Zahnzusatzversicherungen So macht das schönere Lächeln Sie nicht ärmer

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen für immer weniger der immer teureren Zahnarztbesuche. Da kann eine private Zusatzversicherung sinnvoll sein. Ein Ranking zeigt die besten Angebote.

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Zahnzusatzversicherung für ein gesundes Lächeln. Quelle: Getty Images

Zahnersatz und Zahnbehandlungen können dicke Löcher ins Budget reißen, weil die gesetzlichen Krankenversicherungen nur die sogenannte Regelversorgung übernehmen. Alles, was der Zahnarzt darüber hinaus in Rechnung stellt, muss der Patient aus eigener Tasche bezahlen.

Im ersten Schritt sollten sich Versicherte klar machen, ob ein Zusatzschutz sinnvoll ist, was zum Beispiel für mitversicherte Kinder vor Beginn des Zahnspangenalters der Fall sein kann. Im zweiten Schritt sollten Verbraucher unterschiedliche Anbieter vergleichen.

Das Online-Vergleichsportal 1A-Verbraucherportal.de hat aktuelle Zahnzusatzversicherungen miteinander verglichen und die Testergebnisse der WirtschaftsWoche vorab zur Verfügung gestellt. Verglichen wurden hierbei 31 Tarife von 25 Versicherern. Auch dieser Vergleich bildet somit nur einen Teil des Marktes ab, vermittelt aber einen guten Eindruck davon, was Zahnzusatzversicherungen kosten und was sie leisten.

Zahnzusatzversicherungen übernehmen je nach Modell einen Teil oder sogar alle Kosten, die über die Kostenübernahme der Krankenkassen hinaus anfallen. Kein Wunder, dass die Zahnzusatzversicherung zu den beliebtesten Versicherungen in Deutschland zählt. Im Jahr 2015 gab es in Deutschland 15 Millionen Policen mit Zahnzusatztarifen. An die vier Millionen Fälle erhielten Leistungen aus diesem Versicherungstyp.

Wichtige Begriffe der Zahnmedizin

Verbraucher stehen allerdings vor dem Problem, dass der Markt für Zahnzusatzversicherungen sehr unübersichtlich ist. Kaum ein Versicherungstarif gleicht dem anderen, es gibt oft deutliche Unterschiede. Wer so eine Police abschließen oder die Versicherung wechseln will, steht vor der Aufgabe, mitunter komplizierte Versicherungsbedingungen mit einander vergleichen zu müssen. Verbraucherschützer empfehlen deshalb, sich mehrere Vergleichstests genauer anzusehen und professionelle Beratung einzuholen.

Die besten Zahnzusatzversicherungen im Test

Der Vergleich von 1A-Verbraucherportal stellt vor allem auf die Vertragsbedingungen ab. Die Qualität der Vertragskonditionen gewichteten die Tester mit 85 Prozent. Positiv wurde zum Beispiel bewertet, wenn die Versicherungen bei Implantaten auch zahlt, wenn am Kiefer Maßnahmen zum Knochenaufbau notwendig sind. Pluspunkte gab es auch für die Kostenübernahme von Inlays, also der gehobenen Form der Zahnfüllung mit hochwertigeren Materialien wie etwa Gold.

Die Beitragshöhe floss hingegen nur mit 8,5 Prozent in das Testergebnis ein. „Viele Verbraucher schauen auf besonders niedrige Beiträge in der Annahme, die Leistungen seien bei allen Anbietern vergleichbar“, sagt Oliver Mest, Chefredakteur bei 1A-Verbraucherportal. „Oft sind bei besonders günstigen Tarifen aber die Versicherungsleistungen so schwach, dass sie der Verbraucher auch selbst aus den Beiträgen ansparen könnte. Die Tarifbedingungen sind deshalb viel wichtiger als der Preis.“

Keine einheitlichen Versicherungskonditionen

In das engere Testfeld – etwa 80 Prozent des Marktangebotes standen zur Auswahl – gelangten nur Tarife, die mindestens 70 Prozent der nicht von den Krankenkassen getragenen Kosten übernehmen. Üblich sind allerdings Kostenübernahmen von 80 Prozent und mehr, einzelne Anbieter wie die Hallesche bieten sogar 100 Prozent. Wichtig war den Testern, dass die Kostenübernahme nicht an den Zahlungen der gesetzlichen Kassen bemessen wird – etwa eine Verdoppelung der Kassenleistung -, sondern eben die verbleibende Lücke so weit wie möglich schließt. Positiv bewerteten die Tester, wenn es keine Höchstgrenzen bei der Erstattung gab.

