Roboter übernehmen Arbeit So sieht die Fabrik der Zukunft aus

Seite 2/2

Eingebauter Sanftmut

Per Software sieht er in seinem Büro auch, ob es Probleme bei den Maschinen gibt. Inzwischen bietet ABB auch an, die Roboter via Internet aus der Ferne zu überwachen, rund um die Uhr. Fällt einer aus, ist der Wartungstechniker noch schneller da als bisher.

Das alles verändert auch das Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Die schweren Aufgaben – Teile heben, über Kopf schrauben – müssen Arbeiter nicht mehr erledigen. Alles, was langweilig, dreckig, gefährlich ist – übernimmt die Maschine. Die Arbeiter dagegen tun Dinge, die besonderes handwerkliches Geschick oder Improvisation voraussetzen, bauen etwa biegsame Gummidichtungen ein. Dass sich beide nicht in die Quere kommen, darüber wachen Annäherungssensoren, die den Roboter notfalls stoppen.

Der eingebaute Sanftmut macht Roboter inzwischen auch für Werkstätten und Kleinfabriken interessant, Orten mit wenig Platz und vielen Menschen. Etwa bei Hofmann Glastechnik in Staudt im Westerwald. Der Traditionsbetrieb mit 23 Mitarbeitern stellt Spezialgläser her, etwa Gefäße für Medizinlabore oder Röhren für Röntgengeräte.

Paletten voller Rohlinge stapeln sich im Produktionsraum. Davor ist ein Roboterarm emsig im Einsatz: Mit einer Zange greift er ein Laborglas und platziert es in einen Ofen. Nach ein paar Minuten holt er das Glas wieder heraus und stellt es auf einer zweiten Palette ab. Es ist eine Arbeit voller Wiederholungen, die bisher Hilfskräfte erledigt haben, von früh bis spät. „Aber Hilfsarbeiter sind schwer zu bekommen“, sagt Geschäftsführer Robert Hofmann, „wir haben hier Vollbeschäftigung in der Region.“ Darum suchte der Mittelständler nach einem Roboter für diese Aufgabe – und wurde auf einer Messe fündig.

Der Anbieter Universal Robots ist einer der Vorreiter für sogenannte kollaborative Roboter: kleine, schlaue Roboterarme, nicht viel größer als das menschliche Vorbild, die mit Menschen an einem Tisch arbeiten können und bei Berührung sofort innehalten. Ihre Bewegungen lassen sich mit einer Software und per Hand leicht programmieren, so wie Eltern einem Kind beibringen, die Schuhe zu schnüren.

Per Hand konnte ein Mitarbeiter bisher 250 Gläser am Tag fertigen. Der Roboter braucht keine Pausen und schafft 400. Früher konnten sich Mitarbeiter am heißen Ofen mal eine Brandblase holen, heute macht der Stahlarm den gefährlichen Job. Und weil der Roboter immer genau den Takt einhält, gibt es viel weniger Ausschuss.

Außerdem kündigt die Maschine nicht plötzlich den Job, wie das Hofmann bei Hilfskräften schon erlebt hat. Die Investition in seinen ersten UR5, ein fünfstelliger Betrag, habe sich schon nach einem Jahr ausgezahlt. Schon plant er die nächste Anschaffung: „Der erste Roboter hat den zweiten verdient, jetzt verdient der zweite den Dritten“, sagt Hofmann.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%