Simone G. kann doppelt froh über ihre ablehnende Haltung sein, hätte sie doch Steuervorteile verloren (siehe Grafik). Sicherheit gab ihr zudem die Honorarberatung Zeroprov in Schkölen nahe Jena. Von der Kündigung ihrer Police hat Zeroprov nach Durchsicht der Unterlagen „klar abgeraten“. Grund: In 35 Jahren zahlt G. deutlich weniger ein, als sie herausbekommt. Für G. liegt die Rendite allein auf die Beiträge zur Lebensversicherung bei rund 2,7 Prozent – gerechnet ohne eine Beteiligung an möglichen Überschüssen. „Ich verliere kein Geld und bin während der Laufzeit noch gegen Berufsunfähigkeit abgesichert“, rechnet die Mittvierzigerin vor. Ihre Versicherung beinhaltet neben einem Todesfallschutz auch eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit, für die sie extra zahlt. Falls sie nicht mehr arbeiten könnte, bekäme sie 767 Euro pro Monat, und ihr Versicherer, die Alte Leipziger, würde ihren Versicherungsbeitrag bis zum planmäßigen Ablauf der Leben-Police übernehmen.
Trennbare Verträge
So wie Simone G. haben viele den Schutz gegen Berufsunfähigkeit an ihren Vertrag gekoppelt. Wer neu abschließt, sollte Verträge aber nicht zusammenfassen. Nur so können Sparer in einer Notlage entscheiden, welcher Vertrag wichtiger ist. Dann können Anleger den Leben-Vertrag kündigen, ohne ihre Absicherung gegen Berufsunfähigkeit zu verlieren – oder umgekehrt.
Wer einen gekoppelten Vertrag kündigen muss und eine neue Absicherung abschließt, für den werden oft Vorerkrankungen zum Problem, die er beim Abschluss der alten Police nicht hatte. Vorbelastete Kunden sind ein höheres Risiko für die Versicherung, welches sie sich vergüten lässt. Wer krank ist, könnte allein wegen des integrierten Risikoschutzes seiner alten Police gezwungen sein, einen unrentablen Vertrag weiter zu besparen. Wer aussteigen muss und eine Absicherung gegen den Todesfall braucht, sollte prüfen, ob er eine separate Risikolebensversicherung abschließen kann, die nur im Todesfall einspringt.
Angesichts extrem niedriger Zinsen ist es ohnehin fragwürdig, ob es sich noch lohnt, eine Lebensversicherung abzuschließen oder eine unrentable zu halten. Die Antwort lautet erst einmal: nein.
Zum einen liegen die Zinsen auf vermeintlich sichere Geldanlagen wie Pfandbriefe, Staatsanleihen oder Bankdarlehen, wie Lebensversicherer sie benötigen, seit Jahren tief: Laut dem Spezialisten für Lebensversicherungen, Assekurata, sinken die durchschnittlichen Überschüsse der Versicherten seit 2009 fortwährend.
Hinzu belasten neue Eigenkapitalvorschriften, bei denen die Versicherer Extra-Geld als Sicherheitspuffer zur Seite legen müssen, wenn sie in chancenträchtige, aber riskantere Anlagen wie Aktien investieren wollen. Nur für Staatsanleihen sind keine Extra-Euro nötig. Politikern kommt das zupass: Versicherer werden in unrentable Staatsanleihen getrieben, Versicherte finanzieren so die klammen Staaten durch die Hintertür – der Regulierung sei Dank.
Und doch spricht eins für den Rentenvertrag: Menschen brauchen im Alter kalkulierbares Einkommen. Wer weiß schon, wie alt er wird, wie viel er sparen muss? Daher ist es richtig, auf Sparen und Rente zu setzen. Wer sicher sein will, sollte umfassend vorsorgen – mit gesetzlicher und privater Rente sowie eigenen Spargroschen.