Börsenkommentar Warum Aktionäre die Finger von Bank-Aktien lassen sollten

Finger weg von Bank-Aktien, selbst wenn die Deutsche Bank wieder Milliarden verdient. Die Branchenrisiken sind undurchschaubar. Das zeigt ein dubioses Geschäft von zwei anderen Banken.

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Anzeige wegen Bilanzfälschung

Es kommentiert WirtschaftsWoche-Redakteur Mark Böschen

Der Hamburger Anwalt Gerhard Strate erstattete vor wenigen Tagen Anzeige wegen Bilanzfälschung: Durch ein Überkreuzgeschäft hätten die HSH Nordbank und die Hypo Real Estate (HRE) im Dezember 2007 Risikopapiere im Volumen von je drei Milliarden Dollar aus der Bilanz geschafft. „Ein reines Kreislaufgeschäft“, sagt Strate, das schon zum 15. April 2008 wieder rückgängig gemacht worden sei, „weil dann die Abschlussprüfer aus dem Haus waren“. Aus einem Bericht der HSH-Risikoprüfer an den Vorstand gehe hervor, dass die Auslagerung von Anfang an für maximal ein Jahr geplant war, so der Anwalt — obwohl die Bankaufsicht damals verlangte, dass Risiken mindestens für ein Jahr ausgelagert werden müssten, um aus der Bilanz gerechnet werden zu können. Beide Banken wiesen die Vorwürfe zurück.

Das Beunruhigendste an dem Du-mich-auch-Deal: Ähnliche Absicherungsgeschäfte sind legal und üblich. Sie gehören zu den Dingen, die es unmöglich machen, zu wissen, wie riskant Banken wirklich sind.

Fast wertlos

Deshalb sollten Anleger Bank-Aktien meiden. Und weghören, wenn jemand sagt, die Titel seien günstig, weil zum Beispiel die Deutsche-Bank-Aktie das 0,8-Fache des von Analysten geschätzten Buchwerts kostet — also weniger als das, was der Verkauf aller Vermögenswerte nach einer Zerschlagung einbringen sollte. Denn viele dieser Analysten empfahlen auch die HRE-Aktie als Schnäppchen, als die für die Hälfte ihres angeblichen Buchwerts zu haben war. Am Ende war die Aktie fast wertlos und der Buchwert weg.

Rechtliche Risiken

Die Deutsche Bank weist für Ende 2009 eine Bilanzsumme von 1501 Milliarden Euro aus. Dem gegenüber steht ein Kernkapital — also der Risikopuffer gegen Verluste — von 34,4 Milliarden Euro oder 2,4 Prozent der Bilanzsumme. Die Bank sagt aber, dass nur 273 Milliarden Euro „risikogewichtete“, also riskante Anlagen sind. So verschwinden allein 610 der 1501 Milliarden Euro einfach, wenn die Bank Forderungen und Zahlungsverpflichtungen etwa bei Derivaten gegeneinander aufrechnet. Unter dem Strich scheint das Risiko dann verschwunden. Doch selbst das von der Deutschen Bank mitfinanzierte Genfer Risk Institute sieht hier „rechtliche Risiken“. Denn was ist, wenn ein Kreditinstitut, das der Deutschen Bank Geld schuldet, pleitegeht und die Bank sich monatelang mit dem Insolvenzverwalter streiten muss, weil der nur fordert und nicht zahlt? Andere haben immer noch offene Forderungen gegen Lehman Brothers, die im September 2008 kollabierten.

Wer solche Risiken scheut, sollte lieber Aktien aus anderen Branchen kaufen.

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