GLS Bank Gebühr ohne Schrecken

Die sozial-ökologische GLS Bank verlangt seit diesem Jahr fünf Euro Grundbeitrag von ihren Kunden. So soll das Geschäftsmodell bewahrt werden. Und die meisten Kunden machen mit.

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Die GLS Bank aus Bochum erhöht die Gebühren – durch einen „Grundbeitrag“ von fünf Euro im Monat. Den Dispozins hat sie dagegen abgeschafft. Quelle: dpa

Frankfurt Die genossenschaftliche GLS Bank rechnet fest damit, dass der allergrößte Teil ihrer 210.000 Kunden die neue Extra-Gebühr von fünf Euro pro Monat akzeptieren. Zum Jahresanfang will die sozial-ökologisch ausgerichtete Bank aus Bochum einen sogenannten Grundbeitrag berechnen. „Wir erwarten, dass ein bis zwei Prozent der Kunden kündigen“, sagte GLS-Chef Thomas Jorberg am Mittwoch.

Jorberg geht zugleich davon aus, dass die Kundenzahl weiter wächst. Im vergangenen Jahr kamen per saldo rund 18.000 neue Kunden dazu. Auch im Januar registrierte die GLS Bank rund 2000 neue Kunden. „Bisher können wir nicht sagen, dass die Kündigungen durch den GLS-Beitrag gestiegen sind“, so Jorberg.

Die Einführung eines Grundbeitrags ist ein Novum in der deutschen Bankenlandschaft. Die GLS Bank hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, dass sie an einem „Grundsolidarbeitrag“ für ihre Leistungen arbeitet. Anfang Dezember hatten Mitglieder der Bank auf einer außerordentlichen Generalversammlung für den Grundbeitrag gestimmt. Er wird zusätzlich zur Kontoführungsgebühr von 3,80 Euro im Monat erhoben und soll der GLS Bank jährlich rund zehn Millionen Euro bringen.

Für die Kunden läuft der Grundbeitrag also auf eine Gebührenerhöhung hinaus. Damit wiederum geht die GLS Bank so vor wie derzeit viele Sparkassen, Volksbanken und private Banken. Zahlreiche Geldhäuser haben in den vergangenen Monaten ihre Girokonten verteuert oder verlangen für einzelne Dienstleistungen höhere oder erstmals Preise. Die Banken wollen auf diese Weise mehr Geld einnehmen, weil sie durch die niedrigen Zinsen mit Krediten und Einlagen weniger verdienen.


Gewinn steigt deutlich

Das spürt auch die GLS Bank. Die Zinsmarge sei im vergangenen Jahr von 1,74 auf 1,6 Prozent gesunken und werde dieses Jahr wohl auf 1,5 Prozent fallen, so Jorberg. Er betonte, dass der neue Grundbeitrag von fünf Euro nötig sei, damit die Bank ihr Geschäft „gut, sinnvoll und werteorientiert“ führen könne. So finanziert das Geldhaus zum einem großen Teil Vorhaben rundum erneuerbare Energien, soziale Projekte und nachhaltiges Wohnen sowie Unternehmen aus der Bio-Szene, etwa den Kosmetikhersteller Weleda und die Molkerei Andechser. Engagements in Rüstungs- oder Gentechnikunternehmen sind tabu.

Im vergangenen Jahr verdiente die GLS Bank nach Steuern 6,2 Millionen Euro, gut 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Grund für das Gewinnplus war, dass die Bank mehr Kredite vergeben hat. Das gesamte Kreditvolumen stieg um 15 Prozent auf knapp 2,5 Milliarden Euro. Auch der Provisionsüberschuss kletterte.

Die GLS Bank sorgte 2016 auch für Aufsehen, weil sie den Dispozins für private Kunden abschaffte. Er liegt jetzt bei null Prozent. Von vermögenden Kunden verlangt sie – wie etliche andere Geldhäuser mittlerweile auch – einen Strafzins von 0,4 Prozent. Wer mehr als eine Million Euro auf dem Konto hat, muss ihn berappen.

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