Börsen-Hausse Wer den Kursaufschwung an den Börsen antreibt

Eine rasante Rally katapultiert den Dax auf das Niveau, das er vor dem Crash von Lehman Brothers hatte. Doch wer treibt den Aktienmarkt - und wann werden die Krisengewinner verkaufen? Eine Spurensuche.

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Ein Rettungsring vor der Quelle: AP

Von seinem Büro im 22. Stock des Frankfurter Westhafen-Towers aus hat Andreas Sauer einen der schönsten Ausblicke auf die Finanzmetropole. Apfelweinglas nennen die Frankfurter das Haus am Mainufer, wegen des Rautenmusters der Glasfassade.

Sauers Fonds Quoniam ist eines der Schleusentore, durch die das Geld an die Finanzmärkte strömt. 60 Mitarbeiter lenken von zwei Büroetagen aus zehn Milliarden Euro Kundengelder in den Aktien- oder den Anleihemarkt. Wohin, das bestimmt ein Computerprogramm.

Doch Sauers Rechner wurde von der Rally überrascht, so wie große Teile der Frankfurter Finanzgemeinde. Viele Investoren sind außen vor – und rätseln bei Apfelwein oder Beck’s darüber, wer hinter den unheimlichen Kursgewinnen steckt.

Wer hat die Kurse getrieben?

„Die Versicherer waren es nicht, die Pensionsfonds nicht, auch nicht die Privatanleger,“ sagt Sauer. Er hat viele gefragt, wer zuletzt die Kurse getrieben hat. Sie, die wie alle Börsianer gern über Gewinne reden, wollen es nicht gewesen sein. „Irgendwer aber hat Milliarden verdient“, sagt Sauer. Wer? Börsengeschäfte laufen anonym.

In manchen Banktürmen steigt jetzt der Druck. „Mein Vorstand fragt mich, ob die Hedgefonds die Kurse in die Höhe treiben“, berichtet der Anlagestrategie-Chef einer großen deutschen Bank. Waren es Ausländer, sitzen die Gewinner wieder mal an der Wall Street? Die Fragen verraten die Wut des Zuspätgekommenen: „Die verdienen, während wir zögern, zuschauen, verkauft haben.“

Doch es geht nicht nur um Gefühle, sondern um die Frage, was jetzt an der Börse passieren wird: Wer die Aktienkäufer seit März identifiziert, kann besser einschätzen, wann diese Kasse machen werden. Langfrist-Investoren dürften später, Spekulanten früher verkaufen – womöglich bis auf das Niveau vom März, als der Dax erst bei 3666 Punkten drehte. Wer sich in Frankfurt und London umhört, stößt auf Manager, die ein böses Ende der Rally fürchten — mit gutem Grund.

Frankfurt, Dekabank - Die Strategen

Die Spurensuche führt zu den größten deutschen Aktieninvestoren. Sie residieren nur 20 Minuten zu Fuß von Sauers Hedgefondsdomizil am Mainufer entfernt. An der ewig langen Mainzer Landstraße liegen die Zentralen der Deutsche-Bank-Tochter DWS, der Allianz-Fondstochter Global Investors und der Turm der Dekabank.

Die Fondsgesellschaft gehört den deutschen Sparkassen, die zusammen die größte Geldsammelmaschine des Landes bilden. Sechs Investmentstrategen haben sich an diesem Herbstmorgen im Konferenzraum ganz oben im 44. Stock des Deka-Turms versammelt. Ihr Job: Großanleger betreuen und den Beratern in über 13.000 Sparkassen Orientierung geben.

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