Eine BU-Police ist ein reiner Risikoschutz. Ein Kapitalstock für den Versicherten wird nicht gebildet, die Beiträge dienen der gesamten Versichertengemeinschaft. Die Höhe der monatlichen Prämie hängt dabei von vielen Faktoren ab: der Höhe der angestrebten BU-Rente, dem Alter und den gesundheitlichen Risiken des Versicherungsnehmers sowie den Leistungsmerkmalen des Tarifs. Zudem kalkulieren die Versicherungen die Beitragshöhe auch nach den Schadensfallwahrscheinlichkeiten all ihrer Kunden.
Versicherungen, die vor allem Akademiker oder kaufmännische Berufe versichern, können Kostenvorteile in Form günstigerer Tarife an neue Versicherte weitergeben. Sind viele der besonders gefährdeten handwerklichen Berufe in der Versichertengemeinschaft, wird es für die Assekuranz teuer. „Die Bedingungen der Berufsunfähigkeitsversicherungen sind im Wesentlichen festgeschrieben. Der Wettbewerb der Versicherer findet hier weniger über die Leistungen, sondern mehr über den Preis statt", resümiert Huber vom Bund der Versicherten.
Hinzu kommt, dass längst nicht jeder, der sie braucht, auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommt. Wer in die Gruppe mit hohem BU-Risiko fällt und vielleicht auch schon Vorerkrankungen angeben muss, erhält unter Umständen eine Ablehnung von der Versicherung. Untersuchungen haben ergeben, dass zwischen einem Viertel und einem Drittel der Anträge auf BU-Schutz von den Versicherungskonzernen abgelehnt werden. „Den Berufsunfähigkeitsschutz aus der gesetzlichen Rentenversicherung herauszunehmen war ein Fehler. Damit hat der Bund das Solidaritätsprinzip aufgekündigt. Heute sehen wir, dass viele Versicherte durch das Raster fallen, etwa weil sie einen riskanten Beruf ausüben, aber keine Versicherung zu tragbaren Konditionen bekommen“, bemängelt Huber.
In vielen anderen Fällen ist der BU-Schutz einfach teuer. Wer wie von vielen Beratern empfohlen 70 bis 80 Prozent seines bisherigen Nettoeinkommens im Fall der Fälle als BU-Rente beziehen will, gesundheitliche Vorbelastungen hat und gut verdient, zahlt monatlich schnell einen dreistelligen Betrag für seinen BU-Schutz - und bekommt, wenn alles gut geht und keine Berufsunfähigkeit eintritt, nichts.
Aber selbst, wenn der schlimmste Schadenfall eintritt und der Versicherte bereits in vergleichsweise jungen Jahren bis zur Rente seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, ist der Bezug der Versicherungsleistung in voller Höhe noch keine ausgemachte Sache. „Die Leistung aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung abzurufen, stellt in der Tat ein gewichtiges Problem dar. Die Schadensquoten der Versicherer sind sehr niedrig", konstatiert Huber. Nach Angaben des Branchendienstes Map-Report wurde 2011 bei jedem 300sten Vertrag im Bestand der Versicherungen ein Antrag auf eine BU-Rente gestellt, aber nur für jeden 400sten Vertrag bewilligt.
Die häufigsten Gründe für eine Verweigerung der Versicherungsleistung sind Falschangaben bei den Gesundheitsfragen beim Abschluss der Police (23 Prozent der Fälle), eine Berufsunfähigkeit unterhalb der Hürde von 50 Prozent (28 Prozent der Fälle) sowie die fehlende Rückmeldung des Versicherten nach Zusendung der Antragsformulare (32 Prozent der Fälle). Im letzten Beispiel vermutet der Bund der Versicherten eine Überforderung der Versicherungsnehmer angesichts des 20-seitigen Formularstapels. Eine neutrale Beratungsstelle, wie es sie etwa für Patienten gibt, fehlt im Bereich der Berufsunfähigkeit bislang.