Handelsblatt-Podium „Gold steht vor einer neuen Aufwärtsphase“

Zwei Anlageprofis diskutieren, wie sich der Goldpreis weiterentwickelt, für welche Investoren sich Edelmetall überhaupt eignet – und ob Barren und Münzen tatsächlich noch als „sicherer Hafen“ taugen.

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Gold Quelle: Getty Images

Die Invest ist Deutschlands größte und bekannteste Anlegermesse. Jedes Jahr öffnet sie für zwei Tage in Stuttgart ihre Pforten. Diskutiert werden stets aktuelle heiße Anlagetrends. Auf dem Handelsblatt-Podium sprachen Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Geschäftsführer bei Degussa Goldhandel und Thomas Bichler, Fondsmanager bei der österreichischen Investmentgesellschaft Raiffeisen Capital Management darüber, wie aussichtsreich derzeit die Investition in Gold ist.

Herr Wrzesniok-Roßbach, Herr Bichler, Gold hat in diesem Jahr eine Berg- und Talfahrt hingelegt. Zunächst kletterte der Preis unerwartet deutlich, danach drehte der Trend aber wieder nach unten – jetzt kämpft die Notierung mit der 1200-Dollar-Marke. Kehrt bei Gold-Anlegern allmählich Ernüchterung ein?

Bichler: Wenn man von Gold spricht, dann muss man aufpassen, von welcher Währung man ausgeht. Investoren aus dem Euro-Raum sind glücklich in diesem Jahr. Die sind bei 15 Prozent plus. Glücklich sind die Anleger auch auf Sicht der vergangenen zwei Jahre – da liegen sie bei einem Plus von 30 Prozent. Anders sieht es aus, wenn man sich die Goldpreis-Entwicklung in Dollar ansieht. Die Volatilität, die hier reingekommen ist, basiert in erster Linie auf Wechselkursentwicklungen. Ein Gold-Investor aus dem Euro-Raum ist sozusagen verbündet mit Mario Draghi, dem Chef der europäischen Zentralbank: Je schwächer der Euro ist, desto besser ist seine Gold-Anlage.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Seit den Hochständen vom Spätsommer 2011 hat der Goldpreis aber sowohl in Euro als auch in Dollar deutlich nachgegeben. Ist das Edelmetall auf lange Sicht eher Reinfall als sicherer Hafen?

Bichler: Eines muss man vorweg sagen, wenn wir von Gold im Portfolio reden: Ein sicherer Hafen im Sinne von „Anlage ohne Schwankungen“ ist Gold definitiv nicht. Die Schwankungen bewegen sich in dem Bereich, in dem auch globale Aktien sind. Wer also ein Gold-Investment tätigen will und sagt, ich möchte eine gerade, ruhige Preislinie haben: bitte nicht! Der Markt hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es nicht so ist. Gold ist aber in dem Sinn ein sicherer Hafen, dass ich niemanden habe, der ausfallen kann. In gewisser Weise ist Gold eine Art Versicherung. Wenn aber kein Versicherungsfall eintritt, dann zahlt man trotzdem die Prämie dafür. Und entwickeln sich andere Anlageklassen sehr gut, dann ist das Edelmetall daher nicht gerade in Mode.

Sehen wir derzeit trotzdem das Ende einer langjährigen Durstrecke und den Auftakt zu einem neuen Aufwärtstrend oder ist es ein letztes Aufbäumen vor einem erneuten Niedergang der Goldpreise?

Wrzesniok-Roßbach: Was wir hier momentan beobachten, ist schon der Anfang einer neuen Aufwärtsphase. Es wird allerdings nicht eine Entwicklung geben, wie in den Jahren 2006 bis 2011. Dass also massiv Investoren – insbesondere aus den angelsächsischen Ländern – in Gold-ETFs investieren. Die hatten damals sehr viel Gold aus dem Markt genommen hatten, was zu stark steigenden Preise führte.
Bichler: Goldfonds-Investoren waren damals ein sehr starker Treiber und da ist in den vergangenen zwei, drei Jahren wieder Geld rausgeflossen. Hier hat es also Markteilnehmer gegeben, die sehr stark verkauft haben und das hat den Goldpreis sehr stark belastet. Gold ist kein Rohstoff, der verbraucht wird. Wird Gold verkauft, dann muss es jemand kaufen.

Was spricht momentan für Gold?

Wrzesniok-Roßbach: Was dafür sorgt, dass sich die Goldpreise trotz stark steigender Aktienkurse zumindest stabil entwickeln, ist eine kräftige physische Nachfrage. Wenn wir zum Beispiel den Absatz von physischem Gold bei uns im ersten Quartal 2015 vergleichen mit dem ersten Quartal 2014, dann verzeichnen wir in etwa den doppelten Absatz.


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