Sparkassen und die Minizinsen Pizza backen gegen Niedrigzinsen

Sparkassen kritisieren die EZB. Die niedrigen Zinsen drücken ihre Gewinne – für Kunden wird Sparen schwer. Eine Sparkasse protestiert besonders: Sie wird zum Imbiss – zumindest für einen Tag. Es gibt Pizza „Draghi“.

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Geldhäuser sollen ihre Geschäftsmodelle überdenken. Wie genau, wird ihnen nicht gesagt. Also verkauft die Sparkasse Niederbayern-Mitte Pizza. Quelle: Pressefoto

Niederbayern Damit sind die deutschen Sparkassen so gar nicht einverstanden: Die Leitzinsen in der Euro-Zone betragen null Prozent. Obendrein verlangt die Europäische Zentralbank (EZB) einen Strafzins von 0,4 Prozent, wenn Geschäftsbanken wie Sparkassen bei ihr über Nacht Geld parken.

Das belastet die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute wie auch die Volksbanken. Ihre Erträge stammen im Wesentlichen aus dem Zinsgeschäft, der Vergabe von Krediten und der Anlage von Einlagen. Mit beidem lässt sich zusehends weniger verdienen. Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon, der oberste Lobbyist der 400 Institute, greift die EZB immer wieder scharf an. Er fordert schon lange eine Änderung der Geldpolitik von Notenbankchef Mario Draghi, spricht von der „Enteignung der Sparer“.

Walter Strohmaier wird dagegen bei der EZB in Frankfurt wohl kaum gehört werden. Er weiß sich anders zu behelfen – mit Sarkasmus und Pizza. Der Chef der Sparkasse Niederbayern-Mitte will das Geschäftsmodell des Geldhauses ändern, und das radikal. In der Zentrale am am Theresienplatz in Straubing gibt es am Donnerstag nicht nur Girokonten, Fonds und Bargeld aus dem Automaten, sondern auch Pizza. Nicht irgendeine, die Pizza „Draghi“ muss es sein.

Man wolle den Versuch starten, das umzusetzen, was „uns namhaften EZB-Politiker immer wieder mal ans Herz legen, nämlich unser Geschäftsmodell zu überprüfen, da wir zu einseitig vom Zinsgeschäft abhängig seien“, sagt Strohmaier, der auch Obmann der bayrischen Sparkassen ist und somit auch für knapp 70 Geldhäuser spricht. Die Aktion soll die Aufforderungen der EZB auf die Schippe nehmen. Denn in der Tat drängen Notenbanker die Geldhäuser immer wieder dazu, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Was damit genau gemeint ist, bleibt aber oft im Vagen.

Genau das scheint auch Strohmaier zu ärgern. Zumal die Sparkassen kaum ins Investmentbanking einsteigen können, um neben ihren Zinserträgen noch andere Erträge zu erzielen. Der Humor ist ihm allerdings noch nicht vergangenen. Immerhin hat die Sparkasse den Slogan ihrer Werbung „Verstehen/Profitieren/Entdecken ist einfach“ ein wenig umgedichtet in: „Pizza isst einfach. Mit den besten Zutaten der EZB.“

Ganz allein hat der Sparkassenchef die Pizza-Aktion auch nicht entschieden, sondern zusammen mit der Stadt. Die ist Träger und somit quasi Eigentümer, Vertreter des Stadtrats sitzen im Verwaltungsrat der Sparkasse. Dort seien die aktuellen Herausforderungen auch wiederholt erörtert worden, so die Sparkasse. Deshalb wird der Straubinger Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU) das erste Pizza-Stück mit ausgeben.

Wohlgemerkt: Es geht ums Ausgeben, nicht verkaufen. Denn das ginge nicht, bemerkt das Geldhaus zynisch: „Da diese Aktion noch nicht offiziell bei der Aufsichtsbehörde als zusätzliches Geschäft im Produktkorb der Sparkasse gemeldet ist, wird auf einen festen Verkaufspreis verzichtet.“
Kein Zufall ist dabei, dass die Pizza „Draghi“, belegt mit Salami, just jetzt kreiiert wurde. Der heutige Donnerstag ist der Auftakt der Faschings- und Karnevalszeit – und wir in Bayern der „unsinnige Donnerstag“ genannt.

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