Versicherungen Studie: Versicherungsbetrug nimmt zu

Das Handy in die Toilette werfen, den Laptop fallen lassen – es klingt nach Kleinigkeiten. Doch für die Versicherer wird Betrug einer Studie zufolge zunehmend zu einem teuren Problem.

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In der Branche wird davon ausgegangenen, dass rund jeder zehnte gemeldete Schaden entweder eine Betrugsfall ist oder die Schadenssumme von den Betroffenen zu hoch angesetzt wurde. Quelle: picture-alliance / dpadpa / picture alliance

München Versicherungsbetrug ist einer Studie zufolge ein wachsendes und milliardenschweres Problem für viele Versicherer in Europa. Die Beratungsgesellschaft Accenture schätzt in der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung den europaweit verursachten Schaden für die Unternehmen auf acht bis zwölf Milliarden Euro im Jahr. Am Ende zahlen für die Mehrkosten alle Versicherte etwa über höhere Prämien. Betroffen sind vor allem Haftpflicht- oder Hausratversicherungen.

Mehr als zwei Drittel der befragten Versicherer gaben der Studie zufolge an, dass sie einen spürbaren Anstieg von Betrugsfällen bemerkten. Die Deutsche Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt den Schaden für die deutsche Branche auf jährlich vier Milliarden Euro. Ein genereller Anstieg der Fälle sei allerdings nur schwer zu belegen, sagte eine Sprecherin am Dienstag in Berlin. Der Grund: Gelinge der Betrug, werde er auch nicht von den Unternehmen bemerkt.

In der Branche wird davon ausgegangenen, dass rund jeder zehnte gemeldete Schaden entweder eine Betrugsfall ist oder die Schadenssumme von den Betroffenen zu hoch angesetzt wurde. Dabei gebe es durchaus auffällige Häufungen. So registrierten Versicherer beispielsweise zum Marktstart neuer Smartphones einen Anstieg der Schadensmeldungen bei Handys.

Doch gerade bei Unterhaltungselektronik würden die Unternehmen inzwischen genau hinschauen und investierten Mühe und Geld in die Aufdeckung auch bei kleineren Schadenssummen.

Die Accenture-Studie geht davon aus, dass in den vergangenen drei Jahren die Zahl der Fälle in Europa um 10 Prozent gestiegen ist. Der GDV betont hingegen, dass die Schadensschätzung für Deutschland einigermaßen stabil sei. Die Branche hat das Thema ebenfalls bereits in Studien untersuchen lassen. Für die Versicherer ist das Feld nicht ohne Fallstricke, denn unter Generalverdacht will man den Kunden nicht stellen.

„Der Service im Schadensfall ist in der Sachversicherung auch heute noch der Moment der Wahrheit in jeder Kundenbeziehung“, sagte Accenture-Experte Thomas Meyer. „In dieser Situation kann der Versicherer seinen Kunden entweder angenehm überraschen oder nachhaltig enttäuschen.“ Gerade das sei eine große Herausforderung für Systeme, die Betrug entdecken und verhindern sollen.

Laut Studie wollen rund 76 Prozent der Unternehmen in den kommenden Jahren unter anderem in neue Schadenssoftware investieren.

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