Generation 50 plus Die besten Jahre zur Vorsorge nutzen

Ein Leben im Ruhestand, frei von finanziellen Sorgen will sorgfältig vorbereitet werden. Eine frühzeitige Weichenstellung ist hierbei von Vorteil. Finanzberater helfen bei der Strukturierung von Einnahmen, Ausgaben, Vermögen und Schulden.

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FRANKFURT. Der Glückliche lebt nach eigener Anschauung vermutlich stets "in den besten Jahren". Im Volksmund hat sich die Bezeichnung "Menschen in den besten Jahren", neudeutsch "Best Ager" oder "Generation 50 plus", allerdings für die wachsende, finanzkräftige Gruppe der 50- bis 64-Jährigen herauskristallisiert. Bereits 15 Millionen Menschen zählt das Statistische Bundesamt in Deutschland zu dieser Altersgruppe. 2030 dürften ältere Menschen ab 50 fast die Hälfte der Bevölkerung stellen, da die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach zu ihnen gehören.

Die Lebensausrichtung der Generation 50 plus ist so unterschiedlich wie die Menschen selbst: Viele ernten in dieser Phase die Früchte ihrer beruflichen Karriere, andere genießen bereits die Freiheit des Vorruhestands oder der Rente. In der Regel gehört diese Generation zu den gesunden und wohlhabendsten Menschen der Gesellschaft.

Bereits heute liegt nach Schätzungen von Finanzexperten in ihren Händen die Hälfte des Geldvermögens privater Haushalte von gut vier Billionen Euro; in den nächsten 40 Jahren werden es zwei Drittel sein. Zudem steigt die Lebenserwartung der Deutschen auf durchschnittlich rund 80 Jahre. Mit Wohlstand und Gesundheit sind aber auch die Ansprüche gestiegen: Viele Menschen erfüllen sich Reise-Träume, besondere Konsumwünsche oder gehen kostspieligen Hobbys nach.

Diese Lebensideen spielen in eine finanzielle Standortbestimmung hinein, wie sie Finanzberater empfehlen. "Etwa zehn Jahre vor dem Ruhestand sollte man sich Gedanken darüber machen, wo man steht und was man später einmal tun möchte", sagt Eberhard Beer, Seniorberater der auf Menschen ab 50 Jahren ausgerichteten Frankfurter Finanzberatung "Die Alten Hasen". In diesem Alter bleibe noch genügend Zeit bis zum Beginn des Rentenalters, Dinge in die gewünschte Richtung zu steuern.

Dabei gilt es stets, die individuellen Ziele und Wünsche in Einklang mit den Gegebenheiten zu bringen. Auf finanzieller Seite sollte man zunächst den Bedarf definieren, rät Beer. Welchen Aktivitäten möchte ein künftiger Senior nachgehen, welche Reisen plant er. Zu berücksichtigen sind zudem finanzielle Verpflichtungen, etwa eine Hypothek für eine Wohnimmobilie oder der Unterhalt für Kinder in der Ausbildung. Auch Ausgaben für eine besondere Gesundheitsversorgung zählen dazu. Auf der anderen Seite stehen Einnahmen und Vermögen: Wie weit wird die gesetzliche Rente reichen? Welche private Vorsorge gibt es oder fehlt noch?

"Es macht Sinn, sein Vermögen rechtzeitig so zu strukturieren, dass man im Alter etwas davon hat", sagt Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Handelsblatt-Serie beschäftigt sich mit den zentralen Aspekten dieses Themas: Vermögensstrukturierung, private Vorsorge, Immobilien, Steuern, Geldanlage, Versicherungen sowie Erben und Vererben.

Doch viele Menschen machen sich rund ein Jahrzehnt vor Beginn ihres Ruhestands offenbar noch kein konkretes Bild davon, wie viel Geld sie im Alter benötigen. Knapp die Hälfte der 50- bis 60-Jährigen hat nach einem Bericht des Institutes für Demoskopie Allensbach ihre künftige finanzielle Lage noch nicht genau berechnet. Die meisten meinen überdies, das dies kaum möglich sei.

