Geldpolitik Schweden senkt Leitzins auf Rekordtief

Die Inflation kommt nicht in Gang. So sieht die Riksbank keine andere Möglichkeit, als den Leitzins noch weiter ins Minus zu drücken. Kritiker fürchten eine steigende Gefahr einer Kreditblase.

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Unter der Leitung ihres Präsident, Stefan Ingves, haben die Währungshüter der schwedischen Zentralbank den Leitzins weiter ins Minus gedrückt. Quelle: Reuters

Stockholm Die schwedische Zentralbank senkt ihren Leitzins im Kampf gegen die hartnäckig niedrige Inflation auf ein Rekordtief. Der Zinssatz werde von minus 0,35 auf minus 0,5 Prozent zurückgenommen, teilte die Riksbank am Donnerstag in Stockholm mit. Ökonomen hatten lediglich eine Senkung auf minus 0,45 Prozent erwartet. „Die Phase der niedrigen Inflation dauert länger“, begründeten die Währungshüter ihren Schritt. „Das erhöht die Gefahr, dass das Vertrauen in das Inflationsziel nachlässt.“ Seit mehr als fünf Jahren liegt die Teuerungsrate nun schon unter der angestrebten Zwei-Prozent-Marke – trotz rekordniedriger Zinsen und einem massiven Anleihekaufprogramm.

Die Riksbank, der Stefan Ingves als Präsident vorsitzt, will deshalb bei Bedarf in den Devisenmarkt eingreifen. Sollte die heimische Krone so stark aufwerten, dass dadurch die Inflation gedrückt werde, sei man zum Handeln bereit. Je stärker die Währung, desto günstiger können Waren importiert werden. Das wiederum dämpft den Preisauftrieb. Wie auch die Europäische Zentralbank (EZB) will die Riksbank der Gefahr eine Deflation begegnen – eines Preisverfalls auf breiter Front, bei dem Gewinne und Investitionen von Unternehmen sinken, was zu einer langen Wirtschaftskrise führen kann. Sie signalisierte deshalb „ein hohes Maß an Bereitschaft“, die Geldpolitik bei hartnäckig niedriger Teuerung weiter zu lockern.

Kritiker werfen der Riksbank vor, mit ihrer Politik die Gefahr einer Kreditblase zu erhöhen. Durch das billige Geld drohen vor allem am Immobilienmarkt übermäßige Preissteigerungen. Allein im Dezember wuchs die Kreditvergabe an schwedische Haushalte um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Zinssenkung drückte die Landeswährung. Ein Euro verteuerte sich um bis zu 1,6 Prozent auf 9,61 Kronen. Damit kostete die Krone so wenig wie seit mehr als fünfeinhalb Monaten nicht mehr. „Der deutliche Zinsschritt kam überraschend und die Krone muss darauf reagieren“, sagte Experte Richard Falkenhall vom Geldhaus SEB. „Wenn sich der Rauch verzogen hat, werden große Investoren und einige Unternehmen wohl zugreifen und Kronen auf diesem günstigen Niveau kaufen.“

Am Bondmarkt fielen die Renditen der zweijährigen Staatsanleihen auf ein Rekordtief von minus 0,633 Prozent. Am schwedischen Aktienmarkt verlor der Leitindex in einem europaweit schwachen Umfeld knapp drei Prozent.

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