Auf der Suche nach stabilen Renditebringern setzen Investoren verstärkt auf Familienfirmen. "Wenn man seine Eltern dabei beobachtet hat, wie sie hart am Aufbau des Unternehmens gearbeitet haben, gibt man sein Bestes", sagt Jose Luis Jimenez Guajardo-Fajardo, Chef von March Gestion, Fondstochter der spanischen Banca March. Schließlich solle das Geschäft für die kommenden Generationen blühen und gedeihen. Im Family Business Fund seines Hauses sind unter anderem BMW, Swatch<UHR.VX, Roche und Berkshire Hathaway, die Investmentfirma des Börsen-Gurus Warren Buffett, vertreten.
Alexander Gunz, der bei Heptagon Capital den Helicon Fund managt, verweist darauf, dass Familienunternehmen üblicherweise geringer verschuldet sind, bei Expansion und Bilanzierung eher konservativ agieren und langfristiger denken. "Da das Wohlergehen stark von der Geschäftsentwicklung abhängt, gibt es einen Gleichklang zwischen den Interessen des Unternehmens und der Aktionäre", betont Gunz. "Dies schafft eine Kultur mit einem üblicherweise hohen Grad an Engagement."
Dies spiegelt sich auch in den Beurteilungen von Standard & Poor's wider: Die Experten der Rating-Agentur attestieren 18 Prozent der beobachteten Familienunternehmen ein "starkes" Management. Bei nicht familiengeführten Firmen liege die Quote nur bei 13,1 Prozent. Auch bei der Bonitätsbeurteilung schnitten erstere besser ab.
All dies kann sich für Investoren in barer Münze auszahlen. Wer im Jahr 2000 Tausend Euro in ein Portfolio familiengeführter Unternehmen gesteckt hat, konnte seinen Einsatz bis 2010 auf 3533 Euro vervielfachen, ergibt eine Studie der spanischen IE Business School. Hierfür untersuchten die Experten Firmen, bei denen eine Person oder Familie mindestens 20 Prozent der Anteile hält und mindestens ein Familienmitglied im Aufsichtsrat sitzt. Der Wert eines vergleichbaren Depots mit nicht-familiengeführten Firmen wuchs zwischen 2000 und 2010 auf lediglich 2241 Euro, teilte die IE Business Scholl weiter mit. "Anleger sollten ihre Investitionsentscheidungen aber nicht allein auf die Tatsache stützen, dass es sich um ein familiengeführtes Unternehmen handelt", warnt Simon Wong, außerordentlicher Jura-Professor der Northwestern University und unabhängiger Berater zum Thema gute Unternehmensführung. "Man sollte genau auf die Unternehmensstruktur, die Unternehmensführung und die Philosophie bei der Nachfolge-Regelung achten."
Familiengeführte Unternehmen stehen bei jedem Generationswechsel vor der Frage, ob die Führung an ein Familienmitglied oder einen externen Manager übergeben wird. Auch gibt es immer wieder Machtkämpfe. So sorgte 2011 ein monatelanger Rechtsstreit in der Familie der Großaktionärin Liliane Bettencourt für Nervosität unter L'Oreal -Anlegern. In deren Folge übertrug ein französisches Gericht einem Enkel die Vormundschaft über die reichste Frau Frankreichs. Laut ärztlichem Gutachten leidet Bettencourt unter Demenz.
Außerdem ist Familienunternehmen nicht gleich Familienunternehmen, warnt March Gestion-Chef Guajardo-Fajardo. Zwischen der klassischen Variante und Firmen moderner Jungunternehmer lägen Welten. "Als Entrepreneur führt man sein Geschäft, um es für Käufer attraktiv zu machen, es zu verkaufen und anschließend den Rest des Lebens auf Mallorca zu verbringen. Das ist kein familiengeführtes Unternehmen."