Staatliche Förderung Warum es beim Riestern keine fette Beute gibt

Vor zwölf Jahren startete die staatliche Rentenförderung. Zeit für eine Abrechnung: Was haben die Riester-Produkte bisher gebracht, wie werden sie mit den niedrigen Zinsen fertig, welche Verträge sollten Anleger meiden?

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Welche Auswirkung die Inflation auf die Rentenlücke hat
Eine Hand hält Geldscheine und einen Kassenbon über einer Einkaufskiste mit Lebensmitteln Quelle: dpa
Eine Hand nimmt am 22.01.2010 eine Euro-Münze aus einem Geldbeutel Quelle: dpa
Eine Kundin bezahlt an der Kasse in einem Supermarkt in Karlsruhe ihren Einkauf Quelle: dapd
Ein Rentner demonstriert und hält dabei eine Weste in den Händen, auf der "Rente muss zum Leben reichen" zu lesen ist. Quelle: dpa
Hinter dem Griff seines Gehstocks ist ein Rentner vor einem Computer zu sehen Quelle: dpa/dpaweb
Als Miniaturfiguren sind zwei Senioren am Montag (10.09.2012) in Schwerin auf Euro-Münzen zu sehen Quelle: dpa

Wie aus heiterem Himmel stürzte der Dax am Morgen des 17. April um fast 200 Punkte ab. Es war das typische Muster eines durch computergestützte Handelssysteme ausgelösten Crashs. Die Spur führte schnell zu Algotradern, deren Rechner automatisch Verkaufsorders an die Börse jagen. Zu diesem Kreis gehören nicht nur viel gescholtene Hedgefonds, sondern auch Verwalter des Geldes, das brave Riester-Sparer anlegen.

Weil sie Anlegern die Rückzahlung ihrer eingezahlten Gelder garantieren, verkaufen sie Aktien, wenn die Börse stark fällt. Etwa 350 000 ihrer insgesamt 1,4 Millionen Riester-Depots baute die Deutsche-Bank-Fondsgesellschaft DWS in der Nacht zum 17. April automatisch um, weil die Börsenkurse schon vorher gefallen waren.

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Am Morgen kamen dann weiter massenweise Verkaufsorders an die Börse. Die DWS mit ihren vier Milliarden Euro Riester-Geldern wird keinen Crash auslösen. Weil alle Fondsanbieter die Aktienanteile ihrer Riester-Portfolios aber nach ähnlichen Mustern von Computern steuern lassen, verstärken sie Börsenschwankungen.

Garantierter Wertverzehr

Es ist schon paradox: Brave Riester-Sparer verschärfen das Auf und Ab an den Börsen. Dabei liegt den meisten nichts ferner als ein Aktieninvestment. Nur 19 Prozent haben sich für Riestern mit Aktienfonds entschieden. Insgesamt haben heute – zwölf Jahre nachdem Banken und Versicherer mit ihrer Vertriebsoffensive begannen, Riester-Renten unters Volk zu bringen – 15,7 Millionen Deutsche einen Riester-Vertrag unterzeichnet.

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Mittlerweile tun dies aber immer weniger, die einst steile Kurve neuer Vertragsabschlüsse flacht sich ab – nicht zuletzt, weil viele Riester-Produkte nur sehr magere Ergebnisse zu bringen drohen. Die ersten Verträge aus der Riester-Frühzeit werden heute ausgezahlt – Zeit für eine Abrechnung.

Das vorweg: Trotz Börsenschwankungen müssen Anleger hohe Verluste nicht fürchten. Zu Rentenbeginn sollen auf ihren Sparkonten wenigstens alle eingezahlten Beiträge und die Zulagen des Staates liegen. „Die Beitragsgarantie entspricht allerdings nur einer Nullverzinsung“, sagt Wolfram Erling vom Volksbanken-Anbieter Union Investment. Real, nach Abzug der Inflation, büßen Sparer Geld ein. Bei aktuell 1,4 Prozent Inflation hätten 100 Euro trotz Garantie nach zehn Jahren nur noch die Kaufkraft von heute knapp 87 Euro.

Die vergangenen Jahre liefern wertvolle Hinweise darauf, ob die einzelnen Riester-Produkte sich lohnen – oder ob zu hohe Kosten und starre Regeln zur Geldanlage jedweden Ertrag zunichte machen. Wenn Fondsanbieter etwa, um die garantierte Summe zu erhalten, im Crash verkaufen, sind ihre Anleger auch im Aufschwung nicht voll dabei.

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