Gastbeitrag Hermann Simon „Starke Chefs tun sich schwer, Macht abzugeben“

In den Chefs der Hidden Champions brennt das Feuer, das ihre Firmen in die weltmarktführende Position katapultiert hat. Ihr Führungsstil ist effektiv – erfordert aber auch, scheinbar Unvereinbares in Einklang zu bringen.

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Unternehmensberater und Wirtschaftsprofessor. Simons Spezialgebiet: Strategie, Marketing und Pricing. Und natürlich mittelständische Weltmarktführer. (Quelle: Simon-Kucher & Partners)

Bonn Hermann Simon ist Gründer der globalen Strategieberatung Simon-Kucher & Partners sowie Bestseller-Autor und Management-Denker. Im Rahmen der Handelsblatt-Online-Serie „Hidden Champions: Deutschlands geheime Weltstars“ schreibt der Mittelstands-Experte regelmäßig Gastbeiträge zum Thema.

Die Chefs der Hidden Champions sind Individuen, die sich nicht über einen Kamm scheren lassen. Dennoch zeichnen sie sich durch gewisse Gemeinsamkeiten wie Identität von Person und Mission, fokussierte Zielstrebigkeit, Furchtlosigkeit, Ausdauer sowie die Fähigkeit, andere zu inspirieren, aus. Bei den jüngeren Führungskräften kommen Weltläufigkeit und qualifizierte akademische Ausbildung hinzu.

Die Führungsstile sind ambivalent, nämlich autoritär in den Prinzipien, jedoch partizipativ in den Details der Ausführung. Führung ist bei den Hidden Champions keine Sache des „Entweder-oder“, sondern eine Angelegenheit des „Sowohl-als-auch“. Führung erfordert, scheinbar unvereinbare Gegensätze in Einklang zu bringen.

Rund zwei Drittel der Hidden Champions sind Familienunternehmen. Allerdings nimmt der Anteil familienangehöriger Manager tendenziell ab, derjenige familienfremder Manager entsprechend zu. Es scheint nicht für den Erfolg entscheidend, in wessen Eigentum eine Firma ist.

Vielmehr kommt es auf die richtige Führung und Strategie an. Beförderungen in Führungspositionen erfolgten in der Vergangenheit überwiegend von innen. In jüngerer Zeit setzen Hidden Champions auch vermehrt auf Quereinsteiger.


Weibliche Chefs spielen eine größere Rolle

Führungskontinuität ist extrem wichtig. Die Chefs der Hidden Champions bleiben mit einer durchschnittlichen Amtsdauer von 20 Jahren sehr lange an der Spitze. Dies ist einer der auffälligsten Unterschiede zu Großunternehmen, bei denen die mittlere Amtsdauer des Chefs nur 6,2 Jahre beträgt.

Viele Hidden Champions-CEOs kommen in jungem Alter in die Spitzenposition. Bei Männern gilt dies nicht nur für Familienangehörige, sondern auch für angestellte Manager. Weibliche Führungskräfte spielen bei Hidden Champions eine weit größere Rolle als in Großunternehmen. In den meisten Fällen gehören die Führerinnen zur Familie.

Die Internationalisierung des Topmanagements folgt der Internationalisierung der Geschäfte mit erheblicher zeitlicher Verzögerung. Nur in wenigen deutschen Hidden Champions ist die Top­Ebene multinational besetzt. Schweizerische und skandinavische Firmen sind in dieser Hinsicht voraus.

Die Führungsnachfolge stellt für jedes Unternehmen ein ernstes Problem dar, doch für Familienunternehmen ist es das Problem an sich. Starke Führer tun sich schwer, die Macht abzugeben.

Einerseits sind die Führer die Wurzel des Erfolges der Hidden Champions. Andererseits „menschelt“ es wie überall auch bei ihnen.  Die Führer der Hidden Champions sind keine Übermenschen oder Zauberer. Dessen sollten sie sich immer bewusst sein.

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