Die zehn größten Irrtümer über Zahnpflege
Ein Kind putzt seine Zähne Quelle: dpa
"Bei Karies muss immer gebohrt werden" Quelle: gms
"Nach dem Essen sofort die Zähne putzen" Quelle: Fotolia
"Parodontitis schadet nur den Zähnen" Quelle: dpa
"Regelmäßiges Zähneputzen reicht aus" Quelle: dpa
"Zähneknirschen ist harmlos" Quelle: dpa
Behandlung beim Zahnarzt Quelle: dpa

Viele Tarife verlangen den Kunden eine Wartezeit von mehreren Monaten ab, bevor sie überhaupt die Zahnzusatzleistungen erstmals in Anspruch nehmen dürfen. Meist schließen die Versicherer Kostenerstattungen für die ersten sechs bis acht Monate aus, es sei denn, ein Unfall macht Behandlung oder Zahnersatz nötig. Normalerweise können Versicherungskunden gut damit leben. Trotzdem verzichten inzwischen immer mehr Tarife auf eine Wartezeit und klammern lediglich schon vom Zahnarzt vor Vertragsabschluss angeratene Behandlungen aus.

Vorsicht vor Höchstgrenzen

Weiter üblich ist hingegen die sogenannte Zahnstaffel. Sie legt Obergrenzen für Erstattungen in den ersten Jahren bei der Versicherung fest. „Die Regelung der Zahnstaffel ist viel wichtiger, als die übliche Wartezeit“, erklärt Mest. „Die Erstattungsgrenzen sind bei einigen Anbietern in den ersten vier Jahren so niedrig, dass sie mit nur einer Maßnahme – zum Beispiel einem Implantat für 2000 Euro – schnell aufgebraucht sind. Danach müssen Patienten bis zum Ablauf der vier Jahre warten, bevor sie weitere Behandlungen bezahlt bekommen.“ Die Bewertung der Zahnstaffel floss deshalb mit einem Gewicht von 1,5 Prozent in den Test ein.

Krankenzusatzversicherungen springen ein, wenn die gesetzliche Krankenversicherung nicht greift. Die Policen sind nicht immer sinnvoll. Eine Untersuchung von Franke und Bornberg zeigt: Preis und Leistung variieren stark.
von Julia Groth

Da die Versicherer grundsätzlich die Beiträge im Laufe der Jahre erhöhen dürfen, wurde auch das Kreditrating der Versicherungsgesellschaften mit fünf Prozent gewichtet. Allerdings ist das lediglich ein Indiz für eine solide Finanzierung der Gesellschaft.

Leistungsbedarf klären, vielleicht genügt Sparen

Wichtig für Versicherte ist grundsätzlich, sich vor Vertragsabschluss über die gewünschten Versicherungsleistungen klar zu werden. So lassen sich beispielsweise auch Tarife finden, die nur Zahnersatz, nicht aber Zahnbehandlungen wie Fluorlack-Prophylaxe, Wurzelbehandlungen, die nicht primär dem Zahnerhalt dienen, oder Zahnfleischbehandlungen (Paradontalbehandlungen) einschließen.

Umgekehrt gibt es natürlich auch wahre Luxuspakete für Zahnbehandlung und Zahnersatz, die auch besonders hochwertige Implantate, Inlays und teure Zahnbehandlungen abdecken. Solche Tarife sind natürlich teurer. Es kann nicht schaden, mit dem Zahnarzt des Vertrauens mal darüber zu sprechen, welche Behandlungen er in naher und ferner Zukunft erwartet und wie er die Zahngesundheit generell einschätzt. Dann fällt es sicher leichter, den künftigen Leistungsanspruch an eine Zahnzusatzversicherung genauer festzulegen.

