Auch in der Altersvorsorge hinkt Deutschland bei der Vermögensverteilung in Sachwerte hinterher. 2016 waren bloß 14 Prozent der Bevölkerung in Aktien und Aktienfonds investiert und der Anteil am Geldvermögen liegt sogar nur bei acht Prozent. Zusätzlich liegt der Aktienanteil bei Pensionsfonds in Deutschland mit vier Prozent weit unter dem OECD-Durchschnitt. In den USA und in Australien sind es 50 Prozent, rund 30 Prozent in den Niederlanden und in der Schweiz. Obwohl die kurzfristige Schwankungsbreite hoch sein kann, sind Sachwerte und vor allem Aktien die lukrativste Form der Anlage und essentiell, um attraktive Renditen für den langfristigen Vermögensaufbau zu erzielen. Hier muss unbedingt ein Umdenken der Anleger stattfinden!
Weiterentwicklung und Finanzbildung zwingend notwendig
Die gesetzliche Rentenversicherung ist ein wichtiger Baustein in der Altersvorsorge, wird aber aufgrund heutiger Prognosen zu Beschäftigungs- und Produktivitätszuwachs nicht ausreichen, um den Lebensstandard und die soziale Stabilität zu sichern. Die Umstellung auf das Umlageverfahren durch Adenauer war ein mutiger und sozial notwendiger Schritt. Die demografischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich aber in den letzten 60 Jahren drastisch geändert und verlangen nun eine Anpassung des Modells.
Dies bedingt eine Stärkung der privaten Altersvorsorge und vor allem ein einfaches und transparentes privates Altersvorsorgemodell. Statt der komplexen Modelle von Riester- und Rürup-Rente wäre es vorteilhaft, allen Erwerbstätigen Zugang zu einer einheitlichen, privaten, kapitalgedeckten Rentenversicherung zu ermöglichen. Anstelle von Förderungen und staatlichen Zulagen könnten direkte, steuerfreie Pauschalbeträge auf das Bruttogehalt angesetzt werden, um den Verwaltungsaufwand gering zu halten. Analog zum US 401(k)-Vorsorgeplan wäre eine Kombination von betrieblicher und privater Altersvorsorge zu begrüßen. Dies hätte den Vorteil, dass anders als bei der betrieblichen Altersvorsorge, der Sparplan bei Arbeitgeberwechsel unberührt bliebe und eine breite Produktwahl, unabhängig vom Versorgungsträgers des Arbeitgebers, bestünde.
Aufgrund der zuvor beschrieben hohen Kosten durch die gesetzlich vorgeschriebenen Garantien von Riester-Rente und betrieblichen Altersvorsorge sowie in Anbetracht der langen Zeiträume, sollte auf ein Versicherungsmodell verzichtet werden. Zusätzlich muss die Produktauswahl für eine Vielzahl an Anlageformen und Anlageklassen wie ETF’s, Alternative Investments und Einzelaktien geöffnet werden. Durch den erhöhten Wettbewerb würden die so oft kritisierten hohen Gebühren unter Druck kommen und der Anleger bekäme eine breite Auswahl an Anlageprodukten für seine individuellen Bedürfnisse nach Risiko und Ertrag.
Der Staat ist in Anbetracht der verstärkten Verlagerung auf die private Vorsorge gefordert, ein stärkeres Bewusstsein für die finanzielle Bildung zu schaffen und am besten sogar von klein auf, eine Bildungsoffensive zu starten. Egal ob umlagefinanziertes oder kapitalgedecktes Rentensystem, was in der Zukunft konsumiert werden will, muss in Zukunft verdient bzw. heute gespart werden. Die private Altersvorsorge muss überholt werden, um den Bundesbürgern die Möglichkeit zu geben, für den Lebensalltag in der Rente bestmöglich vorzusorgen.