Gehaltsstudie für Einsteiger und Manager So viel verdienen Sie in der Automobilindustrie

Die deutsche Automobilindustrie hat wegen des Dieselgates kräftig an Ansehen eingebüßt. Trotzdem schlägt sich diese Entwicklung nicht negativ aufs Gehalt nieder. Ganz im Gegenteil. Die bestbezahlten Jobs im Überblick.

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Die Automobilindustrie liegt im Gehaltsniveau leicht unter Gesamtmarkt, wie die aktuelle Untersuchung von Korn Ferry Hay Group zeigt. Quelle: Getty Images

Abteilungsleiter, Young Professionals, Projektmanager: Wer verdient am meisten? Und in welchen Abteilungen von Firmen wie BMW, Audi, Daimler & Co. wird man am besten bezahlt: Marketing, Produktion, Logistik oder Personalbereich? Die Personal- und Organisationsberatung Korn Ferry Hay Group wollte wissen, wie gut Mitarbeiter in der Automobilindustrie, deren Image durch den Dieselskandal kräftig leidet, verdienen und hat 21.000 Gehaltsdaten von deutschen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Automobilherstellern und –zulieferern verglichen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: So verdienen Abteilungsleiter und erfahrene Spezialisten in der Automobilindustrie inklusive des variablen Anteils durchschnittlich 117.500 Euro, Young Professionals im außertariflichen Bereich kommen auf 60.000 Euro. Die bestbezahlten Abteilungsleiter mit 126.900 Euro kommen aus dem Marketing, am wenigsten verdienen mit 114.400 Euro die Mittelmanager im Bereich Logistik und Supply Chain Management.

Damit liegt die Automobilindustrie knapp zwei bis drei Prozent unter einem Vergleich mit dem Gesamtmarkt aller Branchen (> 366.000 Mitarbeiter-Gehaltsdaten). „Wer in der deutschen Automobilindustrie arbeitet, verdient auf einem sehr hohen Niveau“, sagt Thomas Gruhle, Vergütungsexperte bei Korn Ferry. „Gerade beim Nachwuchs- und mittleren Management vergütet die Chemiebranche allerdings noch besser, Konsumgüter ziehen vor allem auf Abteilungsleiterebene nach und überflügeln die Gehälter deutlich beim Top-Management.“

Die durchschnittlich höchsten Gehälter im mittleren Management in der Automobilindustrie erhalten aktuell Abteilungsleiter im Marketing (durchschnittlich 126.900 Euro inkl. variablem Anteil), gefolgt von Produktion (119.900 Euro), Technik und IT (jeweils 119.800 Euro). „Die Analyse unserer Daten offenbart einen maximalen Gehaltsunterschied von zehn Prozent, überwiegend liegt dieser Unterschied jedoch deutlich darunter“, so Gruhle. „Trotz der umfassenden Datenmenge, müssen hier noch statistische Ungenauigkeiten abgezogen werden. So dass man schlussendlich sagen kann, dass in der Automobilindustrie funktionsunabhängig bei dem Erreichen einer jeweiligen Ebene in einem sehr ähnlichen Niveau mit einer Abweichung im einstelligen Prozentbereich verdient wird.“

Deutlichere Unterschiede finden sich jedoch in den außertariflichen Stufen unterhalb des Mittelmanagements. Thomas Gruhle sagt: „Dort können die Gehaltsunterschiede bis zu 20 Prozent betragen.“ Die bestbezahlten Young Professionals kommen aus dem Projektmanagement (durchschnittlich 67.500 Euro inkl. variablem Anteil), gefolgt von IT (63.300 Euro), Qualitätssicherung (61.700 Euro) und Finanzen (60.600 Euro).


Gehaltsniveau wächst im Jahr 2017 um 2,8 Prozent

Schlusslicht sind außertarifliche Mitarbeiter der Personalabteilung mit 56.700 Euro. „Je höher die technische Kompetenz, desto gefragter und damit besser bezahlt sind Mitarbeiter insbesondere auf den unteren außertariflichen Gehaltsstrukturen“, erklärt der Vergütungsexperte. „Je weiter sie aufsteigen, desto wichtiger werden aber Führungs- und überfachliche Kompetenzen. Ein Ingenieur wird nur dann zum Abteilungsleiter, wenn er auch führen kann. Gleiches gilt für Betriebswirte oder Juristen. Darum wird an das mittlere Management ein anderes Anforderungsprofil gestellt. Das hat eine relative Angeleichung der Gehälter zur Folge.“

Spannend ist auch ein Blick auf den Gender-Pay-Gap, die Experten auch unter die Lupe genommen haben. So beträgt bei einem reinen Vergleich von Durchschnittsgehältern von Frauen und Männern der Unterschied in der Branche 15,1 Prozent. Die Analyse erfolgte dabei auf Basis von 350.000 Stelleninhabern in über 580 Unternehmen. Vergleicht man jedoch das gleiche Job-Level, so beträgt der Unterschied laut Korn Ferry Hay Group nur noch 3,6 Prozent und schaut man schließlich auf die Mitarbeiter auf gleichem Job-Level im gleichen Unternehmen, liegt die Gehaltslücke im Gesamtmarkt nur noch bei drei Prozent und - etwas höher dann wieder - im Automobilsektor bei fünf Prozent.

In der Studie heißt es dazu: „Die oft zitierten Vergütungsunterschiede entstehen nicht, weil Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen, sie entstehen, da Frauen und Männer, in der Gänze betrachtet, nicht die selben Tätigkeiten ausführen.“ Was ist dagegen zu tun? "Für die Veränderung des Status Quo braucht es neue Herangehensweisen für, teils grundlegende, Personalprozesse", so die Studienautoren. Die eigentlichen Probleme fangen also schon bei Stellenbeschreibungen und der Kandidatensuche an, da oft - wenn auch unbewusst - männliche Stärken bevorzugt werden. "Es gibt viel zu tun und dazu müssen vom Unternehmer über Führungskräfte und weibliche Mitarbeiter bis hin zu Gesellschaft und Politik viele unterschiedliche Gruppen involviert sein."

Insgesamt ist das Gehalt in der Automobilindustrie im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent nominal gestiegen und liegt damit 0,3 Prozent über dem Gesamtmarkt. „Für das laufende Geschäftsjahr treffen wir die gleiche Prognose“, sagt Thomas Gruhle. „Trotz Diesel-Skandals und der Notwendigkeit, die deutsche Automobilindustrie in der Zukunft grundlegend zu verändern, schlägt sich diese Entwicklung nicht negativ aufs Gehalt nieder. Ganz im Gegenteil: Gerade die großen Automobilbauer wissen, dass sie heute um Kandidaten nicht mehr nur noch mit ihren unmittelbaren Wettbewerbern konkurrieren. Sondern zunehmend mit Tech- und IT-Unternehmen, die um die gleichen Bewerber buhlen. Das treibt die Gehaltspirale insgesamt nach oben.“

Über die Untersuchung

Seit 1970 untersucht die Personal- und Organisationsberatung Korn Ferry Hay Group jährlich branchenübergreifend Löhne und Gehälter und greift dabei auf die eigene, weltweit größte Gehaltsdatenbank zurück. Dieser Untersuchung liegen mehr als 21.000 Mitarbeiter-Gehaltsdaten aus der Automobilindustrie (OEM und Zulieferer) und 366.000 Mitarbeiter-Gehaltsdaten über alle Branchen in Deutschland hinweg zugrunde.

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