Finanzberater helfen bei der Strukturierung von Einnahmen, Ausgaben, Vermögen und Schulden. Manche Finanzinstitute wie die Postbank richtet sogar ein besonders "Augenmerk auf Senioren". Die Bonner Bank hat ein spezielles Seniorenmarketing eingerichtet. Außerdem berät ein Gremium aus älteren Kunden die Banker regelmäßig etwa darüber, welche Finanzthemen dieser Altersklasse wichtig sind.

Für andere wie die Deutsche Bank gehört individuelle, Lebenszyklus-begleitende Beratung zum "normalen" Beratungsgeschäft. "Mit einer umfangreichen Finanzanalyse, der Finanz- und Vermögensplanung, prüfen wir die individuelle Situation und empfehlen jedem Kunden eine auf seine persönlichen Ziele maßgeschneiderte Strategie", sagt Ulrich Stephan, Leiter Private Banking bei der Deutschen Bank.

Ob man sich nun an einen Bankexperten oder einen unabhängigen Honorarberater wendet: Am Anfang steht der Kassensturz. Zusammen prüfen Berater und Kunde, ob der Bedarf zu den finanziellen Möglichkeiten passt und wie beides angeglichen werden kann.

Ein oft diskutiertes Thema ist dabei nach Erfahrung der Berater, ob ein großzügiges Eigenheim noch zu den künftigen Lebensumständen passt. "Es gibt recht viele Menschen, die im Verhältnis zu ihrem verfügbaren Einkommen und liquiden Vermögen einen riesigen Immobilienbesitz haben", sagt Berater Beer. Er empfiehlt, eine solche Entscheidung so wenig emotional wie möglich zu betrachten.

Wer sich dazu durchringen könne, etwa ein zu großes Haus zu verkaufen, befreie sich und oft auch seine Kinder nicht nur von einer Verpflichtung, sondern schaffe zusätzliches freies Kapital zum Leben. Denn für eine zusätzliche lebenslange Rente über monatlich 1 000 Euro ab dem Alter von 60 Jahren benötige man immerhin rund 200 000 Euro, rechnet der Versicherer Delta Lloyd vor.

Da die gesetzliche Rente bereits heute längst nicht mehr aus reicht, um den Lebensstandard zu halten, "gehört das Thema private Altersvorsorge in jedes Beratungsgespräch", sagt Verbraucherschützer Bieler. Mit 50 Jahren könne man bis zum Rentenbeginn schon noch etwas ansparen, meint er. Helfen können dabei nach wie vor die staatliche Förderung privater Vorsorge und die betriebliche Altersvorsorge, auf die jeder Arbeitnehmer Anspruch hat.

Jeder Rentenversicherungspflichtige sollte zunächst Zulagen oder Steuerbonus bei der Riester-Rente mitnehmen, sind sich Finanzberater einig. Einem 50-Jährigen empfiehlt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten noch einen defensiv ausgerichteten Fondssparplan. Ab 55 Jahren müsse es wegen der Planungssicherheit dann aber ein Banksparplan oder eine kostengünstige Rentenversicherung sein.

Mehr als einige hundert Euro sollte sich ein 50-Jähriger von den jährlich maximal geförderten 2 100 Euro beim Riestern allerdings nicht erhoffen, meint Bieler. Als heimliches Steuersparmodell für Ältere mit gutem Einkommen hat sich laut Bieler die Rürup-Rente entpuppt. Hier kann man künftig bis zu 20 000 Euro im Jahr als Vorsorge von der Steuer abziehen. Allerdings wird die Rürup-Rente als starr kritisiert, da sie nicht kündbar und nur als Rente auszahlbar ist.

Ohnehin empfiehlt sich für jeden, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Für ideal halten Berater einen Mix aus gesetzlicher und privater Rente sowie etwa einen Auszahlplan aus Anlagekapital. "Gerade im Alter möchte man flexibel sein, falls man kurzfristig Geld braucht", sagt Rudnik. Da nütze es nichts, wenn man hohe Summen in eine Basisrente angelegt habe und nicht an das Kapital heran komme.

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