Tool der Woche So lohnt sich der Wechsel der Kfz-Versicherung

Noch bis zum Mitte nächster Woche haben Autobesitzer Zeit, ihre Kfz-Versicherung zu kündigen. Danach ist der Anbieterwechsel erst wieder in einem Jahr möglich. So lässt sich dabei jetzt Geld sparen.

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Die Kfz-Versicherung kann noch bis zum 30.11. gekündigt werden. Autofahrer können bei einem Wechsel des Versicherers möglicherweise viel Geld sparen. Quelle: dpa

Frankfurt Viele Autofahrer bekamen in den vergangenen Wochen Post, auf die sie gerne verzichtet hätten. Ihr Versicherer schrieb ihnen, dass die Beiträge im kommenden Jahr ansteigen werden. Die Assekuranzen sind dabei in einem Dilemma. Einerseits steigen zwar die Beitragseinnahmen weiterhin rasant, andererseits werden die Schäden durch immer mehr Technik im Auto auch ständig teurer. Beliebt ist deswegen bei den Versicherern der Kunde, der weiter ohne Murren die kontinuierlichen Preissteigerungen jedes Jahr mitmacht.

Wer hingegen kündigt und sich anderswo umsieht, der stellt schnell fest, dass die gleiche Leistung auch günstiger zu haben ist. Oder dass er manche Leistungen in der bisherigen Police womöglich künftig gar nicht mehr braucht. Geld lässt sich so oder so sparen.

Am Anfang steht für alle die Bestandsaufnahme. Wie teuer und was umfasst die aktuelle Police. Das kann durchaus etwas Zeit erfordern. Da der Zuschnitt auf den Einzelkunden in den vergangenen Jahren immer individueller wurde, sind eine ganze Reihe von Daten nötig, um seriös vergleichen zu können. Die bisherige Police und der Fahrzeugschein helfen dabei. Oder, um es genauer auszudrücken: die Zulassungsbescheinigung Teil I. So steht es nämlich seit 2005 auf dem Dokument, das im Volksmund noch immer Fahrzeugschein genannt wird.

Damit ausgerüstet geht bei vielen Deutschen mittlerweile der erste Blick ins Internet. Vergleichsportale wie Check24, Verivox oder Testsieger.de bieten hier nach kurzer Zeit einen guten, aber eben keinen umfassenden Überblick. In der Regel sind die bekannten Namen aus der Branche dort nur mit ihren Direktversicherungs-Töchtern vertreten. Also die Allianz mit Allsecur, Huk-Coburg mit Huk24 und die R+V Versicherung mit R+V24. Die Leistungen der Anbieter können Sie mit diesem Tool vergleichen.

Der Hintergrund leuchtet ein: Wenn im Internet plötzlich völlig andere Tarife auftauchen als beim Vertriebsmann um die Ecke, dann gerät der in Erklärungsnot. Er punktet natürlich weiterhin durch den direkten Kontakt, will aber selbstverständlich nur ungern Kunden verlieren. Denkbar ist deshalb, dass auch er bei Androhung eines Wechsels die bisherige Police noch einmal „optimiert“. Was dann durchaus zu günstigeren Beiträgen für den Kunden führen kann.


Diese Kriterien gibt es zu beachten

Oft lohnt sich die Optimierung der bisherigen Police. Mittlerweile setzt sich die aus bis zu 50 Kriterien zusammen und ob alle noch sinnvoll sind oder benötigt werden, lässt sich nur bei genauerer Betrachtung erfahren. Die Bandbreite geht dabei über bekannte Kriterien wie der Anzahl der Nutzer und deren Lebensalter über die jährliche Fahrleistung bis hin zur Frage, ob ein Auto in einer abgeschlossenen Garage oder an der Straße steht. Oftmals ändern sich die Lebensumstände und damit auch die Dinge, die versichert werden müssen.

Mehr ins Detail gehen die Fragen, ob eine Werkstattbindung gewünscht ist. Kaskoschäden müssten dann in einer vom Versicherer vorgeschriebenen Werkstatt repariert werden. Das kann laut den Experten des Portals Finanztip eine Ersparnis von bis zu 20 Prozent bringen. Im Schnitt sind es immerhin 8,5 Prozent, wie man dort getestet hat. Umgekehrt wäre es für Autobesitzer sinnvoll, je nach Lebenslage und Bedürfnissen für etwas mehr Geld zusätzlichen Schutz dazu zu kaufen. Einen Schutzbrief, der einen im Pannenfall von der Straße bringt, gibt es im Paket meist für ein paar Euro mehr.

Individueller wird es bei der so genannten „Mallorca-Police“, die mittlerweile so gut wie alle Versicherer anbieten. Dabei geht es nicht nur um den Versicherungsschutz für einen Mietwagen auf der Belearen-Insel, sondern überall im Ausland. Übersteigt dabei ein Haftpflichtschaden die Deckungssumme des Mietwagens, springt die Versicherung des Wagens daheim ein. In eine ähnliche Richtung geht eine so genannte Umweltschadenversicherung, mit der beispielsweise auch die Verseuchung des Grundwassers nach einem Unfall abgedeckt wäre.

Tendenziell wird die Zahl der Individualisierungsmöglichkeiten in Zukunft eher noch steigen. Was aus Sicht der Versicherer unter anderem daran liegt, dass das Produkt Teilkaskoversicherung zuletzt beim Kunden an Attraktivität verloren hat. Galt bislang die alte Regel, dass die Teilkasko als nächste Stufe nach der allgemeinen Haftpflichtversicherung Diebstahl, Brand und Wildschäden abdeckte und die Vollkasko dann als ultimative Stufe auch die Schäden bei einem selbst verursachten Schaden bezahlte, haben etliche Versicherer mittlerweile die Teilkasko „aufgepimpt“. Die Produkte heißen dann Teilkasko Plus wie bei der Versicherungskammer Bayern und erweitern den bisher bekannten Teilkasko-Schutz unter anderem um eine Absicherung gegen Elementarschäden wie Erdrutsch oder Dachlawinen.

Besonders interessant dürfte dabei für viele Autofahrer die zusätzliche Absicherung gegen das leidige Thema Marderbiss sein. Hier werden zusätzlich die Folgeschäden beispielsweise am Motor abgedeckt, die erst später entdeckt werden. Oder es wird im Falle eines Diebstahls für bis zu einen Monat kostenlos ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung gestellt. Dann ist meist auch schon das Geld der Versicherung für das geklaute Auto auf dem Konto, so dass sich der Fahrer Ersatz beschaffen kann, ohne zwischenzeitlich selbst in Vorleistung gehen zu müssen.

Die stetig steigende Individualisierung bedeutet für den Autobesitzer indes vor allem eines: Er muss sich zuallererst sehr intensiv mit seinem eigenen Nutzerverhalten, seinen Bedürfnissen und den Details beschäftigen, bei denen er für sich erhöhtes Gefahrenpotenzial sieht. Erst dann geht es an die günstigste Versicherung für seinen individuellen Fall.

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