellenwert bis heute, selbst nachdem US-Präsident Richard Nixon 1971 den Gold-Dollar-Standard gebrochen hatte und Papiergeld somit die letzte Bindung an ein Edelmetall verlor. So halten Regierungen und internationale Organisationen heute noch im Schnitt ein Zehntel ihrer Währungsreserven in Gold vor, insgesamt 950 Millionen Unzen. Die offiziellen Silberbestände schmolzen dagegen zusammen auf nur noch 56 Millionen Unzen, so Schätzungen des New Yorker Rohstoff-Researchhauses CPM Group.

Noch 1940 besaß die US-Regierung danach 3135 Millionen Unzen Silber. Das Staatssilber der USA aber wurde verkauft, bis auf bescheidene 20 Millionen Unzen, die noch als strategische Reserve für Industrie und Militär gebunkert werden. Über erwähnenswerte Bestände verfügt ansonsten nur noch Mexiko. Das zweitwichtigste Förderland von Silber besitzt noch etwa sieben Millionen Unzen.

Industrie verbraucht viel Silber

Früher wurde Silber ausschließlich zu Schmuck, Münzen oder Tafelsilber verarbeitet. Es wurde, wie Gold heute noch, gehortet oder wieder verwertet und verschwand nicht für immer auf der Müllhalde. Heute wird Silber verbraucht, geht die Hälfte des jährlichen Silberangebots in die Industrie.

Für viele industrielle Anwendungen ist Silber wegen seiner physikalischen Eigenschaften unverzichtbar geworden und schwer durch andere Metalle zu ersetzen. Silber besitzt von allen Metallen die höchste Leitfähigkeit für Wärme und Energie sowie das höchste Reflexionsvermögen. Durch Versilbern von Glas werden Spiegel hergestellt, Silber findet sich in elektrischen Kontakten, Katalysatoren, Solar-Paneelen oder Batterien. Da Silber-Zink-Batterien mehr Energie speichern können, gelten sie als Alternative zu Lithium-Batterien. Selbst in Kühlschränken und in der Wasseraufbereitung sind Silberbeschichtungen anzutreffen – Silber wirkt keimtötend. Allein von 1999 bis heute stieg die industrielle Nachfrage um 75 Prozent auf 450 Millionen Unzen.

Dieser Nachfrageschub verhinderte den wegen des Siegeszugs der digitalen Fotografie immer wieder befürchteten Zusammenbruch der Silbermarktes. Silber wird vor allem in klassischen Analog-Filmen verarbeitet. Weil herkömmliches Filmmaterial zunehmend durch digitale Bilder ersetzt wurde, schrumpfte der Silberbedarf der Fotoindustrie dramatisch, zuletzt um 20 Prozent pro Jahr. Der Anteil der Fotoindustrie an der Silber-Gesamtnachfrage sackte von 26 Prozent 1999 auf nur noch 12 Prozent Ende 2008. Der Trend wird sich vermutlich weiter beschleunigen.

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