Studie Studenten sorgen nicht fürs Alter vor

Eine Mehrheit der deutschen Studenten sorgt einer Studie zufolge nicht finanziell für ihre Zukunft vor. Und diejenigen, die doch sparen, verzichten meist bei ihrer Geldanlage auch noch auf eine mögliche Rendite.

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Studierende in Köln verfolgen die Erstsemesterbegrüßung. Einer Studie zufolge kümmern sich Studenten zu wenig um die Altersvorsorge. Quelle: dpa

Hannover An vielen Universitäten hat das Wintersemester bereits begonnen. Hunderttausende junge Menschen strömen an die Universitäten und Hochschulen, um sich weiterzubilden – doch um ihre finanzielle Zukunft scheinen sie sich nicht zu kümmern. Das ergibt eine Studie, die der Finanzberater Swiss Life Select in Auftrag gegeben hat. Demnach arbeiten die meisten Studenten zwar an ihrem beruflichen Aufstieg, die finanzielle Vorsorge vernachlässigen sie jedoch.

55 Prozent der befragten Studenten geben an, für ihre Zukunft nicht gut vorzusorgen. Hauptgrund ist das Budget. „Ich kann es mir (derzeit) finanziell nicht leisten“, sagen 75 Prozent. Hinzu kommt, dass einige Studenten schlicht keine Ahnung haben, wie sie fürs Alter vorsorgen sollen. 21 Prozent der Befragten sind der Meinung, sich mit Finanzen zu wenig auszukennen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

Wer sich heute in jungen Jahren nicht um seine Altersvorsorge kümmert, der könnte später von Altersarmut betroffen sein. Der Freiburger Professor und Vorsorgeexperte Bernd Raffelhüschen errechnete, dass den Jungen nach dem Arbeitsleben viele Hundert Euro in der gesetzlichen Rente fehlen. Die Ergebnisse hat er im „Vorsorgeatlas Deutschland 2017“ zusammengefasst. Demnach könnten die heute 50- bis 65-Jährigen noch rund 64 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens über die Rente beziehen, die heute 20- bis 34-Jährigen kämen nur noch auf 38,6 Prozent.

Im deutschen Altersvorsorgesystem, dass aus den drei Säulen gesetzlicher Rente, betrieblicher Rente und privater Vorsorge besteht, wird gerade die private Vorsorge immer wichtiger. Schon bis 2030 wird das Rentenniveau, also der Teil, den Einzahler vom Staat wieder ausgezahlt bekommen, wenn sie in Rente gehen, auf 44,7 Prozent fallen. Noch 2005 lag es bei 52,6 Prozent, aktuell sind es immerhin noch 48 Prozent. Wie es nach 2030 weiter gehen soll, dafür hat die Politik derzeit noch keine konkreten Pläne.

Sorgen Studenten doch privat vor, dann ist der Umfrage zufolge mit 38 Prozent die beliebteste Form der Geldanlage das Sparbuch, das Tagesgeld mit 17 Prozent und das Bausparen mit 14 Prozent. In Aktien investieren neun Prozent der Befragten, in Investmentfonds rund sieben Prozent. Über eine klassische Lebens- oder Rentenversicherung verfügt nicht einmal jeder zehnte Student.

„Das ist ein erschreckendes Ergebnis, denn je eher man mit der Vorsorge beginnt, desto mehr Geld kommt über den Zinseszinseffekt zusammen. Schon kleine Summen reichen erstmal aus, die später an den wachsenden Geldbeutel angepasst werden können“, sagt Dr. Günther Blaich, Geschäftsführer von Swiss Life Select. „Es lohnt, sich frühzeitig Gedanken über ein selbstbestimmtes Leben zu machen.“

Insgesamt zählt für Studenten bei der finanziellen Vorsorge vor allem die Sicherheit der Anlage (43 Prozent). 32 Prozent legen Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis von Rendite, Risiken und Flexibilität. Die Rendite allein ist hingegen nur für 7 Prozent der Befragten entscheidend.

„Langfristig betrachtet sind aktienbasierte Anlagen in Form von Fonds bessere Alternativen zum Sparbuch oder zum Tagesgeld“, empfiehlt Geschäftsführer Blaich.

Auch beim Thema Absicherung von Risiken scheinen Studenten eher blauäugig. 52 Prozent besitzen eine private Haftpflichtversicherung und nur 13 Prozent haben eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen.

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