Dabei kann durchaus auch ein Ergebnis sein, dass sich einen Zahnzusatzversicherung weniger lohnt, als das regelmäßige Sparen auf eine Rücklage, die im Ernstfall auch ausreicht. Denn anders als die Werbung vermuten lässt, werden schnell 200 bis 300 Euro im Jahr für so einen Police fällig. Nach ein paar Jahren schon dürften Ersparnisse in gleicher Höhe genügen, um einen einfachen Zahnersatz zu bezahlen.

Fallbeispiele für gute und günstige Zahnzusatzversicherungen

Möglichst früh abschließen

Für alle Tarife gilt: Je älter ein Versicherungsnehmer bei Unterzeichnung der Police ist, umso teurer wird es. Da damit mit dem Alter der Bedarf nach Zahnmedizin und Zahnersatz grundsätzlich steigt, verbinden die Versicherer damit ein höheres Risiko. Gleiches gilt aber auch, wenn bereits in der Vergangenheit größere Behandlungen notwendig waren, bereits Zähne fehlen oder Inlays und Implantate vorhanden sind.

Einige Versicherer übernehmen auch die Kosten für Implantate in bereits vorhandenen Zahnlücken (Mitversicherung fehlender Zähne). Grundsätzlich machen das die Versicherungen jedoch ungern und verlangen dafür erheblich Beitragszuschläge.

Grundsätzlich empfiehlt Versicherungsexperte Mest den Abschluss einer Zahnzusatzversicherung noch in jungen Jahren. „Eltern können zum Beispiel überlegen, ob sie eine Zusatzversicherung für ihre Kinder im Grundschulalter abschließen bevor der ganze Zahnspangenterror beginnt“, sagt Mest. „Dann müssen die Tarife entsprechend kieferorthopädische Leistungen einschließen. Für alle anderen ist ein Vertragsabschluss im Alter von Mitte bis Ende 20 sinnvoll – bevor die ersten größeren Behandlungen anstehen.“

Private Zusatzversicherungen für Zahnersatz boomen. Denn die Nachfrage steigt mit dem Alter - und die gesetzliche Krankenversicherung hat bereits 2005 Leistungen dafür gekürzt.

Langfristig wichtig: Kündigungsverzicht

Wer früh eine Zahnzusatzpolice abschließt, damit er im Alter vor Kostenlawinen geschützt ist, sollte unbedingt auf einen Kündigungsverzicht seitens des Versicherers in den Konditionen achten. Üblicherweise ist dieser in Tarifen mit Altersrückstellungen enthalten, da die Versicherungsgesellschaften diese langfristiger kalkulieren. In Tarifen ohne Altersrückstellung kann es durchaus passieren, dass der Versicherer nach ersten teuren Behandlungen den Beitrag massiv erhöht oder sogar den Vertrag kündigt.

Die Altersrückstellungen als solche sind weniger entscheidend, da sie keine Garantie dafür sind, dass die Beiträge nicht doch im Laufe der Jahre deutlich steigen. Die Beitragskalkulation ist lediglich etwas langfristiger, schützt aber zum Beispiel nicht vor Kostenexplosionen im Gesundheitswesen.

Dafür bindet ein Tarif mit Altersrückstellungen den Kunden. Der kann zwar grundsätzlich auch zu einem anderen Anbieter mit besseren Leistungen wechseln und dabei einen Teil der Altersrückstellungen mitnehmen, muss dann aber nochmal Wartezeit und Zahnstaffel in Kauf nehmen und eine erneute Gesundheitsprüfung über sich ergehen lassen. Das kann aber zu einer höheren Risikoeinschätzung und damit auch zu deutlich höheren Beiträgen führen. In solchen Fällen ist es im Zweifel sinnvoller, bei der bisherigen Versicherung nach einem besseren Tarif ohne erneute Gesundheitsprüfung zu fragen.

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