WirtschaftsWoche-Ranking Bei diesen Lebensversicherern ist Ihr Geld gut aufgehoben

Seite 3/6

Mit oder ohne Berufsunfähigkeit?

Simone G. kann doppelt froh über ihre ablehnende Haltung sein, hätte sie doch Steuervorteile verloren (siehe Grafik). Sicherheit gab ihr zudem die Honorarberatung Zeroprov in Schkölen nahe Jena. Von der Kündigung ihrer Police hat Zeroprov nach Durchsicht der Unterlagen „klar abgeraten“. Grund: In 35 Jahren zahlt G. deutlich weniger ein, als sie herausbekommt. Für G. liegt die Rendite allein auf die Beiträge zur Lebensversicherung bei rund 2,7 Prozent – gerechnet ohne eine Beteiligung an möglichen Überschüssen. „Ich verliere kein Geld und bin während der Laufzeit noch gegen Berufsunfähigkeit abgesichert“, rechnet die Mittvierzigerin vor. Ihre Versicherung beinhaltet neben einem Todesfallschutz auch eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit, für die sie extra zahlt. Falls sie nicht mehr arbeiten könnte, bekäme sie 767 Euro pro Monat, und ihr Versicherer, die Alte Leipziger, würde ihren Versicherungsbeitrag bis zum planmäßigen Ablauf der Leben-Police übernehmen.

Dafür verprassen Deutsche ihre Lebensversicherung
Platz 10: Hobbys (1,7 Prozent)Rund 40 Milliarden Euro zahlen deutsche Versicherer jährlich für auslaufende Lebensversicherungen aus. Das stecken nur 1,7 Prozent der Empfänger in ihre eigenen Hobbys. Die Zahlen stammen von der Gothaer Versicherung. Diese hat die Gesellschaft für Konsumforschung GfK beauftragt, über 1.000 Deutsche zu ihren "Zahltag-Wünschen" zu befragen, wenn die Lebensversicherung fällig ist. Quelle: dpa
Platz 9: Zweit-Wohnsitz im Ausland (2,7 Prozent)Ein Domizil an der Sonne gilt als klassische Ausgabe für Senioren. Dabei wollen nur 2,7 Prozent der Befragten ihre Lebensversicherung für eine Immobilie auf Mallorca und Co. verprassen. Quelle: dpa
Platz 8: Erfüllung von Kauf-Wünschen (3 Prozent)Deutschlands Senioren geben sich bescheiden. Auch dem Klischee des Rentners, der sich endlich ein Cabrio leisten kann, wollen sie nicht folgen. Nur drei Prozent wollen sich solche teuren Wünsche erfüllen, wenn die Lebensversicherung fällig ist. Quelle: dpa
Platz 7: Wohnung oder Haus kaufen (7,7 Prozent)Deutlich mehr Befragte wollen im Alter eine Immobilie kaufen: 7,7 Prozent planen ihre Lebensversicherung dafür einzusetzen. Die Rekord-Preise zahlreicher Immobilien in München, Düsseldorf oder Frankfurt können sich ohnehin nur noch junge Glücksritter oder eben "Best-Ager" leisten. Der Deutschen Bank zufolge stiegen die Immobilienpreise in Großstädten seit 2008 jährlich um sieben Prozent. Quelle: dpa
Platz 6: Anlage für Kinder oder Enkelkinder (9,3 Prozent)Viele Deutsche geben sich bei der Lebensversicherung uneigennützig: 9,3 Prozent nutzen die Auszahlung, um sie wieder für ihre Kinder oder Enkelkinder anzulegen. Quelle: obs
Platz 5: Renovierungen (10,7 Prozent)Im Alter haben sich viele Deutsche oft schon Haus und Grund zugelegt - und bringen mit ihrer Lebensversicherung Haus und Wohnung wieder in Schuss. 10,7 Prozent der Befragten haben Renovierungen als "Zahltag-Wunsch" angegeben. Quelle: dpa
Platz 4: Weitersparen (11,8 Prozent)Kaum ist das ersparte Geld da, soll es wieder reinvestiert werden: 11,8 Prozent wollen nach der Auszahlung ihrer Lebensversicherung weiter sparen. Quelle: dpa

Trennbare Verträge

So wie Simone G. haben viele den Schutz gegen Berufsunfähigkeit an ihren Vertrag gekoppelt. Wer neu abschließt, sollte Verträge aber nicht zusammenfassen. Nur so können Sparer in einer Notlage entscheiden, welcher Vertrag wichtiger ist. Dann können Anleger den Leben-Vertrag kündigen, ohne ihre Absicherung gegen Berufsunfähigkeit zu verlieren – oder umgekehrt.

Wer einen gekoppelten Vertrag kündigen muss und eine neue Absicherung abschließt, für den werden oft Vorerkrankungen zum Problem, die er beim Abschluss der alten Police nicht hatte. Vorbelastete Kunden sind ein höheres Risiko für die Versicherung, welches sie sich vergüten lässt. Wer krank ist, könnte allein wegen des integrierten Risikoschutzes seiner alten Police gezwungen sein, einen unrentablen Vertrag weiter zu besparen. Wer aussteigen muss und eine Absicherung gegen den Todesfall braucht, sollte prüfen, ob er eine separate Risikolebensversicherung abschließen kann, die nur im Todesfall einspringt.

Angesichts extrem niedriger Zinsen ist es ohnehin fragwürdig, ob es sich noch lohnt, eine Lebensversicherung abzuschließen oder eine unrentable zu halten. Die Antwort lautet erst einmal: nein.

Zum einen liegen die Zinsen auf vermeintlich sichere Geldanlagen wie Pfandbriefe, Staatsanleihen oder Bankdarlehen, wie Lebensversicherer sie benötigen, seit Jahren tief: Laut dem Spezialisten für Lebensversicherungen, Assekurata, sinken die durchschnittlichen Überschüsse der Versicherten seit 2009 fortwährend.

Hinzu belasten neue Eigenkapitalvorschriften, bei denen die Versicherer Extra-Geld als Sicherheitspuffer zur Seite legen müssen, wenn sie in chancenträchtige, aber riskantere Anlagen wie Aktien investieren wollen. Nur für Staatsanleihen sind keine Extra-Euro nötig. Politikern kommt das zupass: Versicherer werden in unrentable Staatsanleihen getrieben, Versicherte finanzieren so die klammen Staaten durch die Hintertür – der Regulierung sei Dank.

Und doch spricht eins für den Rentenvertrag: Menschen brauchen im Alter kalkulierbares Einkommen. Wer weiß schon, wie alt er wird, wie viel er sparen muss? Daher ist es richtig, auf Sparen und Rente zu setzen. Wer sicher sein will, sollte umfassend vorsorgen – mit gesetzlicher und privater Rente sowie eigenen Spargroschen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%