Gesetzliche Krankenkassen Diese Kassen-Chefs werden fürstlich entlohnt

Ob als Festgehalt oder mit Bonus – 2016 konnten viele Krankenkassen-Chefs ihre Bezüge steigern, zeigen Bundesanzeiger-Daten. Mehrere Hunderttausend Euro sind locker drin. Doch wer hat die höchsten Bezüge? Ein Überblick.

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Die Vorstände der Krankenkassen sind verantwortlich für Millionen von Versicherten. Gehälter wie in der freien Wirtschaft bekommen sie dennoch nicht. Quelle: dpa

Düsseldorf Was verdient der eigene Chef? Für Angestellte vieler Firmen ist das wohl eine Frage zum Rätseln. Nicht so für die Mitarbeiter gesetzlicher Krankenkassen. Die Kassen müssen seit 2006 jedes Jahr im März die Gehälter ihrer Vorstände für das abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlichen. Zu sehen gibt es die Mitteilungen im Bundesanzeiger.

Für das Jahr 2016 führt die Techniker Krankenkasse die Liste mit den höchsten Chef-Gehältern an. Ihr Vorstandsvorsitzender, Jens Baas, erhielt im vergangenen Jahr 314.560 Euro als Festgehalt. Auch die Barmer zeigt sich großzügig gegenüber ihren Vorständen. Christoph Staub erhielt 280.434 Euro und damit drei Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Herbert Rebscher von der DAK bekam mit 264.829 Euro etwas weniger.

Alle drei Erstplatzierten bekamen lediglich ein festes Gehalt. Allerdings haben viele gesetzliche Krankenkassen, ähnlich wie Banken und Dax-Konzerne, ein System der variablen Vergütung etabliert. Dabei bekommt der Chef zusätzlich zu seinem Gehalt einen Bonus, je nach Leistung.

Wenn die Leistung wirklich am Bonus gemessen werden kann, so dürfte Gerhard Fuchs, Vorstandsvorsitzender der Audi BKK, aus Sicht seiner Arbeitgeber seinen Job besonders gut gemacht haben. Dieser bekam im vergangenen Jahr 67.000 Euro als Bonus ausgezahlt – rund 30 Prozent seines Festgehalts, das 221.200 Euro betrug. Absolut gesehen ist das der höchste Boni-Wert unter den Kassenvorständen. Ebenfalls mit großzügigen Boni bedacht wurden die Vorstände der AOK. Helmut Platzer, Vorstandsvorsitzender der AOK Bayern hat knapp 59.000 Euro Bonus bekommen. Rainer Striebel, seit 2014 Vorstandsvorsitzender der AOK Plus, hat 53.400 Euro zusätzlich zu seinem Gehalt bekommen.

Viele der Krankenkassen-Vorstände durften sich über große Steigerungen ihres Gehalts freuen. So zum Beispiel Thomas Johannwille, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann BKK. Der gelernte Krankenkassenbetriebswirt steigerte seinen Lohn um 23,2 Prozent und verzeichnete damit die größte Steigerung. Seine Bezüge beliefen sich dabei auf 158.703 Euro Festgehalt und 24.855 Euro Bonus.


Bundesversicherungsamt urteilt, was „wirtschaftlich“ ist

Doch nicht alle Krankenkassen-Chefs durften sich über ein steigendes Gehalt freuen. Den Gürtel enger schnallen musste zum Beispiel Manfred Warmuth, Vorstand der SDK Betriebskrankenkasse, dessen Bezüge 2016 um knapp 23 Prozent schrumpften. Auch Jürgen Matkovic, Vorstand der WMF Betriebskrankenkasse, bekam 22,3 Prozent weniger Gehalt.

Wieviel die Vorstände von ihrem Arbeitgeber bekommen, ist eine Ermessensentscheidung. Das Bundesversicherungsamt gibt den Kassen Orientierungshilfe. In einem Grundsatzpapier aus dem Jahr 2005 heißt es, dass sich die Institute mangels Alternativen am Markt orientieren müssen: „Die Wirtschaftlichkeit einer Vorstandsvergütung wird von einer durch Häufung gekennzeichneten Spannbreite der Vergütung gebildet, die Kassen vergleichbarer Größe für ihre Vorstände ausgeben oder ausgeben müssen, um geeignete Bewerber mit den notwendigen Kenntnissen und Fähigkeiten verpflichten zu können“, heißt es in dem Papier. Gehälter wie in der freien Wirtschaft sind also nicht drin.

Auch veröffentlicht das Amt jedes Jahr Statistiken, welche das Nivea der Vorstandsgehälter der Krankenkassen erfassen. Deutlich dabei wird: je mehr Versicherte eine Krankenkasse hat, umso höher auch das Gehalt der Vorstände. In der Gruppe der Kassen, die weniger als 25.000 Versicherte haben, liegt das höchste Gehalt zwischen 140.000 und 160.000 Euro. Bei Kassen, die mehr als 500.000 Versicherten können die Gehälter auch doppelt so hoch sein. Sollte eine Kasse zu sehr aus dem Rahmen fallen, stellt das nach Ansicht des Bundesversicherungsamtes einen Grund für „unwirtschaftliches“ Verhalten da.

Übrigens müssen nicht nur die Krankenkassen das Gehalt ihrer Vorstände veröffentlichen, sondern auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Die Vereinigung hat zur Aufgabe, die ärztliche Versorgung der Versicherten sicherzustellen. Gegen das Gehalt von deren Vorstand, Andreas Gassen, wirken die Bezüge der meisten Krankenkassen-Vorsitzenden eher moderat. So hat der Düsseldorfer Orthopäde im vergangenen 344.260 Euro ausgezahl bekommen – und das nur als Festgehalt. Hinzu kamen 30.000 Euro variable Vergütung.

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