Verbraucherschützer testen Sparbuch weg? Das wird teuer

Wer sein Sparbuch verloren hat, muss für den Ersatz häufig hohe Gebühren zahlen, das zeigt eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW. Kunden, die Geld parken wollen, rät sie deshalb zu einem anderen Konto.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Wer das Papierheft verliert, muss teils viel Geld für ein Neues zahlen. Quelle: dpa

Freiwillig würden sich viele Deutsche nie von ihm trennen. Das Sparbuch ist fester Bestandteil der deutschen Geldanlagekultur. Selbst der aktuelle Durchschnittszins von 0,04 Prozent schreckt die treuen Sparer nicht ab, sie horten weiter Milliardenbeträge und verzichten auf Rendite. Doch was tun, wenn das Papierheft einmal abhandenkommt? Eine Stichprobe der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zeigt, dass es dann teuer werden kann.

Wer sein Sparbuch verloren hat, muss es sperren lassen, so wie auch eine verlorene Bank- oder Kreditkarte. Das sollte möglichst schnell geschehen, denn ein Sparbuch gehört zu den sogenannten „hinkenden Inhaberpapieren“. Die Bank darf zwar bei der Auszahlung verlangen, dass der Kunde zusätzlich zum Sparbuch auch seinen Ausweis vorlegt, ist dazu aber nicht verpflichtet. Wer ein fremdes Sparbuch in die Hände bekommt, könnte das Konto also leerräumen.

Im Test der Verbraucherschützer hat lediglich die Sparkasse Duisburg für das Sperren und die Ausstellen eines Ersatzsparbuchs keine Gebühr verlangt – allerdings nur, wenn das Guthaben unter 500 Euro lag. Ansonsten wurden hier 40 Euro fällig. „Weitaus kulanter waren Sparda West und Targobank, die es für das neue Buch bei drei Euro beließen“, schildern die Verbraucherschützer. Relativ günstig habe auch die Volksbank Ruhr-Mitte abgeschnitten, mit 5,50 Euro.

Mit Sätzen zwischen 10 und 20 Euro kategorisieren die Verbraucherschützer die Deutsche Bank, Sparkasse Bochum, Commerzbank, Postbank und Hypo-Vereinsbank ins mittlere Preisfeld. Bei der Sparkasse Wuppertal fanden sie eine Staffelung vor: Bei Verlust und weniger als 5.000 Euro Guthaben mussten Kunden 15 Euro zahlen, bei Diebstahl oder höherem Guthaben 25 Euro. Bei der VR-Bank Rhein-Sieg wurden 50 Euro fällig.

Angesichts „solcher insgesamt hoher Entgelte und der momentan ohnehin geringen Verzinsung“ rät die Verbraucherzentrale NRW zum Abschied vom Sparbuch. Eine bessere Alternative sei ein Tagesgeldkonto. Dabei ist das Geld kurzfristig verfügbar, für spontanes Abheben von größeren Beträgen fallen keine Gebühren an und es gibt kein physisches Tagesgeld-Buch, das man verlieren könnte. Einen Tagesgeld-Vergleich gibt es beispielsweise auf Handelsblatt Online.

So gehen die Deutschen mit Geld um
Die Deutschen gelten als fleißige Sparer. Doch die Statistik sagt etwas anderes. 30 Prozent der Deutschen haben gar nichts auf der hohen Kante. 19 Prozent wollten sich nicht dazu äußern. Elf Prozent besitzen bis zu 2.500 Euro. Nur ein Prozent besitzt mehr als 500.000 Euro an Geldvermögen.Quelle: Das Buch „Wie wir Deutschen ticken“, erschienen im Edel Verlag und basiert auf repräsentativen Umfragen des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Quelle: dpa
Die Einstellung der Deutschen zur Aktie ist bekanntlich eher skeptisch. 16 Prozent aller Männer und sieben Prozent aller Frauen besitzen Aktien. Zum Vergleich: In den USA legen 56 Prozent der Bevölkerung ihr Geld in Aktien an. Der Aktienbesitz ist auch von der Bildung und dem Einkommen abhängig: Wer mehr als 3.000 Euro im Monat verdient, hat eher Aktien (23 Prozent). Wer weniger als 3.000 Euro verdient kommt noch auf elf Prozent Aktien. Wer Abitur hat, besitzt auch öfter Aktien (18 Prozent) als ein Hauptschulabsolvent (sechs Prozent). Quelle: dpa
40 Prozent aller Deutschen besitzen kein nennenswertes Vermögen. Beliebtester Besitz ist mit 32 Prozent das Sparbuch, dahinter kommt mit 27 Prozent das Auto bzw. Möbel. 23 Prozent der Deutschen besitzen Immobilien und nur sechs Prozent verfügen über Gold. Quelle: dpa
Die Mehrheit der Deutschen scheint den Artikel aus dem Grundgesetz „Eigentum verpflichtet“ nicht zu mögen. 52 Prozent wünschen sich, dass ein Unternehmer mit seiner Firma tun kann, was er will. Beim geliebten Eigenheim ist dies noch deutlicher: 74 Prozent wollen, dass ein Grundstückseigentümer mit seinem Grundstück machen kann, was er will. Nur 33 Prozent äußerten sich für eine Zwangsvermietung einer leeren Immobilie durch den Staat. Quelle: dpa
Bei der Beziehung zum Geld sind die Deutschen innerlich gespalten. Die Moral und die Gier geben sich die Hand – wohl ohne, dass es die Befragten merkten. So sagten 75 Prozent der Deutschen: „Bei uns werden Menschen zu sehr über ihren Besitz definiert.“ Besitz wird also überbewertet. An anderer Stelle sagten jedoch 77 Prozent: „Es ist mir wichtig, einen gewissen Wohlstand zu haben.“ Sprich: Wenn die anderen Geld lieben, ist das schlecht. Wenn ich selbst Geld habe, dann ist es kein Problem. Quelle: dpa
Geld macht nicht glücklich, so lautet eine abgedroschene Lebensweisheit. Die Mehrheit der Deutschen schließt sich ihr an. „Nur“ 36 Prozent sagten, dass sie glücklicher wären, wenn sie mehr Geld hätten. Quelle: dpa
Beim Thema Geld sind die Deutschen sehr misstrauisch. Oder selbstbewusst. Oder beides. Jedenfalls gaben 76 Prozent an, dass sie sich bei finanziellen Entscheidungen auf ihr eigenes Wissen verlassen. Auf Platz zwei landen Freunde und Verwandte mit 28 Prozent, dicht gefolgt vom Bankberater mit 23 Prozent. Nur zehn Prozent vertrauen einem unabhängigen Finanzberater und neun Prozent den Finanztipps in der Presse. Quelle: gms

Die deutschen Banken leiden unter den Niedrigzinsen der Europäischen Zentralbank und müssen sogar Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld dort parken. Gebühren für Serviceleistungen sind vor diesem Hintergrund eine wichtige Einnahmequelle für die Institute. Ein Vergleich der Zeitschrift „Finanztest“ zeigte vor Kurzem beispielsweise, dass die Zahl der kostenlosen Girokonten stark zurückgegangen ist. Auch die Gebühren für Kreditkarten oder Papier-Überweisungen wurden zuletzt angehoben.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%