Geldanlage Welche Rendite nachhaltige Fonds abwerfen

Immer mehr Fonds versprechen Investitionen nach strengen ökologischen und sozialen Kriterien. Doch nur wenigen gelingt die Balance zwischen gutem Gewissen und stabilen Renditen.

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Fondsmanager Ingo Speich Quelle: Klaus Weddig für WirtschaftsWoche

So sieht er also aus, der Krawallmacher. Schmaler Körperbau, leicht gewelltes Haar und ein jungenhaftes Gesicht: Das ist Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment in Frankfurt. Der 34-Jährige spricht leise, aber bestimmt. Wenn ihm ein Punkt besonders wichtig ist, lehnt er sich nach vorne und legt die Fingerkuppen aneinander.

Doch der zurückhaltende Eindruck täuscht. Speich kann auch anders. Zum Beispiel auf der Hauptversammlung des Autokonzerns Daimler im April. "Daimler hat keine klare Strategie und gleicht einem Gemischtwarenladen", polterte Speich. Auch auf den Hauptversammlungen der Versorger RWE und E.On übte er in diesem Jahr harsche Kritik und erwarb sich den Ruf eines streitfreudigen Investors. 

Umweltthemen liegen ihm besonders am Herzen, bei Daimler etwa kritisiert er die hohen CO2-Emissionen der Autos. Speich ist für nachhaltige Fonds wie den "Liga-Pax-Cattolico" zuständig, den Union Investment mit den katholischen Instituten Liga- und Pax-Bank aufgelegt hat.

Fondsmanager im Spagat

Für den Fonds wählt er Unternehmen aus, die hohe Umwelt- und Sozialstandards einhalten. Eine Aufgabe, die weniger öffentlichkeitswirksam ist als Auftritte auf Hauptversammlungen – aber deutlich anspruchsvoller. 

Das Problem: Je strenger die Öko- und Sozialkriterien bei der Aktienauswahl sind, desto riskanter wird’s für Anleger. So schwanken nachhaltige Fonds, die ausschließlich in Umweltbranchen investieren, meist deutlich stärker als ihre weniger wählerischen Pendants. Selbst solide Portfolios wie der "Deka-UmweltInvest" liegen derzeit auf Dreijahressicht oft mit 25 Prozent oder mehr im Minus. Durch die begrenzte Auswahl an Branchen ist es für sie deutlich schwieriger, Risiken zu streuen und Abstürze in einem Segment – etwa der Solarindustrie – auszugleichen. Fonds, die in sämtlichen Branchen nach besonders nachhaltigen Kandidaten suchen, haben es da weitaus leichter. 

Fondsmanager müssen deshalb einen Spagat schaffen: Einerseits gilt es, die Risiken für Anleger durch eine Streuung auf verschiedene Branchen zu senken – und andererseits das Versprechen einzuhalten, ethisch zu investieren. Sonst steht schnell der Vorwurf des "Greenwashing" im Raum. Doch kann die Balance zwischen gutem Gewissen und guten Renditen, die die Fondsbranche vollmundig verspricht, überhaupt gelingen? 

Wer sich die Entwicklung der vergangenen Jahren anschaut, muss daran zweifeln. Die meisten der 199 nachhaltigen Investmentfonds, die hierzulande derzeit laut einer Erhebung des Analysehauses SJB FondsSkyline mehr als 22 Milliarden Euro verwalten, scheiterten in mindestens einer Disziplin. 

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