Stanley Fink tritt ab Man Group mit Rekordergebnis

Bei der Londoner Man Group geht eine Ära zu Ende. Mit Stanley Fink scheidet der Mann endgültig aus dem Unternehmen aus, unter dessen Ägide Man von einem biederen Rohstoffhändler zum weltgrößten börsennotierten Hedge-Fonds gewachsen ist. Sein Nachfolger, Peter Clarke, beschehrte Fink zu dessen Abschied noch einmal einen Rekordgewinn.

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LONDON. Stanley Fink will seinen Posten als Deputy Chairman im Juli aufgeben, nachdem er bereits im Frühjahr 2007 vom Vorstandsvorsitz zurückgetreten war.

Finks Nachfolger an der Man-Spitze, Peter Clarke, präsentierte gestern ein Rekordergebnis für das am 31. März abgelaufene Geschäftsjahr. Der Gewinn vor Steuern kletterte um 60 Prozent auf 2,03 Mrd. Dollar und übertraf damit deutlich die Schätzungen der Analysten. In einer Zeit, in der die Hedge-Fonds-Branche wegen der Finanzkrise mit Mittelabflüssen kämpft, steigerte Man das verwaltete Vermögen um rund 20 Prozent auf den Rekordwert von 75 Mrd. Dollar. Verantwortlich für den Gewinnsprung waren vor allem die an die Performance der Fonds geknüpften Gebühren, die um 160 Prozent auf 936 Mill. Dollar kletterten. Hinter dem deutlichen Plus steckt unter anderem der Erfolg des größten Man-Fonds AHL-Diversified.

Der Flaggschiff-Fonds von Man wird nicht von menschlichen Managern gesteuert, sondern von Computerprogrammen. AHL gehört zu den sogenannten Trendfolgefonds, die auf Basis mathematischer Formeln im riesigen Datenstrom, den die Kapitalmärkte produzieren, nach Signalen für Preistrends suchen, die sich für einige Tage, Wochen oder Monate gewinnbringend nutzen lassen. 2007 erreichte AHL eine Rendite von 37 Prozent und legte damit fünf Mal stärker zu als der Hedge-Fonds-Index von Credit Suisse/Tremont.

An der Börse gewann die Man-Aktie gestern rund zwei Prozent. Analysten bewerteten das Jahresergebnis positiv. "Die starke Performance von AHL in diesen turbulenten Zeiten schafft eine gute Grundlage für weitere Zuflüsse", meint Daniel Havercroft von Investec. Angesichts der Rekordzahlen habe Stanley Fink einen guten Zeitpunkt für seinen Abschied gewählt.

Nach sieben Jahren an der Spitze von Man hatte sich Fink im April 2007 vom Vorstandsvorsitz zurückgezogen. In einem Brief an die Beschäftigten hatte er damals erklärt, warum er kürzer treten will. Fink wollte mehr Zeit für seine Hilfsorganisationen und seine Familie mit drei Kindern haben. Das war ihm während einer ernsten Krankheit bewusst geworden. Auf einer Safari im Afrika-Urlaub war Fink plötzlich stumm geworden. Dafür verantwortlich war eine Zyste im Gehirn, die sich am Ende als gutartig herausstellte und entfernt wurde.

Fink stammt als Sohn eines nordenglischen Lampenmachers aus einfachen Verhältnissen. Nach seinem Jura-Studium stieg er bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen ein. 1987 warb ihn Man vom US-Finanzriesen Citigroup ab, und Fink wurde im Alter von 29 Jahren Vorstand. Fünf Jahre später übernahm er die Verantwortung für die Finanzen der Gesellschaft und trieb mit großer Energie den Gang an die Börse voran. Seit der Erstnotiz 1994 hat sich der Aktienkurs weit mehr als verzehnfacht. Im Laufe der Jahre hat Fink Man durch eine Serie von Übernahmen vom Rohstoffhändler in einen lupenreinen Hedge-Fonds verwandelt. Endgültig abgeschlossen wurde die Metamorphose im vergangenen Sommer mit der Abspaltung der Brokersparte MF Global durch einen milliardenschweren Börsengang an der Wall Street.

Fink hat maßgeblich dazu beigetragen, die sonst so diskreten Hedge-Fonds in Großbritannien populär zu machen. Dabei vertrat der Manager teilweise auch Positionen, die in der Branche wenig populär waren. So befürwortete Fink eine stärkere Kontrolle der kaum regulierten Hedge-Fonds, um "die Cowboys aus dem Geschäft heraus zu halten", wie er sagte.

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