G20 Weltfinanzgipfel: Bloß das Gesicht wahren

Auf dem dritten Weltfinanzgipfel kämpfen Kanzlerin Merkel und ihr Minister Steinbrück nur noch um ein Gesicht wahrendes Abschlusskommunique. Ein Kommentar von WirtschaftsWoche-Redakteur Christian Ramthun.

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Es kommentiert WirtschaftsWoche-Redakteur Christian Ramthun

Das sollen sie nun sein, die mächtigsten Menschen auf diesem Planeten!? Die Regierungschefs der größten Industriestaaten und der aufstrebenden Schwellenländer von Brasilien über China bis Indien treffen sich in Pittsburgh, der alten Industriestadt im US-Bundesstaat Pennsylvania, zum Weltfinanzgipfel. Es ist das nunmehr dritte Treffen dieser Art, es soll einen Wendepunkt für die globale Finanzwelt markieren. Nie wieder sollen sich bei den Banken derart überladene Risiken aufbauen, wie sie vor einem Jahr zum blitzartigen Zusammenbruch der Weltwirtschaft geführt haben.

Tja, wenn es nur so wäre und so käme. Längst laufen die Geschäfte der Banken wieder prächtig, führen sich die Banker wieder wie die Masters of the Universe auf. Die Gehälter explodieren wieder, Bonis hin oder her. Die Hedgefonds starten wieder durch. Der Zertifikatehandel erblüht von neuem.

Da stören die Politiker nur, die nun die Welt sicherer machen und die Finanzmärkte kontrollieren und regulieren wollen. Die Sanitäter werden nach der Ersten Hilfe wieder vom Spielfeld geschickt, das Match läuft nach kurzer Unterbrechung weiter.

Vor allem der britische Premierminister Gordon Brown möchten der mächtigen Londoner Finanzcity nicht ins Handwerk pfuschen. Das nationale Interesse an einem ebenso hoch gezüchteten wie profitablen Bankensektor überwiegt den globalen Wunsch nach mehr Sicherheit.

So zeichnet sich schon zu Beginn des Weltfinanzgipfels ab, dass außer großen Reden und Gesten wenig Konkretes herauskommt. Einen Durchbruch zu neuen verbindlichen Regeln erwarten die wenigsten. Die Bonis sollen bitte an längerfristigen Zielen ausgerichtet werden, das Eigenkapital möge in besseren Zeiten doch aufgestockt werden, und die nationalen Aufsichtsbehörden könnten ja besser zusammenarbeiten. Viel mehr Handfestes dürfte das Abschlusskommunique nicht enthalten, an dem die Sherpas der Regierungschefs schon seit Wochen feilen.

Große Impulse gehen vom Pittsburgher Gipfel gewiss nicht aus. Aber es ist gut, dass man miteinander redet. Und wenn die nächste Krise ausbricht, wüssten die Politiker schon, was sie dann tun könnten – solange die Krise heiß ist.

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