Geldanlage Noch mehr Strafzinsen in der Schweiz

Immer mehr Schweizer Banken führen Negativzinsen ein, zuletzt auch die Safra Sarasin. Anleger und Vermögensverwalter reagieren irritiert. Bei welchen Banken Kunden draufzahlen.

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Negativzinsen schockieren vermögende Anleger. Quelle: dpa

Der Plan der Schweizer Notenbank, mit Negativzinsen auf Einlagen einen Run auf den Schweizer Franken zu verhindern könnte aufgehen. Zunehmend belasten Schweizer Banken die Einlagen ihrer Kunden mit Negativzinsen.
Aktuell soll nach einem Bericht der Internetseite „Inside Paradeplatz“, die Banker mit Insiderinformationen aus der Schweizer Finanzbranche versorgt, die Bank Safra Sarasin „Minuszins flächendeckend an ihre Kunden weitergeben“.

Nach dem Bericht, den das Institut in Teilen dementierte, sollen gestern Safra-Sarasin-Berater die externen Vermögensverwaltern der Privatkunden entsprechend informiert haben. „Der Tagesbefehl vom Rheinknie lautete: Sofort allen Kunden 0,75 Prozent Minuszins auf allen Cash-Konten belasten“, schreibt die Internetseite. Die Bank erklärte dagegen dass sie nur „selektiv für sehr wenige, spezifische Kunden mit großen Positionen“ negative Zinsen berechnen werde.

Die Internetseite zitiert einen Kunden, der sich vom Negativzins überrascht zeigte und angeblich sofort alle Konten kündigte: „Einfach mal anrufen und befehlen, dass ab sofort Negativzins gilt, so geht es sicher nicht.“
Negativzinsen für alle Kunden wären ein Novum in der Schweiz. Für bestimmte Zielgruppen bieten mehrere Institute Strafzinsen an. So haben die Zürcher Kantonalbank und Credit Suisse bereits Negativzinsen für Kunden mit großen Einlagen angekündigt.

Die Genfer Bank Lombard Odier verlangte als erstes Institut einen Negativzins von 0,75 Prozent auf Cash-Bestände ab 100.000 Franken. Lediglich bei Portfolios, deren Verwaltung die Kunden vollständig der Bank übertragen haben, kommt der Mindestzins nicht zum Zug. Dass Kunden in Scharen abwandern, erwartet die Bank nicht. Die Genfer gehen davon aus, dass viele Reiche für die hohe Sicherheit zu zahlen bereit sind, die Anlagen bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bieten. Lombard Odier parkt die Franken-Bestände bei der SNB.

Die UBS führte ebenfalls eine spezielle Gebühr auf Kontoeinlagen einiger Kunden ein. Betroffen sind hohe Guthaben von Firmen, institutionellen Kunden sowie juristischen Körperschaften. Mitte Januar hob die SNB den den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken auf und führte Negativzinsen von 0,75 Prozent auf Einlagen von Banken bei der Notenbank ein. Zudem schob die SNB das Zielband für ihren Referenzzins Dreimonats-Libor in den Minusbereich.


Was die Schweizer Nationalbank erreichen möchte

Institute, die breiter aufgestellt sind, leihen die Einlagen der Kunden als Kredite oder Hypotheken wieder aus. Solche Häuser fallen dann unter einen von der SNB definierten Freibetrag und müssen keine Negativzinsen bezahlen. Dies gilt etwa für die vor allem im Kleinkundengeschäft tätige Migros Bank. Reine Vermögensverwalter können dagegen in eine Zwickmühle geraten. Reichen sie die Strafzinsen an die Kunden weiter, könnten zumindest einzelne von ihnen die Franken-Konten zu einer anderen Bank verlegen oder ganz abspringen. Übernimmt die Bank die Gebühr, verdient sie ebenfalls weniger.

Mit Negativzinsen will die Schweizerische Nationalbank erreichen, dass internationale Anleger weniger Geld in der Schweiz parken - und der Aufwertungsdruck auf den Franken nachlässt. Nach der Aufhebung des Mindestkurses Mitte Januar sackte der Euro auf einen Kurs von unter einem Franken ab. Derzeit notiert die Gemeinschaftswährung wieder leicht höher bei Kursen um 1,05 Franken. Letztmals mussten Kunden von Schweizer Banken in den frühen 70er-Jahren Negativzinsen entrichten. Auch damals versuchte das Land, ausländische Zuflüsse zu stoppen.

In Deutschland verlangen mehrere Banken von Kunden bereits Gebühren, wenn sie kurzfristig große Summen bei ihnen anlegen. Den Anfang machte die Skatbank, die auf Tagesgeld von mehr als 500.000 Euro einen Strafzins von 0,25 Prozent erhebt. Den gleichen Satz verlangt die Luxemburger Tochter DZ Privatbank, bei der vor allem Fondsgesellschaften Kunden sind. Die Commerzbank hat Strafzinsen für Großunternehmen und Profi-Anleger ebenfalls nicht ausgeschlossen.

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